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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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den Adler.
    »Schaut«, rief Iona, »der andere Adler!«
    Das Männchen flog über den Horst. Wir hörten seine hohen, schrillen Alarmrufe. Er jagte hinter den Krähen her und schoss durch die Lüfte, aber die Vögel flohen in den Schutz eines dicht mit Kiefernnadeln bewachsenen Astes, wo sie krächzten und sich über ihn lustig machten.
    Mit einem Knirschen landete das Boot am felsigen Ufer. Wir schleppten die Ausrüstung an den Strand und Dad half Hamish in sein Klettergeschirr. Während Hamish höher und höher stieg, sicherte Dad das Seil. Das Adlermännchen flog auf die andere Seite des Sees und beobachtete uns vom Wipfel eines Baumes aus. Hamish arbeitete sich bis zu einemAst unter dem Horst hoch. Der Ast neigte sich unter seinem Gewicht, als sich Hamish auf ihm zum Adlerweibchen vortastete. Ich konnte kaum hinsehen.
    »Er hat sie«, sagte Dad.
    Hamish saß rittlings auf dem Ast und zog den Adler nach oben. Bald war er hinter einem Paar riesiger, um sich schlagender Flügel verschwunden. Einmal hörten wir Hamish aufschreien. Danach drückte er dem Adler die Flügel an den Körper und zwängte ihn in einen Sack aus Segeltuch, den er sich um die Hüften gebunden hatte. Er inspizierte flüchtig das Nest, seilte sich schließlich wie eine Marionette am Faden ab und landete neben uns auf dem Boden.
    »Aufgepasst, sie ist ein bisschen temperamentvoll«, warnte Hamish. Er wischte sich etwas Blut von einem frischen Kratzer am Kinn. »Aber ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.«
    Wir hockten uns direkt neben ihm auf die Erde. Hamish löste die Riemen vom Segeltuch. Drinnen rumorte das Adlerweibchen und ich konnte hören, wie sie mit ihren Krallen am groben Stoff kratzte.
    »Seid ihr bereit?«, fragte Hamish. Sein Gesicht war todernst. »Ich meine: Seid ihr wirklich bereit?«
    Iona und ich beugten uns nach vorn. Wir konnten unseren Blick nicht von dem Bündel lassen.
    Hamish zog sich lange Schutzhandschuhe aus Leder über und dann öffnete er langsam und behutsam den Sack.

Kapitel 12
    Ich war völlig unvorbereitet, das Adlerweibchen so nah vor mir zu sehen. Es war, als wären die Seen und die Berge und der Himmel tief in ihr verborgen, als wäre sie ein kleiner Teil dieser unermesslichen Landschaft und kein anderes Teilchen könne ohne sie existieren.
    »Nimm dir ein Paar Handschuhe, Callum«, sagte Hamish. »Ich brauch jetzt Hilfe.«
    Ich zog mir die dicken Lederhandschuhe bis zu den Ärmeln hoch und legte meine Hände um die angelegten Flügel des Adlerweibchens. Ich dachte, sie wäre wirklich schwer, aber sie war leicht, viel leichter, als ich erwartet hatte, als sei sie selbst aus Luft geschaffen. Meine Hände zitterten. Ich wollte sie nicht verletzen, aber ich wollte auch nicht den scharfen Krallen zu nahe kommen.
    »Sie hat dort oben im Nest drei Eier liegen«, sagte Hamish. »Schau sie dir mal an, während ich dieses Zeug aufbaue.«
    Iona zeigte mir das Bild auf Hamishs Fotohandy. Drei cremeweiße Eier mit schokoladenbraunen Klecksen lagen da in einem Bett aus weichem Gras.
    »Sie ist nun schon eine Weile vom Nest weg«, sagte Hamish. »Wir sputen uns lieber, sonst sterben die Küken noch.«
    Hamish wog den Adler in einem anderen Tragetuch mit Waagschalen. »Gutes Gewicht.« Hamish nickte. »Untersuchen wir sie also.«
    Er breitete behutsam die Flügel aus. Erst den einen, dann den anderen. Das Gefieder war nicht einfarbig braun, sondern hatte alle Schattierungen, vom satten Dunkelbraun frisch gepflügter Ackererde bis zum Blassgold reifer Weizenfelder. Als Hamish die Schwingen gestreckt hatte, war die Spannweite der Flügel so breit, wie ich groß war.
    »Schau dir diese Klauen an«, bemerkte Dad. »Sie können einigen Schaden anrichten.«
    »Ja, der Adler ist eine Fischkillermaschine«, sagte Hamish. »Schau mal hier, der Fuß hat Buckel und dornenartige Schuppen, damit er die schlüpfrigen Fische halten kann.«
    Ich musste einfach ihre Krallen berühren. Ich zog die Handschuhe aus und spürte den glatten, makellosen Krümmungen jeder Kralle und ihrer nadelspitzen Enden nach.
    »Vorsicht«, mahnte Hamish, »wenn sie dich einmal im Griff hat, lässt sie dich nicht mehr los.«
    »Ist sie nicht wunderschön?«, sagte Iona.
    Ich nickte. Aber es waren die Augen des Fischadlers, die mich am meisten faszinierten. Sie waren sonnenblumengelb und leuchtend klar und sie blickten ernst. Als sie mich mit ihren Augen fixierte, war es so, als blickte sie direkt in mich hinein, als bliebe ihr nichts verborgen.
    »Ich glaube,

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