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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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davon.
    Verdammt! Dane stand da und sah zu, wie sie ihre Mädchen herzlich begrüßte. Sie war eine mütterliche Natur. Wenn er schon heiraten musste, hätte er liebend gern sie zur Frau genommen, wären da nicht zwei Dinge: Sie war kein Mensch, und sie konnte keine Kinder bekommen. Nicht, wenn sie wirklich die Krankheit gehabt hatte, wie sie behauptete. Sie hatte recht, wenn sie sich einen menschlichen Mann suchte, denn das würde ihr die größtmögliche Sicherheit in dieser Welt bieten. Auch würde der Rat niemals eine Heirat zwischen ihr und einem Mann aus der Anderwelt billigen, und schon gar nicht eine Heirat mit einem Satyr wie ihm, von dem erwartet wurde, dass er Nachkommen zeugte. Doch er konnte immer noch ihr Liebhaber bleiben. Und das würde er tun.
    Ein Stück weiter vorn begrüßte Eva eine blonde Frau, die sich offenbar um die Kinder gekümmert hatte. Die Frau sah zu ihm herüber und flüsterte Eva dann etwas zu. Sie sprachen über ihn.
    Bastian näherte sich Dane von hinten und drückte ihm das Ende eines Maßbandes in die Hand. »Hier, Sevin ist in seinen Salon gegangen, also musst du mir dabei helfen, diese Wand hier abzumessen.« Dane war mit seinen Gedanken noch immer bei Eva, aber er tat, worum Bastian ihn gebeten hatte, und so legten sie das Maßband am Rand eines bröckelnden Fundaments an.
    »Was ist da zwischen euch beiden im Gange?«, fragte Bastian, während er eine Zahl in sein Notizbuch kritzelte.
    Sie gingen zur nächsten Seite des Fundaments und maßen erneut, bevor Dane antwortete. »Vor zwei Nächten, da war eine Frau im Hain.«
    Bastian machte sich eine weitere Notiz. »Eine Frau?«, wiederholte er abgelenkt.
    »Ich meine außer den Nereiden.«
    Bastian sah auf, nun ganz Ohr. »Eine Fremde?«
    Dane nickte. »Und ich fühlte etwas bei ihr.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, dass ich
Gefühle
für eine Frau hatte – zum ersten Mal in meinem Leben.«
    »Erzähl weiter!«, forderte Bastian ihn auf, nun fasziniert, während sie zur dritten Wand des Fundaments liefen und das Maßband anlegten.
    »Es geschah, kurz nachdem Dante die Kontrolle übernommen hatte. Plötzlich tauchte ich aus der Verdrängung auf, und sie war einfach hier. Bei mir. Sie stand ruhig da in meinen Armen. Und ich war so erregt, dass ich vor Verlangen nach ihr hätte sterben können. Doch bevor ich reagieren konnte, kam Dante zurück und verdrängte mich wieder. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich am Morgen danach im Tempel erwachte, mit dir und Sevin in der Nähe, und sie war nirgendwo zu sehen.«
    »Warum hast du das nicht schon vorher erwähnt?«
    »Ich dachte, sie sei nur ein Traum gewesen.« Das war ihm wahrscheinlich erschienen, denn seit seiner Entführung litt er häufig unter Einbildungen und Alpträumen. Eine Zeitlang war er hysterisch, ängstlich und nicht in der Lage gewesen, Traum und Realität auseinanderzuhalten. Die Behörden des Rates hatten ihn als Sicherheitsrisiko eingestuft. Also hatte man ihn in die Anderwelt zurückgebracht und dort in die Obhut von Ärzten gegeben, die mit ihren Folterwerkzeugen versucht hatten, ihn zu »heilen«. Vielleicht wäre er heute noch ihrer zweifelhaften Fürsorge unterworfen, wären nicht die Leute von der Spezialeinheit gekommen und hätten festgestellt, dass er geeignet war, ein Tracker zu werden. Das Ausbildungsprogramm war hart gewesen, doch es hatte einem jungen Leben, das aus den Angeln gerissen worden war, Strukturen verliehen. Er hatte gelernt, zu überleben.
    »Wer war diese Frau, und wie ist sie auf dein Land gekommen? Du hattest die Umgebung des Hains mit einem Zauber belegt. Das habe ich in jener Nacht gefühlt. Wenn sie hier eindringen konnte, muss sie ein Wesen der Anderwelt sein.« Sie gingen zur vierten Seite und maßen ein letztes Mal ab.
    »Ich
weiß,
wer sie ist.« Dane ließ das Maßband auf den niederen Rand fallen und stellte seinen Fuß darauf, um es dort festzuhalten. »Evangeline Delacorte.«
    »Die Heiratsvermittlerin?« Bastian hob die Augenbrauen, und sein Blick fand sie und ihre Begleitung am anderen Ende der Ruinen, wo sie gerade den Septimius-Severus-Bogen begutachteten. Während die beiden Frauen anmutig dahinspazierten, spielten die Kinder lebhaft. Sie hüpften von einem Stein zum anderen, ohne dabei den Boden dazwischen zu berühren. »Was für ein Zufall!«
    »Genau«, stimmte Dane zu. »Sie sagte, sie hätte in jener Nacht Oliven im Hain gesucht.«
    »Oliven? In der Nacht?«, echote Bastian und schüttelte

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