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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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schmutzigen Kissen lagerten und dösten und dumpf über die wichtigen spirituellen Konzepte zu diskutieren versuchten, in denen die Kinder unterwiesen werden sollten.
    Die siebenjährige Lucy hatte sich nach Haaren gesehnt, wie sie die Mädchen aus der Karibik trugen. Auf der langen Fahrt zurück nach St. Mawes, die das Ende ihres Lebens in Brixton markierte, äußerte sie auf dem Rücksitz des Morris Minor von Onkel Ted und Tante Joan den sehnlichen Wunsch nach Zöpfen mit eingeflochtenen Perlen. Strike erinnerte sich noch daran, dass Tante Joan gelassen zugestimmt hatte, dieser Stil sei wirklich sehr hübsch, während im Rückspiegel eine senkrechte kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen zu sehen gewesen war. Joan hatte sich bemüht – im Lauf der Jahre zunehmend erfolglos –, Leda vor den Kindern nicht zu verunglimpfen. Und Strike hatte nie erfahren, wie Onkel Ted herausbekommen hatte, wo sie wohnten; er wusste nur, dass Lucy und er selbst eines Tages in das besetzte Haus zurückgekommen waren und dort den hünenhaften Bruder ihrer Mutter angetroffen hatten, der mitten im Raum stand und Shumba eine blutige Nase androhte. Binnen zwei Tagen gingen Lucy und er wieder zur Grundschule St. Mawes, die sie jahrelang nur unregelmäßig besucht hatten, knüpften an alte Freundschaften an, als wären sie nie fort gewesen, und legten rasch den Akzent ab, den sie sich zur Tarnung angeeignet hatten, wo auch immer Leda sich mit ihnen niedergelassen hatte.
    Strike hatte die Wegbeschreibung, die Derrick Wilson Robin diktiert hatte, nicht gebraucht, denn er kannte das Phoenix Café in der Coldharbour Lane. Shumba und ihre Mutter waren gelegentlich mit ihnen dorthin gegangen: ein winziger, braun gestrichener Bau, eine Art Schuppen, in dem man (wenn man kein Vegetarier war wie Shumba und ihre Mutter) Riesenportionen von Rührei und Frühstücksspeck und ziegelroten Tee in großen Bechern serviert bekam. Das Café sah noch beinahe genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte: gemütlich, eng und schmuddelig, mit Spiegelwänden, die das Bild von Resopaltischen mit Holzmaserung zurückwarfen, schmutzigen dunkelroten und weißen Fliesen und einer tapiokafarbenen Deckentapete, die an einigen Stellen schimmelig war. Die stämmige Bedienung, eine Mittvierzigerin, hatte kurzes geglättetes Haar und trug baumelnde orangerote Plastikohrringe; sie trat beiseite, um Strike am Tresen vorbeizulassen.
    Ein kräftig gebauter Kreole saß allein an einem Tisch und las die Sun unter einer Kunststoffuhr mit der Aufschrift Pukka Pies.
    »Derrick Wilson?«
    »Yeah? Und Sie sind … Strike?«
    Strike schüttelte Wilsons große, trockene Hand und setzte sich. Er schätzte, dass Wilson fast so groß war wie er selbst. Muskeln, aber auch Fettpolster füllten die Ärmel seines Sweatshirts aus; der Sicherheitsmann trug sein Haar kurz, war glatt rasiert und hatte schöne, mandelförmige Augen. Strike bestellte die Fleischpastete mit Kartoffelpüree von der handgekritzelten Speisentafel hinter dem Tresen und freute sich darüber, dass er die 4,75 Pfund als Betriebsausgaben würde absetzen können.
    »Yeah, die Pastete mit Püree ist gut«, sagte Wilson.
    Ein leichter karibischer Anklang gab seinem Londoner Akzent eine besondere Note. Seine Stimme war tief, ruhig und gemessen. Strike konnte sich vorstellen, dass er in der Uniform eines Sicherheitsmanns beruhigend wirkte.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Ich weiß das sehr zu schätzen. John Bristow ist mit der amtlich festgestellten Todesursache seiner Schwester nicht einverstanden. Er hat mich engagiert, damit ich mir das Beweismaterial noch mal ansehe.«
    »Yeah«, sagte Wilson, »ich weiß.«
    »Wie viel hat er Ihnen dafür gezahlt, dass Sie mit mir reden?«, fragte Strike beiläufig.
    Wilson blinzelte wie ertappt, dann lachte er, und es gluckste tief in seiner Kehle.
    »Fünfundzwanzig«, sagte er. »Aber wenn’s den Mann glücklich macht, wissen Sie? Es ändert ja nichts. Sie hat sich umgebracht. Aber stell’n Sie ruhig Ihre Fragen. Das macht mir nichts.«
    Er legte die Sun zusammen. Auf der Titelseite war ein erschöpft wirkender Gordon Brown mit schweren Tränensäcken unter den Augen abgebildet.
    »Sie haben der Polizei sicher schon alles gesagt«, begann Strike. Er schlug sein Notizbuch auf und legte es neben das Platzdeckchen. »Aber es wäre gut, aus erster Hand zu hören, was in der fraglichen Nacht passiert ist.«
    »Yeah, kein Problem. Kieran kommt vielleicht auch noch«, fügte

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