Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
Strike den jüngeren Sicherheitsmann an, der ihn jetzt am Oberarm zupfte, »sonst werfe ich Sie aus dem Fenster dort drüben.«
Der junge Mann ließ nicht los, sondern sah Bestigui an, als erwarte er weitere Anweisungen.
Die glitzernden dunklen Augen des Produzenten starrten Strike durchdringend an. Er ballte seine Schlägerhände zu Fäusten und streckte dann wieder die Finger. Nach mehreren Sekunden sagte er plötzlich: »Sie reden einen Scheiß.«
Aber er wies die Sicherheitsleute nicht an, Strike aus seinem Büro zu schleppen.
»Der Fotograf hat am frühen Morgen des achten Januar auf dem Gehweg gegenüber Ihrem Haus gestanden. Der Kerl weiß gar nicht, was er da abgelichtet hat. Wenn Sie nicht darüber sprechen möchten, soll mir das recht sein. Polizei oder Presse – Sie haben die Wahl. Das Ergebnis ist letztlich das gleiche.«
Strike machte ein paar Schritte in Richtung Tür. Das überraschte die Sicherheitsleute, die ihn noch an den Armen hielten, und brachte sie vorübergehend in eine absurde Position, so als hielten sie ihn zurück.
»Verschwindet«, wies Bestigui seine Lakaien abrupt an. »Ich rufe euch, wenn ich euch brauche. Und macht die Tür hinter euch zu.«
Die beiden gingen. Als die Tür ins Schloss gefallen war, sagte Bestigui: »Also gut, wie auch immer Ihr beschissener Name ist, Sie haben fünf Minuten.«
Strike ließ sich unaufgefordert in einen der schwarzen Ledersessel vor Bestiguis Schreibtisch fallen, während der Produzent auf die andere Seite zurückkehrte und ihn mit einem harten, kalten Blick musterte, der nicht allzu viel Ähnlichkeit mit dem hatte, den Strike von dessen zukünftiger Exfrau kannte; dies war der nüchtern abschätzende Blick eines Zockers. Bestigui griff nach einem Päckchen Zigarillos, zog einen schwarzen Glasaschenbecher zu sich heran und griff nach einem goldenen Feuerzeug.
»Also gut, lassen Sie hören, was diese angeblichen Fotos zeigen«, sagte er und blinzelte durch den beißenden Rauch wie ein Filmmafioso.
»Die Silhouette«, sagte Strike, »einer Frau, die vor einem Ihrer Wohnzimmerfenster auf dem Balkon kauert. Sie scheint nackt zu sein, aber wie Sie und ich wissen, trägt sie Unterwäsche.«
Bestigui paffte einige Sekunden lang, dann nahm er den Zigarillo aus dem Mund und sagte: »Blödsinn. Von der Straße aus wäre das nicht zu erkennen gewesen. Der Boden des Balkons ist aus Stein, da gibt’s aus diesem Winkel nichts zu sehen. Sie stochern im Nebel.«
»In Ihrem Wohnzimmer brannte Licht. Man sieht ihre Umrisse durch die Lücken im Balkongeländer. Platz hatte sie ausreichend, weil die Pflanzenkübel noch nicht dastanden, nicht wahr? Manche Leute können der Versuchung einfach nicht widerstehen, einen Tatort nachträglich zu verändern, selbst wenn sie erst einmal davongekommen sind.« Im Plauderton fügte Strike hinzu: »Es sollte so aussehen, als habe es dort draußen nie genug Platz für eine kauernde Gestalt gegeben, stimmt’s? Aber Sie können nicht zurückgehen und die Realität per Photoshop verändern. Ihre Frau war am idealen Ort, um ganz genau mitzubekommen, was sich auf Lula Landrys Balkon vor dem Sturz ereignet hat. Ich stelle mir den Ablauf folgendermaßen vor«, fuhr Strike fort, während Bestigui weiter durch den Rauch seines Zigarillos blinzelte. »Ihre Frau und Sie hatten Streit, während sie sich ausgezogen hat, um zu Bett zu gehen. Vielleicht hatten Sie ihren im Bad gebunkerten Stoff entdeckt oder sie dabei überrascht, wie sie ein paar Lines gezogen hat. Also haben Sie beschlossen, sie angemessen zu bestrafen, indem Sie sie bei Minusgraden auf den Balkon sperrten. Man könnte sich vielleicht fragen, weshalb eine ganze Horde Paparazzi nicht mitbekommen hat, dass über ihren Köpfen eine fast nackte Frau auf den Balkon hinausgeschubst wurde, aber es hat heftig geschneit, und sie sind vermutlich auf und ab gestampft, um sich warmzuhalten, und ihre Aufmerksamkeit war auf die Straße gerichtet, weil sie auf Lula Landry und Deeby Macc warteten. Und Tansy hat keinen Laut von sich gegeben, nicht wahr? Sie hat sich geduckt und versteckt gehalten; sie wollte sich vor dreißig Fotografen nicht halbnackt zu erkennen geben. Vielleicht haben Sie sie auch genau in dem Augenblick hinausgestoßen, in dem Lulas Wagen um die Ecke kam. Kein Mensch hätte zu Ihrem Balkon hinaufgesehen, während Lula Landry in ihrem Kleidchen aufkreuzte.«
»Sie reden einen Scheiß«, sagte Bestigui. »Sie haben überhaupt keine Fotos.«
»Ich habe nie
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