Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Augenblick lang schien die gesamte Bar die beiden zu beobachten; dann besannen sich alle wieder auf sich selbst und kehrten zu ihrem Geplauder und ihren Cocktails zurück.
    »Evan, das ist Cormoran Strike«, sagte Ciara. Sie brachte ihren Mund dicht an Duffields Ohr heran, und Strike ahnte, dass sie ihm zuflüsterte: »Er ist Jonny Rokebys Sohn!«
    »Alles klar, Kumpel?«, fragte Duffield, streckte ihm die Hand hin, und Strike schlug ein.
    Wie bei anderen Frauenhelden, die Strike kannte, waren Duffields Stimme und sein Benehmen leicht affektiert. Vielleicht veränderten diese Männer sich in der Gesellschaft vieler Frauen; vielleicht war es auch ihre Methode, ihre Opfer in Sicherheit zu wiegen. Duffield bedeutete seinen Begleitern mit einer Handbewegung, zur Seite zu rücken, um Platz für Ciara zu machen. Die Brünette war jetzt sichtlich geknickt. Strike blieb es überlassen, sich einen niedrigen Hocker an den Tisch zu ziehen und Ciara zu fragen, was sie trinken wolle.
    »Oh, einen Boozy-Uzi«, sagte sie. »Nehmen Sie mein Geld, Sweetie.«
    Ihr Cocktail roch stark nach Pernod; für sich selbst bestellte Strike ein Mineralwasser und kam mit beidem an den Tisch zurück. Ciara und Duffield saßen sich fast Nase an Nase gegenüber, während sie sich unterhielten; als Strike die Drinks abstellte, wandte Duffield sich ihm zu.
    »Und was machst du so, Cormoran? Music Biz?«
    »Nein«, sagte Strike. »Ich bin Detektiv.«
    »Ohne Scheiß?«, fragte Duffield. »Wen soll ich denn diesmal umgebracht haben?«
    Die Gruppe um ihn herum gestattete sich, schief und unsicher zu lächeln.
    »Mach keine Witze, Evan«, sagte Ciara.
    »Ich mache keine Witze. Wenn ich welche mache, merkst du’s garantiert, weil sie dann verdammt komisch sind.«
    Die Brünette kicherte.
    »Ich hab gesagt, dass ich keine Witze mache«, knurrte er.
    Die Brünette zuckte zusammen, als hätte er sie geohrfeigt. Die anderen in der Gruppe schienen sich trotz der räumlichen Nähe leicht zurückzuziehen; sie nahmen ein eigenes Gespräch auf, aus dem Ciara, Strike und Duffield vorübergehend ausgeschlossen blieben.
    »Das war nicht nett, Evan«, sagte Ciara, aber es klang nicht wirklich vorwurfsvoll, und Strike sah, dass sie der Brünetten einen erbarmungslosen Blick zuwarf.
    Duffield trommelte mit den Fingern auf die Tischkante.
    »Was für ’ne Art Detektiv bist du also, Cormoran?«
    »Privatdetektiv.«
    »Evan, Darling, Cormoran ist von Loolys Bruder angeheuert worden, um …«
    Aber Duffield schien etwas Interessantes oder jemand Interessanten an der Bar entdeckt zu haben, denn er sprang auf und verschwand in der Menge.
    »Er leidet immer ein bisschen an ADHS «, sagte Ciara entschuldigend. »Außerdem ist er immer noch total durch den Wind wegen Looly. Das ist er wirklich«, beteuerte sie halb verärgert, halb amüsiert, als Strike die Augenbrauen hochzog und zu der üppigen Brünetten hinübersah, die jetzt ein leeres Mojitoglas in den Händen hielt und missmutig dreinblickte. »Sie haben da was auf Ihrem schicken Sakko«, flötete Ciara und beugte sich vor, um etwas wegzuschnippen, das Strike für Pizzakrümel hielt. Wieder stieg ihm das süße, würzige Parfüm in die Nase, und der silberne Stoff ihres Kleids war so steif, dass er wie eine Rüstung von ihrem Körper abstand und ihm einen ungehinderten Blick auf die kleinen weißen Brüste mit den muschelrosa Spitzen gewährte.
    »Was ist das für ein Parfüm?«
    Sie hielt ihm ihr Handgelenk unter die Nase.
    »Guys neueste Kreation«, sagte sie. »Es heißt Éprise – französisch für ›verliebt‹, wissen Sie?«
    »Ja.«
    Duffield bahnte sich mit einem frischen Drink in der Hand den Rückweg durch die Menge, deren Gesichter sich ihm wie von seiner Aura angezogen nachdrehten. Seine Beine in den engen Jeans glichen schwarzen Pfeifenreinigern, und mit seinen dunkel schattierten Augen sah er aus wie ein verderbter Pierrot.
    »Evan, Baby«, sagte Ciara, als Duffield wieder Platz genommen hatte. »Cormoran ermittelt wegen …«
    »Er hat Sie schon beim ersten Mal gehört«, unterbrach Strike sie. »Fangen Sie lieber nicht noch mal davon an …«
    Seiner Ansicht nach musste der Schauspieler auch ihn gehört haben. Duffield kippte seinen Drink hinunter und beteiligte sich mit ein paar Kommentaren an dem Gespräch der anderen. Ciara nahm einen kleinen Schluck von ihrem Cocktail, dann tippte sie Duffield an.
    »Wie geht’s mit dem Film, Sweetie?«
    »Großartig. Na ja. Kaputter Drogendealer. Nicht besonders