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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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natürlich nicht, wie hätte er das auch wissen sollen?«, beendete er den Satz, sprach dabei aber mehr zu sich selbst als zu Robin.
    Er sah auf sein Handgelenk. Offenbar war seine billige Armbanduhr bei dem Treppensturz irgendwo aufgeschlagen. Sie war um Viertel vor eins stehen geblieben.
    »Wie viel Uhr ist es?«
    »Zehn vor fünf.«
    »Schon so spät?«
    »Ja. Brauchen Sie noch irgendwas? Ich kann auch länger bleiben.«
    »Nein, ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
    Er sagte das so angespannt, dass Robin, anstatt aufzustehen und ihre Sachen zu holen, wie versteinert sitzen blieb.
    »Was wird denn jetzt passieren?«
    Strike war damit beschäftigt, knapp unterhalb des Knies an seinem Bein herumzufummeln.
    »Gar nichts. Sie haben in letzter Zeit einfach zu viele Überstunden gemacht. Ich wette, Matthew ist froh, wenn Sie zur Abwechslung mal früher heimkommen.«
    Durch das Hosenbein hindurch konnte er den Sitz der Prothese unmöglich korrigieren.
    »Bitte, Robin, gehen Sie«, sagte er und sah sie dabei an.
    Sie zögerte, stand dann auf und griff nach ihrem Mantel und der Handtasche.
    »Danke«, sagte er. »Dann bis morgen.«
    Sie ging. Er lauschte auf ihre Schritte auf der Treppe, damit er endlich das Hosenbein hochkrempeln konnte, aber er hörte nichts. Die Glastür ging wieder auf, und sie stand erneut vor ihm.
    »Sie erwarten jemanden«, sagte sie, eine Hand an der Tür. »Hab ich recht?«
    »Vielleicht«, sagte Strike. »Aber das tut nichts zur Sache.«
    Mit einem Lächeln versuchte er, ihre Anspannung, ihre Ängstlichkeit zu vertreiben.
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen.« Und als auch das keine Wirkung zeigte, ergänzte er: »Ich habe früher ein bisschen geboxt, in der Army.«
    Robin schnaubte unsicher. »Ja, das haben Sie erwähnt.«
    »Wirklich?«
    »Mehrmals. An dem Abend, als Sie … Sie wissen schon.«
    »Ach so. Richtig. Also, es stimmt.«
    »Aber wen erwarten Sie?«
    »Matthew würde es nicht gutheißen, wenn ich Ihnen das verriete. Gehen Sie jetzt heim, Robin, wir sehen uns dann morgen.«
    Und diesmal ging sie wirklich, wenn auch widerwillig. Er wartete ab, bis er die Tür hinaus auf die Denmark Street zuschlagen hörte, dann krempelte er das Hosenbein hoch und schnallte die Prothese ab, um sein geschwollenes Knie und den geröteten, wunden Beinstumpf zu untersuchen. Er fragte sich, welche Verletzungen er sich bei seinem Sturz wohl zugezogen hatte, aber heute Abend hatte er keine Zeit, um den Schaden von einem Fachmann begutachten zu lassen.
    Im Nachhinein bereute er fast, dass er Robin nicht gebeten hatte, ihm noch etwas zu essen zu besorgen. Immer mit einer Hand am Schreibtisch, an der Oberkante des Aktenschranks oder an der Sofalehne, um nicht umzukippen, hüpfte er unbeholfen durch sein Büro und machte sich eine Tasse Tee. Er ließ sich auf Robins Stuhl nieder, um den Tee zu trinken, aß dort eine halbe Packung Vollkornkekse und betrachtete dabei lange Jonah Agyemans Gesicht. Das Paracetamol richtete rein gar nichts gegen die Schmerzen in seinem Bein aus.
    Als er die Kekse aufgegessen hatte, sah er wieder auf sein Handy. Robin hatte mehrmals versucht, ihn anzurufen, John Bristow zwei Mal. Strike hoffte, dass von den drei Menschen, mit deren Besuch er heute Abend eventuell rechnete, Bristow als Erster auftauchen würde. Wenn die Polizei einen konkreten Beweis für einen Mord verlangte, konnte allein sein Klient ihn liefern (auch wenn ihm das vielleicht nicht klar war). Falls stattdessen Tony Landry oder Alison Cresswell in seiner Tür stehen sollten, darf ich mich nur nicht … Strike schnaubte kurz, weil ihm unwillkürlich die Wendung »auf dem falschen Fuß erwischen lassen« in den Sinn gekommen war.
    Aber es wurde sechs und dann halb sieben, ohne dass jemand geklingelt hätte. Strike cremte den Stumpf mit Salbe ein und schnallte unter Höllenqualen die Prothese wieder an. Vor Schmerz stöhnend, humpelte er in sein Büro, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und löste mit einer Geste der Kapitulation die Riemen um das falsche Bein, bevor er den Kopf auf die Arme sinken ließ, um seinen müden Augen ein paar Minuten Ruhe zu gönnen.

2
    Schritte auf der Eisentreppe. Strike setzte sich abrupt auf und fragte sich, ob er fünf oder fünfzig Minuten geschlafen hatte. Jemand klopfte an die Glastür.
    »Kommen Sie rein, es ist offen!«, rief er und vergewisserte sich kurz, dass sein Hosenbein die nicht angeschnallte Prothese verdeckte.
    Zu Strikes großer Erleichterung betrat John Bristow den

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