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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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haben sie gerettet.«
    »Also gut«, sagte Hamish. »Also Callum, du brauchst keine Handschuhe. Halte sie einfach so, wie ich es dir gezeigt habe.«
    Mit den Händen umfasste ich die zusammengefalteten Schwingen des Adlers. Die Federn zuoberst waren geschmeidig und weich, aber die Kiele der Flügelfedern fühlten sich unter meinen Fingern wie starke Drähte an.
    »Halt sie ganz fest«, sagte Hamish. »Gesicht zum Wind, und dann wirf sie, so hoch du kannst.«
    Ich drehte Iris in den Wind. Unter meinen Händen spannte sich ihr ganzer Körper. Ihre Muskeln waren fest und stramm. Die weichen Kopffedern kräuselten sich im Wind. Sie richtete die Augen zum Himmel.
    »Jetzt«, sagte Hamish.
    Ich warf sie in die Höhe. In einem einzigen Wirbel ausFlügeln und Federn stieg sie aus meinen Händen in die Lüfte. Ich spürte den Luftzug im Gesicht, als sie mit ihren Schwingen schlug.
    Da flog sie empor, ins Licht der Sonne.
    Eine einzige Feder sank langsam zu Boden.
    Sie war frei.

Kapitel 13
    Am nächsten Morgen brachte ich Robs Fahrrad zurück.
    »Ich hab’s sauber gemacht«, sagte ich.
    Rob war mit Euan und noch ein paar Jungs aus der Schule drunten im Dorf. Sie kickten auf dem steinigen Boden unterhalb des Sportplatzes mit einem Ball herum.
    Rob blickte auf sein Fahrrad herab. »Das ist nicht irgendein Billigrad. Dad hat mir fast den Kopf abgerissen, als ich letzte Nacht ohne Rad nach Hause kam.«
    »Ich weiß«, murmelte ich. »Es tut mir leid.«
    »Was wollte sie überhaupt?«, fragte Rob.
    »Iona?« Ich zuckte die Schultern. »Unwichtig.«
    »Wir haben ewig auf dich gewartet, aber du bist nicht zurückgekommen«, nörgelte Rob. »Wo seid ihr hin? Was habt ihr gemacht?«
    »Es war nichts«, sagte ich gereizt. »Lass es einfach, okay?«
    »Hey, Callum«, rief Euan, »wir brauchen einen Torwart, spielst du mit?«
    Euan kickte mir den Ball zu, aber ich ließ ihn an mir vorbei und in den Graben rollen.
    »Oder willst du vielleicht zurück zu deiner Freundin?«, stichelte Rob.
    Ich packte ihn an der Jacke. »Halt den Mund, Rob«, brüllte ich ihn Auge in Auge an.
    »Sie ist ’ne Irre«, sagte Rob. »Hast du selbst gesagt.«
    Mir brannte die Sicherung durch.
    Ich stieß ihm meine Faust direkt ins Gesicht.
    Rob rappelte sich auf und schlug zurück. Wir stießen und traten uns und fielen über sein Rad. Unter meinem Rücken spürte ich, wie sein Fahrradcomputer auseinanderbrach. Dann war Euan da und zog Rob beiseite, bevor sich die anderen Jungs um uns scharten.
    »Hau ab, Callum«, rief Euan. Er hielt Rob am Arm fest. »Hau einfach ab.«
    Rob und ich starrten uns an. Ich konnte nicht sagen, ob Schmerz oder Hass in seinen Augen lag, aber es war mir auch egal. Ich machte kehrt und ging die Straße entlang, hinaus aus dem Dorf, ohne mich umzudrehen.
    Als ich am See ankam, stand Dads Landrover auf der gegenüberliegenden Seite, in der Nähe des Baumhauses. Iona hockte auf der Motorhaube und trank aus einem dampfenden Becher.
    Über ihren Lippen klebte ein dicker Schnurrbart aus heißer Schokolade. »Was hast du denn mit deinem Gesicht angestellt?«, fragte sie.
    Ich wischte mit dem Ärmel über meinen Mund und hinterließeine Spur aus Blut, Schlamm und Speichel. »Nichts«, sagte ich.
    Sie gab mir ein Papiertaschentuch und ich versuchte das Gröbste wegzuwischen. Oben im Geäst hämmerte und klopfte es.
    »Dein Vater dachte, unser Baum könnte ein paar Schönheitsreparaturen gebrauchen«, sagte Iona.
    »Du hast ihm davon erzählt?«, fragte ich.
    Iona nickte. »Wir haben ihm das mit den Adlern erzählt«, meinte sie, »also spielt es keine Rolle mehr.«
    Durch den Blätterwald konnte ich gerade noch Dads Füße sehen. Zuerst dachte ich, das Hämmern könnte die Adler erschrecken, aber als ich über den See blickte, sah ich nur, wie Iris den Kopf aus dem Nest reckte und uns beobachtete.
    »Die Adler glauben, dass dein Dad ein großer fremder Vogel ist.« Iona lachte. »Hast du gesehen, was er da oben macht?«
    Ich kletterte auf Dads Leiter nach oben. Holzbretter in allen möglichen Größen und Formen lagen zwischen den Ästen. Auch Graham und Hamish befanden sich in der Baumkrone. Sie hatten eine breite Auflage für eine Plattform gezimmert und zogen jetzt die Wände des Baumhauses hoch.
    »Und, wie findest du’s, Callum?«, fragte Dad.
    »Wirklich toll«, sagte ich und guckte mich um. Und so war es auch. Dad, Hamish und Graham hatten den Hauptstammumbaut. Ich konnte bereits sehen, dass das Bauwerk riesig werden würde. »Hier

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