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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte Hamish. »Sie müsste sich bei Iona bedanken. Diese Angelleine hat ihr direkt in den Fuß geschnitten.«
    Ich half, die langen Fasern der Schnur abzuschneiden. Als Hamish sie sachte vom Fuß zog, zuckte der Adler zurück. Die Leine hatte durch die Haut tief ins Fleisch geschnitten. Wir konnten in der Wunde blankes Weiß sehen.
    »Sie hat Glück gehabt«, sagte Hamish. »Da drinnen, das ist die Sehne. Wenn die Leine die Sehne durchtrennt hätte, könnte sie mit ihrem Fuß nicht mehr zugreifen. Sie hätte nie mehr einen Fisch fangen können.«
    »Sollen wir sie vielleicht ein paar Tage behalten«, fragte Dad, »bis die Wunde verheilt ist?«
    Hamish schüttelte den Kopf. »Ich werd sie desinfizieren. Dann sollte das wieder verheilen«, sagte er. »Diesen Vögeln geht es in Gefangenschaft nicht so gut, und ihr Partner wird sie ohnehin füttern, wenn sie auf ihren Eiern sitzt.«
    »Also können wir sie jetzt freilassen?«, fragte Iona.
    »Bald«, sagte Hamish. »Willst du mal den kleinen schwarzen Koffer öffnen, Iona?«
    Iona löste die Arretierung und öffnete den Deckel. Drinnen befanden sich eine kleine schwarze Box, ein langer, dünner Draht und ein kleines Gurtgeschirr, das aussah, als passe es einem Teddybären.
    »Das ist ein Satellitensender«, erklärte Hamish. »Neueste GPS-Technologie. Wir schnallen ihn auf ihren Rücken, ein bisschen wie einen Minirucksack. Er übermittelt uns ihrePosition. Man weiß dann, wo in der Welt sie sich gerade befindet. Wir können feststellen, wie hoch sie fliegt und wie schnell. So können wir ihre gesamte Reise nach Afrika und zurück verfolgen.«
    »Genial«, sagte ich.
    »Ist das nicht ein bisschen schwer?« Iona runzelte die Stirn.
    »Nein. Hier, nimm mal.« Hamish gab Iona das Gerät. Sie wog es in ihrer Handfläche und umschloss es mit den Fingern.
    »Aber wie können wir herausfinden, wo sie gewesen ist?«, fragte ich.
    »Ich gebe euch einen speziellen Code«, erwiderte er. »Den tippt ihr in euren Computer ein und dann wird ihre Route auf Google Earth verzeichnet. Vielleicht könnt ihr sogar sehen, in welchem Baum sie Rast macht.«
    »Also können wir wirklich ihren Flug verfolgen?«, fragte Iona.
    »Nein«, sagte Hamish. »Die Satellitenfotos von Google Earth wurden bereits vorher aufgenommen, aber ihr könnt die Orte sehen, über die sie gerade fliegt.«
    Als Hamish die Halteriemen des Senders festzurrte, stieß der Adler mit dem Schnabel gegen die Lederhandschuhe. »Niemand darf von diesem Nest erfahren«, sagte Hamish, »keine Menschenseele. Wenn Neuigkeiten wie diese in die falschen Ohren geraten, kann das unangenehme Nebeneffekte haben. Es gibt Leute, die eine ziemliche Stange Geld zahlen würden, um in den Besitz von Fischadlereiern zu kommen.«
    »Haben wir etwa das Geheimnis nicht bis jetzt bewahrt?« Iona war plötzlich wütend.
    Hamish grinste. »Das habt ihr«, bestätigte er. Er reichte ihr eine kleine Dose. »Und sie wäre jetzt nicht hier, wenn du nicht gewesen wärst. Und deshalb darfst du ihren Beinring aussuchen.«
    Iona durchsiebte mit der Hand die farbigen Metallringe in der Dose.
    »Lass dir ruhig Zeit, Iona!«, sagte ich sarkastisch. »Ihre Eier sind bestimmt schon ausgebrütet, wenn du dich entschieden hast.«
    Sie warf mir einen finsteren Blick zu. »Das muss ordentlich gemacht werden.« Sie pickte sich verschiedene Ringe heraus, untersuchte jeden, als wäre er ein Edelstein. »Hier …« Sie zog einen weißen Ring mit den Buchstaben RS heraus.
    »Warum RS?«, fragte ich.
    »RS … das klingt ein bisschen wie Iris«, sagte Iona. »Wir nennen sie Iris, nach der griechischen Göttin des Windes und des Regenbogens.«
    »Was?«
    »Erinnerst du dich nicht? Wir haben das in der Schule durchgenommen. Iris war eine Götterbotin.«
    »Kein sehr schottischer Name«, stellte ich fest. »Das ist doch ein schottischer Vogel.«
    Iona schaute mich schräg an. »Und was macht sie so schottisch, wenn sie das halbe Jahr in einem anderen Land lebt?«
    Hamish klammerte den Ring ans Vogelbein und lachte. »Ihr seid wie ein altes Ehepaar, das sich immerfort zankt.«
    »Iona hat gewonnen«, gluckste Dad. »Iris – das ist’s.«
    Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
    »Also, Iona«, sagte Hamish, »erweist du uns die Ehre und lässt Iris frei?«
    Iona schaute mich an. »Ich denke, Callum sollte das tun.«
    »Meinst du das im Ernst?«, fragte ich. Ich konnte es nicht glauben.
    Iona lächelte mich an und nickte. »Wir beide

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