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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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sein rechtes Bein belastete, umso peinigender wurden die Schmerzen.
    Seit ein Uhr mittags hatte Robin alle zehn Minuten versucht, Strike zu erreichen, ohne dass er auch nur einen ihrer Anrufe entgegengenommen hätte. Sie probierte es gerade ein weiteres Mal, als er unter enormen Schwierigkeiten die Eisentreppe zu seinem Büro erklomm, indem er sich mit beiden Händen am Geländer hinaufzog. Sobald sie sein Handy im Treppenhaus klingeln hörte, eilte sie auf den Absatz hinaus.
    »Da sind Sie ja! Ich versuche seit Ewigkeiten, Sie anzurufen, Sie haben haufenweise … Was ist denn los, ist alles in Ordnung?«
    »Es geht mir gut«, log er.
    »Nein, das … Was ist passiert?«
    Sie eilte ihm entgegen. Er war kalkweiß und verschwitzt und sah aus, als würde er sich jeden Moment übergeben.
    »Haben Sie getrunken?«
    »Nein, ich habe nicht getrunken, verfluchte Scheiße!«, fuhr er sie an. »Ich habe … Bitte entschuldigen Sie! Ich hab nur Schmerzen. Ich muss mich setzen.«
    »Was ist denn passiert? Lassen Sie mich …«
    »Ich schaff das schon. Kein Problem. Ich komme zurecht.«
    Mühsam zog er sich auf den Treppenabsatz hoch und schleppte sich zum Sofa. Als er sich mit seinem vollen Gewicht darauf fallen ließ, meinte Robin, tief in der Polsterung etwas knacksen zu hören, und dachte unwillkürlich: Wir brauchen ein neues . Und gleich darauf: Aber ich werde dann nicht mehr hier sein.
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie wieder.
    »Ich bin die Treppe runtergefallen«, sagte Strike keuchend und immer noch im Mantel. »Wie ein absoluter Volltrottel.«
    »Was für eine Treppe? Was war denn los?«
    Ihre gleichermaßen entsetzte und neugierige Miene ließ ihn trotz seiner Höllenqualen lächeln.
    »Ich habe mich mit niemandem geprügelt, Robin. Ich bin bloß ausgerutscht.«
    »Ach so, ich verstehe. Sie sind ein bisschen … Sie sehen ein bisschen blass aus. Und Sie haben sich bestimmt nichts getan? Ich könnte ein Taxi rufen … Vielleicht sollten Sie zum Arzt gehen.«
    »Das ist nicht nötig. Haben wir irgendwo noch Schmerztabletten?«
    Sie brachte ihm Wasser und Paracetamol. Er nahm ein paar Tabletten, streckte dann die Beine aus, verzog das Gesicht und fragte: »Was war hier inzwischen los? Hat Graham Hardacre Ihnen ein Bild geschickt?«
    »Ja«, sagte sie und eilte zurück an ihren Computer. »Hier.«
    Mit einer schnellen Mausbewegung und einem Klick ließ sie das Porträt von Lieutenant Jonah Agyeman auf dem Bildschirm erscheinen.
    Schweigend betrachteten sie das Antlitz eines jungen Mannes, dessen unbestreitbare Attraktivität nicht einmal von den riesigen Ohren beeinträchtigt wurde, die er von seinem Vater geerbt hatte. Die dunkelrot-schwarz-goldene Uniform stand ihm ausgezeichnet. Das Lächeln unter den hohen Wangenknochen war leicht schief, das Kinn energisch und die Haut dunkelbraun mit einem leichten Stich ins Rötliche wie frisch aufgebrühter Tee. Er strahlte den gleichen sorglosen Charme aus wie Lula Landry – etwas Undefinierbares, das dazu verleitete, sein Gesicht länger anzusehen.
    »Er sieht ihr wirklich ähnlich«, stellte Robin leise fest.
    »Allerdings. War sonst was los?«
    Robin schien aus ihrer Versunkenheit aufzuschrecken.
    »Oh Gott, ja … Vor einer halben Stunde hat John Bristow angerufen und gesagt, dass er Sie nicht erreichen kann, und außerdem hat Tony Landry drei Mal angerufen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Was hat er gesagt?«
    »Er war absolut … Also, beim ersten Anruf wollte er Sie sprechen, und als ich ihm erklärte, dass Sie nicht hier seien, hat er einfach aufgelegt, bevor ich ihm Ihre Handynummer geben konnte. Beim nächsten Mal verlangte er, dass Sie ihn auf der Stelle zurückrufen, und hatte schon aufgelegt, bevor ich ihm auch nur sagen konnte, dass Sie immer noch nicht zurück seien. Aber beim dritten Anruf, da war er einfach … also … da war er fuchsteufelswild. Und schrie mich an.«
    »Ich hoffe, er ist nicht unverschämt geworden.« Strike sah sie finster an.
    »Eigentlich nicht. Jedenfalls nicht mir gegenüber … Dafür ist er über Sie hergezogen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Ich wurde nicht richtig schlau daraus, aber er bezeichnete John Bristow als ›dummes Arschloch‹, und dann schimpfte er, dass Alison ihren Job hingeworfen hätte, was in seinen Augen wohl irgendwie Ihre Schuld sein muss, weil er immerzu brüllte, er würde Sie verklagen und beruflich ruinieren und so weiter.«
    »Alison hat gekündigt?«
    »Ja.«
    »Hat er gesagt, woher sie … Nein,

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