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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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wahr?«, erkundigte Serafina sich beiläufig, als wäre eine derartige Frage etwas vollkommen Normales.
    Als Odette nickte, begann Serafinas Puls zu rasen. Gaetano hatte also recht: Eva hatte Anderweltblut in ihren Adern. »Wer war Evangelines Vater?«
    Odette wich leicht zurück, unsicher. »Sie sagen’s ihr nich’? Und auch sonst keinem?«
    »Sie weiß es nicht?«
    »Nee, je weniger se weiß, desto besser.«
    »Dann verspreche ich es.«
    »Na gut, dann, ’s war Angelo Sontine.« Mit einer Fingerspitze malte Odette irgendeine Art unsichtbares Zeichen auf ihre Brust und spuckte aus dem Fenster. »Ich verfluch jedes Mal seinen Namen, wenn ich ihn sag. Hat meiner Eva sein Blut gegeben, hat sie zur seltensten Kreatur von der Anderwelt gemacht – ’nem weiblichen Satyr. Hat ihr jede Chance kaputtgemacht, normal zu sein. Und hat meine Fantine für jeden anderen ruiniert. Aber ich hab dafür gesorgt, dass er für das alles gezahlt hat!«
    Während die Frau immer weiter schimpfte, erbleichte Serafina angesichts der Enthüllungen, die der Frau von den Lippen strömten. Eva hatte Satyrblut in sich? Und ihr Vater war Angelo?
Ihr
geliebter Angelo? Die ganze Zeit über hatte sie gedacht, er würde ein glückliches Leben mit Fantine führen, in dieser anderen, seiner Welt dort auf der anderen Seite des Portals. Und jetzt musste sie erfahren, dass er tot war!
    »Kennen Se den etwa?«, fragte Odette, die sich über ihr Schweigen wunderte.
    »Was? Ja, doch nur dem Namen nach«, log Serafina.
    Sie konnte sehen, dass Odette ihr nicht glaubte. Immerhin hatte Angelo gut ausgesehen, schön wie ein dunkler Engel, charmant, und er war reich gewesen. Doch sie musste Odette überzeugen. »Ich war fünfundzwanzig, bereits verheiratet und Mutter, als ich ihn kennenlernte. Wir bewegten uns nicht in denselben gesellschaftlichen Kreisen. Warum ich Ihnen das erzähle? Wir sind uns einig, dass wir dasselbe wollen, doch Sie scheinen das alles mit ihren
Defixios
herausgefunden zu haben. Was brauchen Sie von mir in Bezug auf Herrn Satyr, wenn Sie so viel Macht besitzen?«
    »Bevor ich das sag, muss ich wissen, ob Ihr Junge Eva nimmt, wenn ich’s gemacht hab. Sie braucht ’nen menschlichen Ehemann. Und ich brauch die Babys von Ihrem Jungen, zum Aufpassen. ’n hübsches Haus.«
    »Das alles wird sie haben, wenn Dane weg ist.«
    »Versprechen Sie’s! Schwör’n Sie’s auf Ihr Leben!«
    »Ich schwöre.«
    »Also gut, dann sag ich’s Ihnen. Ich benutz nich’ bloß die Fluchtafeln. Ich kenn mich auch aus mit Giftmachen. Hab diesen anderen Kerlen Gift gegeben, um se zu erledigen, und se dann selber in den Tiber geworfen. Gab Fragen von der
polizia,
als se die Leichen gefunden ham, aber da war nich’ genug übrig, um se wiederzuerkennen, nachdem die Fische dran geknabbert ham. Und Familien hatten se auch nich’, die sich um Nachforschungen gekümmert hätten, also is’ nix dabei rausgekommen. Aber dieser Satyr hier, der hat Brüder, die sich um ihn kümmern.«
    Sie hatte Angelo vergiftet! Heiße Wut und Kummer wallten in Serafina auf und weckten in ihr den Wunsch, diese Frau eigenhändig zu töten – doch halt! Alles zu seiner Zeit. »Was schlagen Sie vor?«
    »Ich kann den Satyr totmachen, aber um den aus der Stadt und in den Tiber zu schaffen, brauch ich diesmal Hilfe. Bin nich’ mehr die Jüngste. Und nich’ mehr so kräftig wie früher.«
    »Wir sind beinahe wieder zu Hause«, bemerkte Serafina mit einem Blick aus dem Kutschenfenster. »Und was ist das? Da vorn sehe ich Ihre Eva und meine Tochter Alexa.«
    Alarmiert spähte Odette aus dem Fenster auf die Straße gegenüber dem Haus, in Richtung der Ruinen. Die zwei kleinen Gören waren verschwunden! Wie sollte sie das nur Eva erklären?
    »Nicht diese Richtung. Auf der anderen Seite, auf dem Gehsteig«, meinte Serafina.
    »Weiß ich. Ich versteck mich. Wenn se mich mit Ihnen sieht, gibt’s bloß zu viele Fragen.«
    Serafina nickte und klopfte gegen das Dach der Kutsche. Als der Fahrer die kleine Treppe ausklappte, erklärte sie: »Fahren Sie diese … Dame … noch eine Runde, und dann kommen Sie wieder hierher und lassen sie aussteigen!«
    »Nee, bringen Se mich gleich nach Hause. Zum Kapitol.«
    »Also gut. Bringen Sie sie zu der Adresse auf dem Kapitol, die sie Ihnen nennen wird, und stellen Sie die Kutsche danach wieder unter! Ich werde meine Einladung zum Mittagessen heute doch nicht wahrnehmen.« Dann fragte sie, an Odette gewandt: »Wann werden Sie es tun?«
    Odette warf dem

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