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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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mit metallgezacktem Rand, und darunter kam die raue Unterseite des weißen Leders zum Vorschein. Auf den ersten Blick war nichts weiter zu erkennen, doch dann entdeckte er einen schmalen hellblauen Streifen entlang der steifen stoffbezogenen Pappe, die der Tasche Stand gab. Er hob die Pappe an und sah darunter ein zusammengefaltetes hellblaues Stück Papier liegen, das in krakeliger Handschrift beschrieben war.
    Strike stopfte das Innenfutter wieder in die Tasche, schob sie eilig an ihren Platz zurück und zog aus der Innentasche seines Jacketts eine Klarsichthülle, in die er das hellblaue Blatt Papier steckte, das er aufgefaltet, aber noch nicht gelesen hatte.
    Er schloss die Mahagonitür und öffnete die nächste. Hinter der vorletzten Tür stieß er auf einen Safe, der mit einem digitalen Tastenfeld gesichert war.
    Strike zog eine zweite Klarsichtfolie aus der Jacke, stülpte sie über die Hand und begann, eine Reihe von Tasten zu drücken, doch noch ehe er den ersten Testlauf absolviert hatte, hörte er draußen eine Bewegung. Hastig versenkte er die Klarsichthülle in seiner Hosentasche, drückte die Schranktür so leise wie möglich zu und kehrte ins Schlafzimmer zurück, wo sich die Pflegerin eben über Yvette Bristow beugte. Als sie ihn hörte, drehte sie sich um.
    »Falsche Tür«, erklärte Strike. »Ich dachte, hier ginge es ins Bad.«
    Er verschwand in dem kleinen angeschlossenen Badezimmer, schloss die Tür ab und las, bevor er um der Pflegerin willen die Toilettenspülung drückte und den Wasserhahn aufdrehte, Lula Landrys auf dem Briefpapier ihrer Mutter verfasstes und von Rochelle Onifade bezeugtes Testament.
    Als er ins Zimmer zurückkehrte, hatte Yvette Bristow die Augen noch immer nicht wieder aufgeschlagen.
    »Sie schläft«, erklärte ihm die Pflegerin. »Sie schläft fast nur noch.«
    »Ja«, sagte Strike, während das Blut in seinen Ohren rauschte. »Bitte richten Sie ihr meine Grüße aus, wenn sie wieder aufwacht. Ich muss jetzt leider gehen.«
    Gemeinsam schritten sie den gemütlichen Flur entlang.
    »Lady Bristow scheint wirklich sehr krank zu sein«, sagte Strike.
    »Oh ja, das ist sie«, sagte die Pflegerin. »Sie kann jeden Moment sterben. Es geht ihr ganz und gar nicht gut.«
    »Ich glaube, ich habe im Wohnzimmer etwas liegen lassen«, erklärte Strike plötzlich und bog ab in das gelbe Zimmer, in dem er vorhin gewartet hatte, beugte sich dort über das Sofa, sodass die Pflegerin nur seinen Rücken sah, und setzte behutsam den Hörer auf die Gabel zurück.
    »Ach ja, da ist es ja«, sagte er und tat so, als würde er etwas in seine Tasche stopfen. »Nun denn, vielen Dank für den Kaffee.«
    Er hatte die Hand schon an der Klinke, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Ihre Valiumsucht hat sich also nicht gebessert?«, fragte er.
    Die Pflegerin lächelte ihn nichtsahnend und milde an.
    »Die ist so schlimm wie eh und je, aber inzwischen kann ihr das nicht mehr schaden. Ganz ehrlich«, sagte sie, »ich würde diesen Ärzten ja was erzählen! Nach den Daten auf den Schachteln zu urteilen, hat sie sich jahrelang von dreien gleichzeitig Rezepte ausstellen lassen.«
    »Äußerst unprofessionell«, bestätigte Strike. »Noch einmal vielen Dank für den Kaffee. Auf Wiedersehen.«
    Im nächsten Moment eilte er die Stufen hinab, das Handy schon in der Hand und so aufgeregt, dass er sich nicht auf seine Schritte konzentrierte und im letzten Stockwerk unter einem lauten Schmerzensschrei mit der Prothese von der Treppenstufe abrutschte. Sein Knie verdrehte sich, und er polterte schwer und ungebremst sechs weitere Stufen hinab, bevor er liegen blieb, mit atemberaubenden, feurigen Schmerzen in Knie und Stumpf, als wäre das Bein gerade erst abgetrennt worden, als wären die Narben noch nicht verheilt.
    »Fuck. Fuck! «
    »Alles in Ordnung?«, rief die Pflegerin von oben herunter und beugte sich über das Geländer, sodass ihr Gesicht auf dem Kopf zu stehen schien.
    »Es geht schon … Nichts passiert!«, brüllte er hinauf. »Bin nur ausgerutscht. Keine Sorge. Fuck, fuck, fuck «, stöhnte er leise, während er sich am Treppengeländer hochzog und es nicht wagte, seine Prothese wieder voll zu belasten.
    So schwer wie möglich auf das Geländer gestützt, humpelte er die letzten Stufen abwärts; halb hüpfend durchquerte er die Eingangshalle, um sich schließlich an die schwere Haustür zu klammern und sich auf die Stufen vor dem Haus zu hieven.
    Die Schulkinder zogen eben in hell- und dunkelblauen

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