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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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stand, den er niemals wiedersehen würde, erschien ihm das in der Tat unglaublich.
    Er durchlebte einen letzten Moment des Wahnsinns, einen winzigen Augenblick zwischen zwei Herzschlägen wie jenen vor fünf Tagen, als er ihr hinterhergestürzt war: Was, wenn er einfach hierblieb und wartete, bis sie zurückkam, ihr makelloses Gesicht in seine Hände nahm und sagte: »Wollen wir es noch einmal versuchen?«
    Doch sie hatten es bereits versucht, wieder und wieder und wieder, und jedes Mal, wenn der erste Sturm gegenseitiger Leidenschaft abflaute, hob die grässliche Vergangenheit erneut ihr Haupt und warf ihren Schatten auf all ihre Bemühungen um einen Neubeginn.
    Zum letzten Mal schloss er die Wohnungstür hinter sich. Der wiehernde Nachbar war verschwunden. Strike trug die vier Kartons auf den Gehweg hinunter und wartete auf ein Taxi.

5
    Strike hatte Robin angekündigt, dass er an ihrem letzten Morgen erst spät ins Büro kommen werde. Er hatte ihr den Ersatzschlüssel gegeben und sie gebeten, sich selbst einzulassen.
    Sein beiläufiger Gebrauch des Wortes »letzter« hatte sie leicht gekränkt. Er bedeutete ihr unmissverständlich, dass Strike die Tage gezählt hatte, bis er sie wieder loswerden konnte – ganz unabhängig davon, wie gut sie miteinander ausgekommen waren (wenn auch auf eine zurückhaltende, professionelle Weise); wie viel besser sein Büro inzwischen organisiert und wie viel sauberer die grässliche Toilette hinter der Glastür war; wie viel professioneller die Klingel wirkte, seit der schäbige danebengeklebte Zettel durch einen ordentlich getippten Namen unter der Plastikabdeckung ersetzt worden war (sie zu entfernen hatte sie eine Viertelstunde und zwei abgebrochene Fingernägel gekostet); wie gewandt sie Nachrichten entgegengenommen und wie gewinnbringend sie mit ihm über den fast sicher nicht existierenden Mörder Lula Landrys diskutiert hatte.
    Dass er sich keine Sekretärin leisten konnte, war offensichtlich. Er hatte nur zwei Klienten; er schien (worauf Matthew ständig hinwies, als wäre es ein Zeichen schrecklichster Verderbtheit, im Büro zu schlafen) keinen festen Wohnsitz zu haben. Robin verstand natürlich, dass es aus Strikes Sicht unsinnig war, sie weiterzubeschäftigen; aber sie freute sich nicht auf Montag. Sie würde ein fremdes Büro betreten (Temporary Solutions hatte die neue Adresse bereits telefonisch durchgegeben); bestimmt ein aufgeräumtes, helles, belebtes Großraumbüro – wie die meisten solcher Büros voll schwatzhafter Frauen, deren Aktivitäten ihr weniger als nichts bedeuteten. Robin glaubte vielleicht nicht an einen Mörder, und sie wusste, dass auch Strike an seiner Existenz zweifelte; aber seine Nichtexistenz beweisen zu wollen fesselte sie.
    Für Robin war die gesamte Woche aufregender gewesen, als sie Matthew gegenüber jemals eingestanden hätte. All die Tätigkeiten – selbst dass sie BestFilms, Freddie Bestiguis Produktionsfirma, zwei Mal täglich anrief und jedes Mal abgewimmelt wurde, wenn sie den Filmproduzenten zu sprechen verlangte – hatten ihr ein Gefühl von Wichtigkeit gegeben, das ihr in ihrem bisherigen Arbeitsleben nur selten beschert gewesen war. Die Denk- und Entscheidungsprozesse anderer Menschen faszinierten sie; sie war auf halbem Weg zum Abschluss eines Psychologiestudiums gewesen, als ein unerwarteter Vorfall sie dazu gezwungen hatte, ihr Studium abzubrechen.
    Es war inzwischen halb elf, und Strike war immer noch nicht im Büro; stattdessen war eine nervös lächelnde, große Frau gekommen, die zu einem orangeroten Mantel ein violettes Strickbarett trug: Mrs. Hook – ein Name, den Robin nur zu gut kannte, weil er zu Strikes einziger weiterer Klientin gehörte. Robin platzierte Mrs. Hook auf dem durchgesessenen Sofa neben ihrem Schreibtisch und machte ihr eine Tasse Tee. (Auf Robins unbehagliche Schilderung des lüsternen Mr. Crowdy hatte Strike billige Teetassen und eine eigene Schachtel Teebeutel gekauft.)
    »Ich weiß, dass ich zu früh dran bin«, sagte Mrs. Hook zum dritten Mal, während sie halbherzig an dem siedend heißen Tee nippte. »Ich kenne Sie nicht; sind Sie neu?«
    »Ich bin nur die Aushilfe«, sagte Robin.
    »Wie Sie sich sicher denken können, geht es um meinen Mann«, fuhr Mrs. Hook, die offenbar nicht zugehört hatte, fort. »Bestimmt haben Sie andauernd mit Frauen wie mir zu tun, oder nicht? Die das Schlimmste erfahren wollen. Ich habe endlos lange gezögert. Aber es ist besser, Klarheit zu haben, nicht wahr? Das

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