Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
hätte komisch ausgesehen, wenn ich dort, wo ich war, eine SMS geschrieben hätte. Aber wenn Sie Nigel Clements, Duffields Agenten, anrufen und um einen Termin bitten könnten, wäre auch das großartig.«
Wie erhofft fiel die Feindseligkeit augenblicklich von ihr ab; als sie wieder sprach, klang ihre Stimme um mehrere Grad wärmer – tatsächlich sogar fast aufgeregt.
»Aber Duffield kann nichts damit zu tun haben, oder doch? Er hatte ein gusseisernes Alibi.«
»Nun, das wird sich zeigen«, sagte Strike bewusst finster. »Und hören Sie, Robin, falls eine weitere Morddrohung eingeht – meist kommen sie montags …«
»Ja?«, fragte sie eifrig.
»Abheften«, sagte Strike.
Er konnte nicht richtig gehört haben – das war höchst unwahrscheinlich; Robin erschien ihm so sittsam –, aber er glaubte zu hören, dass sie »Arsch!« murmelte, als sie auflegte.
Den Rest des Tages verbrachte Strike mit langweiliger, aber notwendiger Basisarbeit. Nachdem Robin ihm die Adresse gesimst hatte, besuchte er den zweiten Club des Tages, diesmal in South Kensington. Der Unterschied zum Barrack war eklatant; der kameraüberwachte Eingang zum Uzi hätte der eines eleganten Privathauses sein können. Anschließend fuhr Strike mit dem Bus zur Charles Street, in der Guy Somé aller Wahrscheinlichkeit nach wohnte, und schritt die mutmaßlich kürzeste Route zwischen der Adresse des Designers und dem Haus ab, vor dem Lula Landry gestorben war.
Am Spätnachmittag machte ihm das Bein wieder schlimmer zu schaffen, und er legte eine Pause ein, um sich auszuruhen und ein Sandwich zu essen, bevor er aufbrach, um sich in der Nähe von Scotland Yard im Feathers mit Eric Wardle zu treffen.
Auch das Feathers war ein viktorianischer Pub; dieser aber hatte riesige, fast wandhohe Fenster, die auf ein großes graues Steingebäude aus den Zwanzigerjahren hinausgingen, das Jacob Epstein mit Statuen geschmückt hatte. Die nächstgelegene dieser Statuen saß über dem Portal und starrte durchs Fenster in den Pub hinein: ein grimmiger Gott, umarmt von seinem kleinen Sohn, dessen Körper unnatürlich verdreht war, um seine Genitalien zur Schau zu stellen. Ihr Schockwert war im Lauf der Jahre auf null gesunken.
Im Feathers surrten, klickten, bimmelten und blitzten Spielautomaten in primärfarbenen Lichtern; die an den Wänden montierten Plasmabildschirme zeigten ohne Ton die Partie West Bromwich Albion gegen Chelsea, während Amy Winehouse aus versteckten Lautsprechern dröhnte und stöhnte. Die Namen verschiedener Ales waren an die cremeweiße Wand hinter der langen Bar gemalt, der gegenüber eine breite Wendeltreppe aus dunklem Holz mit blitzenden Messinghandläufen in den ersten Stock hinaufführte.
Bis er bedient wurde, hatte Strike Zeit, sich umzusehen. Der Raum war voller Männer, von denen die meisten ihr Haar militärisch kurz trugen; nur um einen erhöhten Tisch herum standen in knappen Glitzerkleidchen drei solariumgebräunte Mädchen, warfen ihr künstlich geglättetes wasserstoffblondes Haar zurück und verlagerten ihr Gewicht unnötigerweise von einem Fuß in überhohen High Heels auf den anderen; dabei taten sie, als merkten sie nicht, dass der einzige einzelne Gast, ein gut aussehender, jungenhafter Mann in einer Lederjacke, der in Fensternähe auf einem Barhocker saß, sie Punkt für Punkt mit Kennerblick musterte. Strike ließ sich ein Pint Doom Bar geben und näherte sich ihrem Betrachter.
»Cormoran Strike«, sagte er, als er bei Wardle ankam. Wardle hatte die Art Haar, um die Strike andere Männer beneidete; niemals hätte irgendjemand behauptet, Wardle hätte Schamhaare auf dem Kopf.
»Ich dachte mir schon, dass Sie’s sind«, sagte der Kriminalbeamte und schüttelte ihm die Hand. »Anstis hat gesagt, dass Sie ziemlich groß sind.«
Als Strike sich einen Barhocker heranzog, fragte Wardle ohne weitere Vorrede: »Was haben Sie für mich?«
»Letzten Monat ist am Ealing Broadway ein Mann erstochen worden. Ein Kerl namens Liam Yates? Ein Polizeiinformant, nicht wahr?«
»Ja, er hat ein Messer in den Hals gekriegt. Aber wir wissen, wer es war«, sagte Wardle und lachte herablassend. »Das weiß die Hälfte aller Londoner Gauner. Wenn das Ihre Information …«
»Aber Sie wissen nicht, wo er steckt, stimmt’s?«
Mit einem raschen Blick zu den angeblich arglosen Mädchen zog Wardle sein Notizbuch heraus.
»Bitte weiter.«
»Bei Betbusters in der Hackney Road arbeitet eine gewisse Shona Holland. Sie wohnt zwei Straßen von
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