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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Aushilfskraft hatte man von Robin immer wieder Dinge verlangt, die ganz und gar nicht im Rahmen einer üblichen Sekretärinnentätigkeit gelegen hatten. Daher hatte sie Strikes Vorschlag, spazieren zu gehen, zunächst einigermaßen irritiert. Beruhigenderweise schien es Strike nicht auf einen Flirt anzulegen. Sie hatten den langen Weg hierher mehr oder weniger schweigend zurückgelegt. Strike hatte nur gelegentlich auf den Stadtplan gesehen und schien ansonsten tief in Gedanken.
    Erst als sie die Alderbrook Road erreicht hatten, hatte er endlich den Mund aufgemacht: »Wenn Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches auffällt, das mir entgangen sein sollte, oder wenn Ihnen eine zündende Idee kommt, dann sagen Sie mir Bescheid, ja?«
    Das fand sie wiederum sehr aufregend; Robin war stolz auf ihre Beobachtungsgabe – einer der Gründe, weshalb sie seit ihrer Kindheit diese heimliche Faszination für den Berufsstand des Mannes neben ihr gehegt hatte. Aufmerksam sah sie sich auf der Straße um und versuchte sich vorzustellen, was ein Mann um zwei Uhr in einer verschneiten Nacht bei Minusgraden hier wohl im Schilde führen mochte.
    »Da lang«, sagte Strike, bevor sie zu tieferen Einsichten gelangen konnte, und sie gingen Seite an Seite die Bellamy Road hinunter, die eine leichte Biegung nach links machte. Sie kamen an etwa sechzig fast identisch aussehenden Häusern vorbei. Von Blumentöpfen flankierte weiße Treppenstufen mit kurzen Geländern führten zu glänzend schwarzen Eingangstüren. Hin und wieder stießen sie auf Marmorlöwen oder Messingplaketten mit Namen und Berufsbezeichnungen. Hinter den Fenstern glitzerten Kronleuchter, und eine offen stehende Tür gab den Blick auf einen mit Schachbrettmuster gefliesten Flur, mehrere Ölgemälde in Goldrahmen und ein Treppenhaus im georgianischen Stil frei.
    Unterdessen grübelte Strike über die Informationen nach, die Robin heute Morgen aus dem Internet gefischt hatte. Wie zu erwarten, entsprach Bristows Behauptung, dass die Polizei keinen Versuch unternommen hätte, den Läufer und seinen Kompagnon ausfindig zu machen, nicht der Wahrheit. Inmitten der oft reißerischen Berichterstattung, die in den Tiefen des Internets überlebt hatte, war Robin auf – offenbar erfolglose – Aufrufe an die beiden Männer gestoßen, sich zu erkennen zu geben.
    Anders als Bristow sah Strike darin keine Inkompetenz der Behörden und erst recht keinen Hinweis darauf, dass ein möglicher Mordverdächtiger laufen gelassen worden war. Der Autoalarm, der ungefähr zur selben Zeit losging, als die beiden Männer aus der Umgebung flüchteten, stellte eine durchaus plausible Begründung dar, weshalb sie sich nicht bei der Polizei gemeldet hatten. Darüber hinaus war Bristow – im Gegensatz zu Strike, der viele frustrierende Erfahrungen mit den unscharfen Schwarz-Weiß-Aufnahmen dieser Apparate gemacht hatte – wohl nicht mit der Tatsache vertraut, dass die Überwachungskameras Bilder von unterschiedlicher Qualität lieferten, was eine Identifikation unter Umständen deutlich erschweren konnte.
    Außerdem war Strike aufgefallen, dass Bristow sowohl im Gespräch als auch in seinen Aufzeichnungen kein Wort über die DNS -Spuren verloren hatte, die in der Wohnung seiner Schwester gesichert worden waren. Da die Polizei den Läufer und seinen Freund schnell aus ihren Ermittlungen ausgeschlossen hatte, vermutete er stark, dass man keine fremde DNS sichergestellt hatte. Natürlich war sich Strike darüber im Klaren, dass ein verbohrter Fanatiker Nichtigkeiten wie fehlende DNS auf eine Verschwörung oder auf eine nachträgliche Manipulation des Tatorts zurückführen würde. Solche Leute sahen nur, was sie sehen wollten, und waren der unbequemen, unerbittlichen Wahrheit gegenüber blind.
    Die Google-Recherchen des heutigen Morgens ließen aber auch eine andere Erklärung für Bristows Fixierung auf den Läufer zu: Seine Schwester hatte bei der Suche nach ihren Wurzeln ihre leibliche Mutter aufgespürt, die jedoch, selbst wenn man die Effekthascherei der Presse außen vor ließ, als zwielichtige Person gelten durfte. Enthüllungen jener Art, wie Robin sie im Internet gefunden hatte, waren nicht nur für Landry, sondern sicherlich auch für ihre Adoptivfamilie höchst unangenehm gewesen. Ob Bristows Labilität (denn Strike konnte beim besten Willen nicht behaupten, dass sein Klient den Eindruck eines ausgeglichenen Menschen machte) dem Glauben geschuldet war, dass die in vielerlei Hinsicht vom Glück

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