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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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    »Das ist ein zu großes Opfer«, protestierte Sevin. »Warum tauchst du nicht unter, bis sie die Suche nach dir aufgeben?«
    »Weil Luc bald achtzehn wird«, stieß Dane hervor. »Meine Suche nach ihm kann nicht warten.«
    »Denkst du denn, wir haben all die Jahre nicht auch nach ihm gesucht?«, fragte Bastian, und seine Worte schnitten wie harter Stahl durch die greifbare Spannung, die plötzlich zwischen ihnen herrschte.
    Dane öffnete die Kutschentür. Er war aufgewühlt. Verstanden sie denn nicht, dass er allein für Lucs Verschwinden verantwortlich war? Er hatte seinen fünfjährigen Bruder ins Verderben geführt. Und deshalb musste er auch derjenige sein, der die Dinge wieder in Ordnung brachte. »Ich weiß, dass ihr auch nach ihm gesucht habt. Aber
ich
bin derjenige, der ihn verloren hat. Ich muss auch derjenige sein, der ihn findet.« Damit schwang er sich von der Kutsche und ging auf das Haus zu.
    Hinter dem schmiedeeisernen Tor spielten zwei kleine Mädchen im Garten. Das jüngere der beiden bemerkte ihre Kutsche und näherte sich dem Tor mit fragenden Augen.
    »Wartet nicht auf mich!«, rief er seinen Brüdern über die Schulter zu. »Ich werde selbst nach Hause finden.«
    »Komm weg da, Mimi!«, ermahnte das andere Mädchen die Kleine, als er näher kam, und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Seine Nase sagte ihm, dass es sich bei beiden um eine Mischung aus Fee und Mensch handelte.
    Das Mädchen namens Mimi umfasste trotzig die Gitterstäbe des Tores mit seinen pummeligen Fingern und starrte ihn an. Und die Frage, die in den großen rehbraunen Augen gestanden hatte, kam ihm nun über die Lippen: »Bist du wegen einer Braut hier?«
     
    Als Eva aus der Badewanne stieg, hörte sie das fröhliche Getrappel der Kinder auf der Treppe. Sie schlüpfte in den Morgenmantel, den Odette ihr entgegenhielt, und band ihn zu. Es war erst zwei Stunden her, seit sie das Olivenpulver zu sich genommen hatte, doch obwohl ihr Körper noch immer von den Aktivitäten der vergangenen Nacht schmerzte, war sie erfrischt aufgewacht.
    »Da ist ein Mann im Garten!«, rief Mimi und stürzte in das Schlafzimmer. »Er ist in einer schönen Kutsche gekommen, wie die von Cinderellas Patenfee!«
    »Ihr habt ihn hereingelassen?«, fragte Eva alarmiert.
    »Nur, weil er das hier hatte«, erklärte Lena. Sie gab ihr eine zerknitterte Pergamentrolle, und die Magie, die von ihr ausging, kitzelte an Evas Fingern.
    Odette kam näher, um sie genauer zu betrachten. »Da is’ das Siegel vom Anderweltrat drauf«, bemerkte sie.
    »Und unsere Adresse«, fügte Eva hinzu.
    Während sie auf das Urteil der Erwachsenen wartete, zupfte Lena an einer Strähne ihres langen blonden Haars zwischen ihren Lippen und kaute darauf herum. Als Eva die Mädchen einst auf den Straßen Roms aufgelesen hatte, waren sie ganz allein gewesen und hatten in der Sommerhitze um Wasser und Nahrung gebettelt. Lenas Haar war auf unterschiedliche Längen abgeknabbert gewesen, so weit sie eben mit ihren scharfen Feenzähnchen gekommen war. Eva hatte sie von dort gerettet, und nun waren die beiden hier daheim, in ihrem Haus und in ihrem Herzen. Und wie es typisch für eine Fee war, war Lenas Haar in den wenigen Monaten, die sie nun hier lebte, bereits über die Hälfte des Rückens hinabgewachsen.
    »Egal, wer er is’, auf jeden Fall is’ er ’n Kunde«, verkündete Odette schließlich.
    »Dann war es richtig, ihn hereinzulassen?«, fragte Lena hoffnungsvoll.
    Eva bückte sich, zog ihr sanft die feuchte Haarsträhne aus dem Mund und streifte sie über eine schmale Schulter zurück. Mit dem Daumen strich sie das Stirnrunzeln zwischen Lenas Augenbrauen glatt. »Es ist in Ordnung,
cherie.
Aber künftig gibst du Pinot oder einem von uns Bescheid, wenn Kunden kommen,
oui?
«
    »Aber wir
geben
dir doch gerade Bescheid!«, entgegnete Mimi und nieste.
    Es gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, die Dinge auf Evas Frisiertisch zu untersuchen, und gerade hatte sie an einem Tiegel mit parfümiertem Puder geschnuppert.
    »Ich meinte,
bevor
ihr jemanden hereinlasst«, erläuterte Eva.
    »Tunichtgut Pinot! Der hätt’ doch draußen Wache halten soll’n«, grummelte Odette und lief zur Tür. »Wenn ich den find, kriegt er was auf ’n Hintern!«
    »Lass unseren Besucher im Büro auf mich warten.« Eva ergriff warnend den Arm der Frau. »Und keinen deiner Tricks!«
    »Ich mach keine Tricks.
Du
machst die Tricks.« Odette zwinkerte ihr zu und ging. Schädliche Magie war mit dem

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