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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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mehr genug, verstehst du?«
    »Ich hab’s dir gesagt, du brauchst bloß ’nen Ehemann«, antwortete Odette, während sie den Rock um Eva richtete und ihr danach half, in die passende Jacke zu schlüpfen.
    »Ein menschlicher Ehemann wird nicht genug sein. Nie.«
    Odettes Stimme wurde laut. »Aber dieser
Satyr
schon? Was denkste denn, was der macht, wenn er rausfindet, was du bist?«
    Eva sank ein wenig in sich zusammen. »Ich weiß es nicht.«
    »Bleibste weg von dem, dann findet er’s auch nich’ raus. Das is’ das Einzige, was geht.«
    »Ich kann nicht. Der Hain gehört jetzt ihm«, entgegnete Eva. »Er hat ihn beim Kartenspiel von Gaetano Patrizzi gewonnen. Wir werden ihn hin und wieder um die Oliven bitten müssen.«
    Odette begann, hin und her zu laufen, und ihre Aufregung machte ihre ruckartige Gangart noch deutlicher. Das würde nicht funktionieren, dachte sie. Dabei hatte sie im Geiste alles so gut arrangiert. Wenn ihr nur eine Lösung einfiele, dann könnte alles wieder so sein. Der Hain musste wieder an den Sprössling der Familie Patrizzi übergehen. Eva würde ihn als Ehemann für sich gewinnen und hätte Zugang zum Hain, um vor ihm geheim zu halten, was sie war. So sollte es sein. So musste es sein.
    »Wenn ich jemanden aus dieser Welt hier heiraten soll, dann werden wir Rom verlassen müssen. Wir müssen vom Rat die Genehmigung einholen, nach Paris überzusiedeln. Dorthin wollte man uns ja ohnehin zuerst wegen meiner Sprachkenntnisse schicken. Doch wir hatten darum gebeten, hierherkommen zu dürfen, wo ich nach
Mamans
Willen einen Ehemann finden sollte. Und wo ich gehofft hatte, meinen Vater zu finden. Nun, dazu wird es nun wohl nicht kommen.«
    »Satyr wird dich nich’ gehen lassen – nich’ so einfach. Ich kenne Kerle wie den. Wenn der rausfindet, was du bist, dann gibt’s Schwierigkeiten.«
    »Wenn ich vorsichtig bin, wird er es nicht herausfinden.«
    Odette hob die Augen gen Himmel, als suchte sie dort göttliche Führung. »Der Kerl is’ ’n Tracker! Natürlich merkt er’s! Und was denkste, passiert dann? Der liefert dich beim Rat ab, das passiert! Was is’ mit Fantine? Mit dem, was de ihr versprochen hast? Und mit mir? Das willste alles wegwerfen? Und deine Mädels? Wie willste die schützen, wennste entdeckt wirst? Und vielleicht kommt dieser Satyr noch drauf, dass er dich in seinem privaten Harem behalten will, oder er verkauft dich an seine Freunde, statt’s dem Rat zu erzählen. Wer weiß das schon?«
    »Das ist lächerlich«, entgegnete Eva und wedelte mit ihrer Hand durch die Luft, um Odettes törichte Ideen zu verscheuchen. Mittlerweile war sie vollständig angekleidet und auf dem Weg zur Treppe. »Dane will mir nichts Böses. Wenn ich entschlossen bin, zu gehen, wird er sicher vernünftig sein und uns jeden Herbst mit genügend Oliven versorgen, um mich abzusichern. Er sollte Alexa heiraten, doch jetzt …«
    »Das Patrizzi-Mädel?«
    Eva nickte gereizt. »Das ist eine lange Geschichte, und ich habe jetzt nicht die Nerven dafür. Es genügt, zu sagen, dass ich nicht sicher bin, ob es überhaupt eine Heirat geben wird, nun da sie mich mit ihm gesehen hat.« Plötzlich wurde ihr das Herz schwer, und sie zog ihre Handschuhe an und öffnete die Vordertür. »Ich kann jetzt nicht weiter darüber reden. Ich muss gehen. Bitte achte solange auf die Mädchen!«
    Damit verschwand Eva durch den Garten. Mit einem Quietschen öffnete sich das Gartentor und fiel hinter ihr wieder zu.
    »Warte!« Odette kam hinter ihr her und umklammerte die Gitterstäbe des Tores, während sie Eva anstarrte. »Ich hab’s dir nie erzählt. Aber jetz’ musste’s wissen. Das Bein hier«, sagte sie und schlug mit der Faust auf den ruinierten Oberschenkel, den Grund für ihr Hinken. »Das hat mir vor Jahren ’n Kerl im Zorn beschert. ’n Kerl, der mir erzählt hat, dass er mich liebt. Pass auf,
bebe!
Ich mach mir Sorgen um dich.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Eva.
    »Wo gehste hin?«, rief Odette hinter ihr her.
    »Eine Freundschaft retten, hoffe ich«, gab Eva leise zurück, dann war sie verschwunden.
     
    Odette lief auf dem Bürgersteig hin und her und rieb sich die Narbe am Oberschenkel ihres lahmen Beins, für die ihr einstiger gewalttätiger Liebhaber verantwortlich war. Sogar danach hatte sie ihn immer noch geliebt. Aber er hatte eine andere gefunden, die er liebte. Und so hatte sie keine andere Wahl gehabt, als dafür zu sorgen, dass ihm sein Treuebruch leidtat. Sehr leid.
    Und ein weiteres Mal

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