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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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hatte. Diese Trennung war von einer völlig anderen Qualität als diejenigen, die sie vom Zaun gebrochen hatte und von denen keine – so schmerzhaft und chaotisch sie auch gewesen sein mochten – etwas Endgültiges gehabt hatte.
    Charlotte würde erst Ruhe geben, wenn sie ihm aus purer Vergeltungssucht so viel Schaden wie möglich zugefügt hatte. Dass sie ihm heute Morgen ins Büro gefolgt und eine Szene gemacht hatte, war zweifelsohne bloß ein Vorgeschmack auf das, was ihm in den kommenden Monaten oder gar Jahren blühen würde. Er kannte niemanden, der einen auch nur annähernd vergleichbaren Rachedurst besaß.
    Strike humpelte zum Tresen, besorgte sich ein zweites Bier und kehrte zu seinem Tisch zurück, um weiter seinen finsteren Grübeleien nachzuhängen. Die Trennung von Charlotte brachte ihn an den Rand echter Armut. Er war so hoch verschuldet, dass allein John Bristow ihn noch von einem Schlafsack in einem dunklen Hauseingang trennte. Wenn Gillespie tatsächlich das Darlehen zurückforderte, mit dem er die Kaution für sein Büro bezahlt hatte, würde Strike auf der Straße enden.
    (»Ich hoffe, Sie sind wohlauf, Mr. Strike. Mir ist aufgefallen, dass Ihre Rate für diesen Monat noch nicht eingegangen ist … Ich darf sie doch in den nächsten Tagen erwarten?«)
    Und schließlich (wenn er sich schon mit den Unzulänglichkeiten seines Lebens beschäftigte, weshalb sollte er sich da nicht gleich einen vollständigen Überblick verschaffen?) war da noch die jüngst erfolgte Gewichtszunahme von satten zehn Kilo. Er fühlte sich nicht nur fett und schlaff; die zusätzlichen Pfunde stellten auch eine völlig unnötige Belastung für seine Unterschenkelprothese dar, die derzeit auf der Messingstange unter dem Tisch ruhte. Der Extraballast scheuerte den Stumpf wund und war der Grund für sein immer stärker werdendes Humpeln. Der nächtliche Fußmarsch durch London mit der Sporttasche auf der Schulter hatte das Ganze nur noch verschlimmert. Doch er war fest entschlossen gewesen, seine Reise in die Armut so kostengünstig wie möglich anzutreten.
    Er trat erneut an den Tresen, um ein drittes Bier zu bestellen. Wieder am Tisch unter der Kuppel angekommen, zog er sein Handy heraus und rief einen Bekannten bei der Metropolitan Police an, dessen Freundschaft er – obwohl sie erst wenige Jahre zählte – unter außergewöhnlichen Umständen gewonnen hatte.
    Genau wie Charlotte die einzige Person war, die ihn »Bluey« nannte, war Detective Inspector Richard Anstis der Einzige, der ihn mit »Mystic Bob« anredete. Und genau diesen Namen bellte er in den Hörer, sowie er die Stimme seines Freundes vernahm.
    »Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte Strike.
    »Schieß los!«
    »Wer hat im Fall Lula Landry ermittelt?«
    Während Anstis die entsprechenden Informationen heraussuchte, erkundigte er sich nach Strikes Geschäften, seinem rechten Bein und seiner Verlobten, was Strike zu drei Lügen in Folge zwang.
    »Freut mich zu hören«, sagte Anstis fröhlich. »Also, hier hab ich Wardles Nummer. Er ist in Ordnung, ein bisschen selbstverliebt, aber immer noch besser als Carver, dieses Arschloch. Ich werde bei Wardle ein gutes Wort für dich einlegen. Wenn du willst, kann ich ihn gleich anrufen.«
    Strike zog eine Touristenbroschüre aus einem Holzständer an der Wand und schrieb Wardles Nummer neben ein Foto der Horse Guards.
    »Komm doch mal vorbei«, sagte Anstis. »Und bring Charlotte mit.«
    »Ja, auf jeden Fall. Ich melde mich. Momentan hab ich ziemlich viel um die Ohren.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, saß Strike eine Zeit lang tief in Gedanken versunken da, dann rief er einen weitaus älteren Bekannten als Anstis an – einen Bekannten, dessen Lebensweg die genau entgegengesetzte Richtung eingeschlagen hatte.
    »Du bist mir noch einen Gefallen schuldig, Kumpel«, sagte Strike. »Ich hätte gerne ein paar Informationen.«
    »Worüber?«
    »Sag du’s mir. Ich bräuchte was, um mich bei einem ganz bestimmten Bullen beliebt zu machen.«
    Das Gespräch dauerte fünfundzwanzig Minuten, immer wieder unterbrochen von Pausen, die jedes Mal länger und bedeutungsschwangerer wurden, bis Strike endlich eine ungefähre Adresse und zwei Namen erhalten hatte, die er ebenfalls auf die Broschüre schrieb – außerdem eine Warnung, die er sich nicht notierte, aber zu Herzen nahm. Die Unterhaltung endete versöhnlich. Dann wählte Strike laut gähnend Wardles Nummer.
    Fast augenblicklich antwortete eine laute, barsche

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