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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Ohne dabei auch nur zu lächeln.
    »Deeby Macc«, sagte der nervöse Journalist. »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.«
    Eine ausgestreckte weiße Hand schob sich ins Bild. Deeby ballte seine eigene zur Faust. Die weiße Hand machte eine ungelenke Bewegung, dann stießen die Knöchel der beiden Fäuste gegeneinander. Aus dem Off ertönte verächtliches Gelächter. Dann war das Video zu Ende.
    »›Die Motherfucker von der Presse haben sie aus dem Fenster getrieben‹«, wiederholte Strike und rollte seinen Stuhl auf die ursprüngliche Position zurück. »Interessanter Standpunkt.«
    Er spürte, wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte, und angelte es hervor. Dass Charlotte ihm eine SMS schickte, jagte einen Adrenalinstoß durch seinen Körper, als hätte er soeben ein sprungbereites Raubtier neben sich entdeckt.
    Ich bin am Freitagmorgen zwischen 9 und 12 nicht daheim, falls du deine Sachen abholen willst.
    »Was?«
    Hatte Robin nicht gerade etwas gesagt?
    »Ich sagte, hier ist ein ziemlich gemeiner Artikel über ihre leibliche Mutter.«
    »Okay. Lesen Sie vor.«
    Er ließ das Handy in die Hosentasche zurückgleiten. Während er seinen Kopf wieder über Mrs. Hooks Akte beugte, hallten seine Gedanken kreuz und quer durch seinen Schädel, als hätte dort jemand einen Gong geschlagen.
    Charlottes SMS klang beunruhigend vernünftig: Sie täuschte reife Gelassenheit vor. Damit verlieh sie ihrem unendlich komplizierten Zwist eine neue, bislang unbekannte Note. Verhalten wir uns wie Erwachsene. Wahrscheinlich würde sie ihm ein Messer zwischen die Schulterblätter rammen, sobald er ihre Wohnung betrat; vielleicht würde er im Schlafzimmer auf ihren leblosen Körper stoßen – mit aufgeschnittenen Pulsadern in einer getrockneten Blutlache, vor dem Kamin.
    Robins Stimme war wie das Dröhnen eines Staubsaugers im Hintergrund. Er konnte sich nur unter beträchtlicher Anstrengung darauf konzentrieren.
    »›… verkaufte die romantische Geschichte ihrer Beziehung zu einem jungen Schwarzen jedem Boulevardblatt, das bereit war, dafür zu bezahlen. In der Erinnerung ihrer damaligen Nachbarn hat Marlene Higsons Geschichte allerdings wenig Romantisches. Sie ging anschaffen , so Vivian Cranfield, die über Higson lebte, als diese bereits mit Landry schwanger gewesen sein musste. Die Männer gingen zu jeder Tages- und Nachtzeit bei ihr ein und aus. Woher hätte sie wissen sollen, wer der Vater war? Da kam doch jeder infrage. Sie wollte das Kind überhaupt nicht. Ich weiß noch, wie das kleine Mädchen ganz allein im Hausflur saß und weinte, während ihre Mutter einen Freier bediente. Das arme Ding war noch in den Windeln und konnte kaum laufen … Irgendjemand hat dann wohl das Jugendamt verständigt und das keine Minute zu früh! Die Adoption war das Beste, was dem Mädchen passieren konnte.
    Die Wahrheit wird Landry, die sich in der Presse ausführlich über das glückliche Wiedersehen mit ihrer lange verschollenen leiblichen Mutter ausgelassen hat, mit ziemlicher Sicherheit vor den Kopf stoßen …‹ Der Artikel wurde übrigens vor Lulas Tod geschrieben«, erklärte Robin.
    »Aha«, sagte Strike und klappte schlagartig den Aktenordner zu. »Wie wär’s mit einem Spaziergang?«

2
    Die beiden Kameras auf den hohen Masten wirkten wie bösartige Schuhschachteln. Die leeren schwarzen Zyklopenaugen überwachten die von Fußgängern wimmelnde und verkehrsreiche Alderbrook Road. Auf beiden Straßenseiten befanden sich eine Menge kleinerer Geschäfte, Bars und Cafés. Doppeldeckerbusse polterten auf eigens für sie reservierten Fahrspuren vorüber.
    »Hier wurden die Aufnahmen von Bristows sogenanntem Läufer gemacht«, bemerkte Strike und wandte der Alderbrook Road den Rücken zu, um die weitaus ruhigere Bellamy Road in Augenschein nehmen zu können, die – gesäumt von großen, erhabenen Anwesen – in den exklusiven Wohnbezirk im Herzen Mayfairs führte. »Er ist zwölf Minuten nach ihrem Sturz hier vorbeigekommen … auf dem schnellsten Weg von den Kentigern Gardens. Die Nachtlinie hält hier, und auf ein Taxi muss man auch nicht lange warten – obwohl ein Taxi zu nehmen nicht unbedingt ein cleverer Schachzug wäre, wenn man gerade eine Frau ermordet hat.«
    Erneut konsultierte er einen hoffnungslos zerfledderten Stadtplan. Allem Anschein nach befürchtete Strike nicht im Geringsten, für einen Touristen gehalten zu werden. Warum auch, dachte Robin. Bei seiner Statur.
    Während ihrer kurzen Zeit als

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