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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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entstand; trotzdem saßen auf ihrem schmalen Brustkorb zwei pralle, feste Brüste, als hätte sie die just für diesen Tag von einer vollbusigen Freundin geborgt.
    »Wir hätten uns an einem diskreteren Ort treffen können«, kommentierte Strike.
    »Nein, das ist schon in Ordnung, hier weiß schließlich niemand, wer Sie sind. Sie sehen Ihrem Vater überhaupt nicht ähnlich. Ich habe ihn voriges Jahr bei Elton kennengelernt. Freddie kennt ihn. Sind Sie oft mit Jonny zusammen?«
    »Ich bin ihm zwei Mal begegnet«, sagte Strike.
    »Oh«, sagte Tansy.
    Diese eine Silbe drückte Überraschung und Verachtung zu gleichen Teilen aus.
    Charlotte hatte Freundinnen wie Tansy: löwenmähnig, teuer erzogen und gekleidet, alle entsetzt über deren seltsame Vorliebe für den riesigen, mitgenommen aussehenden Strike. Er hatte jahrelang am Telefon und in persönlichen Begegnungen mit ihnen zu kämpfen gehabt: mit ihrer abgehackten Sprechweise, ihren Ehemännern, die Börsenmakler waren, und der spröden Härte, die Charlotte niemals hatte simulieren können.
    »Ich glaube nicht, dass sie überhaupt mit Ihnen reden sollte«, sagte Ursula in einem Tonfall und mit einer Miene, als wäre Strike ein Kellner, der eben seine Schürze abgelegt und sich ungebeten zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte. »Ich glaube, dass du einen großen Fehler machst, Tans.«
    »Ursula«, fiel Bristow ein, »Tansy will nur …«
    »Was ich tue, entscheide ich immer noch selbst«, fauchte Tansy ihre Schwester an, ohne Bristow Beachtung zu schenken, als säße er gar nicht mit am Tisch. »Ich sage nur, was ich gehört habe, das ist alles. Und alles bleibt inoffiziell; das hat John mir zugesichert.«
    Offenbar ordnete auch sie Strike in die Domestikenklasse ein. Er ärgerte sich nicht nur über ihren Tonfall, sondern auch über die Tatsache, dass Bristow Zeugen Zugeständnisse machte, ohne zuvor sein Einverständnis eingeholt zu haben. Wie sollte Tansys Aussage, die doch nur von ihr selbst stammen konnte, inoffiziell bleiben?
    Einige Augenblicke lang studierten alle vier schweigend die kulinarischen Optionen. Ursula legte ihre Speisekarte als Erste weg. Sie hatte bereits ein Glas Wein geleert, schenkte sich nach und sah sich flüchtig in dem Restaurant um, wobei sie kurz eine Blondine aus minderem königlichem Geblüt fixierte, bevor sie fortfuhr: »Dieses Lokal war früher sogar mittags voller fantastischer Leute. Cyprian will immer nur ins verdammte Wiltons, zu all den übrigen Langweilern in Nadelstreifen …«
    »Ist Cyprian Ihr Mann, Mrs. May?«, fragte Strike.
    Er ahnte, dass es sie ansticheln würde, wenn er die unsichtbare Linie übertrat, die sie offenbar zwischen ihnen sah; sie fand ganz sicher nicht, dass die Tatsache, mit ihr an einem Tisch zu sitzen, ihm das Recht gab, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Sie machte ein finsteres Gesicht, und Bristow beeilte sich, die unbehagliche Pause auszufüllen.
    »Ja, Ursula ist mit Cyprian May, einem unserer Seniorpartner, verheiratet.«
    »Deshalb bekomme ich Familienrabatt bei meiner Scheidung«, sagte Tansy mit leicht gequältem Lächeln.
    »Und ihr Ex rastet vollkommen aus, wenn sie die Presse wieder an sich heranlässt«, sagte Ursula, deren dunkler Blick sich in Strikes Augen bohrte. »Sie versuchen, zu einer gütlichen Einigung zu gelangen. Wenn das alles wieder losbricht, könnte es ihre Abfindung in Mitleidenschaft ziehen. Sie müssen also diskret sein.«
    Strike wandte sich höflich lächelnd an Tansy: »Es hat also eine Verbindung zwischen Ihnen und Lula Landry gegeben, Mrs. Bestigui? Ihr Schwager arbeitet mit John zusammen?«
    »Das spielte nie irgendeine Rolle«, sagte sie gelangweilt.
    Der Kellner kam, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Als er wieder gegangen war, zog Strike Notizbuch und Kugelschreiber heraus.
    »Was wollen Sie denn damit?«, fragte Tansy in plötzlicher Panik. »Ich will nicht, dass etwas mitgeschrieben wird! John?« Sie appellierte an Bristow, der sich sichtlich nervös und entschuldigend an Strike wandte.
    »Glauben Sie, Sie könnten nur zuhören, Cormoran, und, ähem, auf Notizen verzichten?«
    »Kein Problem«, sagte Strike bereitwillig. Er zog sein Handy aus der Tasche und steckte Notizbuch und Kugelschreiber ein. »Mrs. Bestigui …«
    »Nennen Sie mich Tansy«, sagte sie, als machte dieses Zugeständnis ihren Einspruch gegen das Notizbuch wett.
    »Danke sehr«, sagte Strike mit einem Anflug von Ironie. »Wie gut kannten Sie Lula?«
    »Oh, fast gar nicht. Sie war ja nur ein

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