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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Schilderungen festgehalten hatte, die Broschüre aus dem Tottenham und Bristows Visitenkarte zu einer neuen Akte zusammenstellen wollte, bemerkte er, dass die Schubladen aufgeräumt, der Computermonitor abgestaubt, die leeren Tassen und der Unrat weggeräumt waren und ein leichter Allzweckreinigerduft in der Luft hing. Neugierig öffnete er die Kaffeekasse und entdeckte dort die in Robins säuberlicher runder Handschrift verfasste Notiz, der zufolge er ihr zweiundvierzig Pence für Schokoladenkekse schuldete. Strike nahm vierzig Pfund von Bristows Geld aus seinem Portemonnaie und legte sie in die Dose; nach kurzem Nachdenken zählte er überdies zweiundvierzig Pence in Münzen ab und legte sie auf die Scheine.
    Danach nahm Strike einen der von Robin ordentlich in die oberste Schreibtischschublade sortierten Kugelschreiber und schrieb auf ein leeres Blatt Papier das heutige Datum, gefolgt von seinen bisherigen Unternehmungen. Unter anderem nahm er die Gespräche mit Anstis und Wardle samt ihren Telefonnummern in die Akte auf (die Kontaktdaten jenes anderen Bekannten, der ihn mit nützlichen Namen und Adressen versorgt hatte, jedoch nicht). Die Notizen, die er sich beim Gespräch mit Bristow gemacht hatte, riss er aus dem Buch und heftete sie separat ab.
    Schließlich teilte Strike dem neuen Fall eine Nummer zu, die er zusammen mit der Erläuterung Ungeklärter Todesfall: Lula Landry auf den Rücken des Aktendeckels schrieb, bevor er diesen an seinen Platz am äußersten rechten Rand des Regals stellte.
    Jetzt endlich öffnete er den Umschlag, der laut Bristow jene zentralen Hinweise enthielt, die der Polizei entgangen waren. Die ordentliche, flüssige Handschrift des Anwalts neigte sich auf den eng beschriebenen Zeilen leicht nach links. Wie Bristow angekündigt hatte, befasste sich ihr Inhalt hauptsächlich mit einem Mann, den er den »Läufer« nannte.
    Der Läufer war ein groß gewachsener Schwarzer, dessen Gesicht von einem Schal verdeckt wurde und der von der Überwachungskamera eines Nachtbusses aufgenommen worden war, der von Islington ins West End fuhr. Er hatte den Bus ungefähr fünfzig Minuten vor Lula Landrys Tod bestiegen. Die nächsten Bilder von ihm stammten von einer Überwachungskamera in Mayfair. Er war um 1.39 Uhr in Richtung von Landrys Wohnung gegangen und mitten im Bild stehen geblieben, um auf einen Zettel zu sehen. Evtl. Adresse oder Wegbeschreibung? , hatte Bristow hilfsbereit dazu notiert.
    Dann war er weitergegangen.
    Die nächste Aufnahme derselben Kamera zeigte den Läufer, wie er um 2.12 Uhr daran vorbeirannte und verschwand. Zweiter Schwarzer rennt ebenfalls – evtl. Komplize? Ertappter Autodieb? Autoalarm um dieselbe Zeit in der Nähe , hatte Bristow angemerkt.
    Schließlich gab es noch Aufnahmen eines dem Läufer auffällig ähnlichen Schwarzen , der später in jener Nacht auf einer Straße in der Nähe des mehrere Meilen entfernten Gray’s Inn Square unterwegs gewesen war – immer noch vermummt , so Bristows Notiz.
    Strike hielt inne, um sich die Augen zu reiben, und verzog vor Schmerz das Gesicht, weil er das Veilchen vergessen hatte. Er befand sich in jenem leicht benommenen, unruhigen Zustand, der von völliger Erschöpfung zeugte. Begleitet von einem langen, grunzenden Seufzen machte er sich an Bristows Notizen, den Kugelschreiber in der Hand, um jederzeit eigene Anmerkungen hinzufügen zu können.
    Bristow mochte ja in seiner Kanzlei, die ihn mit den edlen geprägten Visitenkarten versorgte, das Gesetz sachlich und objektiv auslegen. Der Inhalt des Umschlags hingegen bestärkte Strike in seinem Verdacht, dass das Privatleben seines Klienten von einer völlig ungerechtfertigten Obsession bestimmt war. Woher Bristows Besessenheit in Bezug auf diesen sogenannten Läufer auch stammte – ob er eine heimliche Furcht vor jenem urbanen Schreckgespenst, dem sprichwörtlichen und selbstverständlich kriminellen schwarzen Mann, hegte oder ob sie eine tiefere, persönlichere Ursache hatte –, es war undenkbar, dass die Polizei dem Läufer und seinem Kompagnon (oder Komplizen oder Autodieb) nicht auf den Zahn gefühlt hatte. Strike war sich sicher, dass die Beamten gute Gründe gehabt hatten, ihn von der Liste der Verdächtigen zu streichen.
    Mit einem herzhaften Gähnen wandte sich Strike der zweiten Seite der Notizen zu.
    Um 1.45 Uhr fühlte sich Derrick Wilson, der in dieser Nacht am Empfangstresen eingeteilte Mann vom Sicherheitsdienst, unwohl und ging zur Toilette, wo er etwa

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