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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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herausfinden, warum sie gebaut wurden und wie das Leben dort drinnen aussah. Arbeitet in Gruppen. Bringt so viel ihr könnt über das Thema in Erfahrung und stellt der Klasse ein Projekt vor.«
    Rob, Euan und ich setzten uns an einen freien Computer und suchten unter »Festungen«.
    »Wie steht’s mit Edinburgh Castle?«, meinte Euan. »Das ist gut.«
    »Fast jeder hat das im vergangenen Schuljahr genommen«, entgegnete Mrs Wicklow. »Ich möchte etwas anderes.«
    Euan murmelte vor sich hin, als Mrs Wicklow das Klassenzimmer verließ.
    Neben uns drehte sich Rob auf seinem Stuhl. Ich durchstöberte alle möglichen Webseiten für Kinder, aber keine davon packte mich wirklich. Ich dachte nur an Iris und wo sie gerade sein könnte. Was konnte sie jetzt sehen? Hatte sie die Pyrenäen überwunden?
    »Komm schon, Rob«, sagte ich. »Glaub ja nicht, dass wir die ganze Arbeit für dich machen.«
    Rob rollte mit seinem Stuhl zu mir rüber und stieß mit meinem zusammen. »Okay, rück mal«, forderte er mich auf. Er tippte Iris’ Code ein.
    »Nicht hier, Rob«, zischte ich. »Wir wollen nicht, dass das irgendjemand sieht.«
    »Los jetzt«, sagte Rob, »die Trollbacke ist doch nicht da.«
    Der Computer brauchte ewig, bis er sich in Google Earth einloggte. Die Zeituhr drehte und drehte sich.
    »Stuhlkreisen!«, kündigte Rob an. »Bist du bereit?«
    Das war unser Ding. Wir wollten die Drehstühle drehen und drehen, von der tiefsten Sitzposition bis zur höchsten und wieder zurück. Der Schnellste würde gewinnen.
    »Drei … zwei … eins … LOS!«, rief Rob.
    Und ab ging es. Wir drehten uns wie die Verrückten. Rundherum und rundherum und rundherum. Ich hielt Arme und Beine angezogen. Rob und Euan neben mir sahen aus wie wirbelnde Farbkleckse.
    Mit einem Knacks schlug mein Sitz in der untersten Position an. »Ich hab gewonnen!«, schrie ich. Euan schaffte es Sekunden nach mir, aber er schaute über mich hinweg und sein Gesicht wurde blass.
    »Callum McGregor!«
    Ich drehte mich um und erstarrte.
    Mrs Wicklow stand hinter mir, Hände in die Hüften gestemmt. Sie wandte sich an die Klasse. »Nun, es scheint, dass Mr McGregor und seine Freunde genug Zeit zum Spielen haben.«
    Alle starrten uns an. In der Klasse war es totenstill.
    »Wollen wir doch mal sehen, was diese drei bei ihren Recherchen herausgefunden haben«, sagte Mrs Wicklow und machte einen Schritt auf den Computer zu.
    Rob griff nach der Computertastatur und hämmerte auf ein paar Tasten ein. Ich hätte am liebsten den Stecker aus der Steckdose gezogen. In ein paar Augenblicken würde Iris’ Geheimnis für alle sichtbar sein.
    »Mach schon!«, herrschte Mrs Wicklow ihn an.
    Rob hatte gerade noch Zeit, eine Taste zu drücken. Mrs Wicklow setzte sich und blickte auf den Bildschirm. Sie runzelte die Stirn und sah mich an. »Ich wusste nicht, dass ihr euch für Nordspanien interessiert, genau genommen für die Pyrenäen.«
    Ich schaute Euan an, aber wir konnten nichts mehr machen.
    Mrs Wicklow drehte den Bildschirm zur Klasse hin. »Gut gemacht, Callum, Rob und Euan«, sagte sie.
    Ich blickte auf den Schirm. Kein Zeichen von Iris oder ihrer Reiseroute übers Gebirge. Stattdessen stand da ein Artikel über die verblüffendste Festung, die ich je gesehen hatte. Mit Türmchen und hohen Mauern versehen, stand sie genau am äußersten Rand eines Gebirgszugs, als stünde sie am Rand der Welt.
    »Castillo de Loarre«, sagte Rob mit gekünsteltem spanischem Akzent, »hoch in den Pyrenäen gelegen.«
    Mrs Wicklow zog die Augenbrauen hoch. »Gute Arbeit, Jungs«, brummte sie, »macht weiter so.«
    Als sie sich von uns entfernt hatte, drehte ich mich zu Rob. »Wie hast du das gefunden?«
    Rob lachte. »Pures Glück«, sagte er. »Ich hab das Foto angeklickt, das Iris’ Position am nächsten lag, nur um von ihr abzulenken. Ich konnte es kaum glauben, als dieses Castillo auftauchte. Dann hab ich auf den Link geklickt und hier ist es.«
    Ich betrachtete die Festung näher. »Ist das nicht wahnsinnig«, meinte ich, »zu wissen, dass sie vor weniger als einer Stunde über genau dieses Castillo geflogen ist. Vielleicht ist es einer ihrer Orientierungspunkte.«
    »Vergiss es«, winkte Rob ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Dieser Vogel hat einfach nur unseren Arsch gerettet.«

    27. August
    11:15 WEZ
    Loarre, Nordspanien
    42°18‘49,42“ N 0°37‘29,39“ W
    Geschwindigkeit: 28,6 km/h
    Flughöhe: 1,42 km
    Flugrichtung: Süd
    Zurückgelegte Distanz: 1908,34 km

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