Der Ruf des Satyrs
heiratsfähigen Partnerinnen pflegen konnten. Was allerdings gewisse Themen betraf, mussten sowohl Eva als auch die beiden Mädchen noch immer ihre Zunge hüten, wenn Alexa dabei war. Es gab Geheimnisse, die man Menschen nicht anvertrauen durfte, selbst dann nicht, wenn man sie zu seinen Freunden zählte.
»Danke, dass du für mich auf die Mädchen aufgepasst hast«, sagte Eva.
»Aber natürlich, gern. Doch sag mir – was hattest du mit den berühmt-berüchtigten Herren Satyr zu schaffen?« Alexa warf einen Blick zurück in Richtung Bastian und Dane, die anscheinend gerade irgendwelche Vermessungen durchführten.
»Berühmt-berüchtigt?«
»Nun, dann eben gutaussehend. Groß, geheimnisvoll, kräftig. Muss ich noch mehr sagen?«
Eva betrachtete Danes breiten, ihr zugewandten Rücken und dachte daran, wie es gewesen war, ihn unter ihren Händen zu spüren, als sie ihn gestern in ihrem Arbeitszimmer in den Armen gehalten hatte. Sie dachte an das Gefühl, mit den Fingern durch sein Haar zu fahren. An das warme Gefühl seiner Lippen an ihrer Brust. Wie stark und erfahren sein Körper sich an ihrem angefühlt hatte.
Gerade jetzt, als sie ihn wiedergesehen hatte, hatte ein süßes Sehnen von ihr Besitz ergriffen. Hatte sie sich bei ihrem Spaziergang mit ihm vorhin lächerlich gemacht? Dachte er nun, sie wollte sich an ihn klammern? Sie seufzte innerlich. Sie genoss die Erinnerung an ihr leidenschaftliches Zusammentreffen, und sie konnte den Vorschlag, den sie ihm gerade gemacht hatte, nicht bedauern.
Von allen Männern der Anderwelt war er der einzige, der die Wahrheit über sie erraten hatte, trotz der Pulver, die sie einnahm. Das musste doch etwas bedeuten! Dass das Liebesverhältnis zwischen ihnen, das sie vorgeschlagen hatte, richtig wäre. Allerdings war da noch immer die Frage, warum er alles, was er über ihr Blut wusste, erneut vergessen zu haben schien. Das erschien Eva alles sehr rätselhaft, und sie sehnte sich danach, mit Alexa darüber zu diskutieren und ihre Meinung dazu hören zu können. Doch, natürlich, war das nicht möglich.
»Nun? Ist es ein Geheimnis?«, hakte Alexa weiter nach. »Den mit den Augengläsern habe ich schon einmal gesehen – und auch den, der das Zelt vorhin verlassen hat. Bastian und Sevin?«
Eva nickte, nicht weiter überrascht, dass Alexa die beiden schon zuvor bemerkt hatte. Groß, breitschultrig und mit der männlichen Ausstrahlung, die sie besaßen, waren sie nur schwer zu übersehen. »Sie sind Brüder.«
»Das weiß ich. Aber wer ist der Neue?«
»Ein dritter Bruder, Dane.«
Alexa warf noch einen kurzen Blick auf die Männer, die hinter ihr arbeiteten. »Grundgütiger! Die werden aber wirklich groß in dieser Familie.«
Eva lächelte in sich hinein. Ihre Freundin hatte ja keine Ahnung,
wie
groß! Die beiden Frauen schritten weiter und wanderten durch den Septimius-Severus-Bogen.
»Nun komm schon, ich habe gesehen, wie du mit ihnen gesprochen hast!«, bohrte Alexa weiter. »Wie sind sie so?«
Eva zuckte mit den Schultern. »Intelligent, wohlhabend, gutaussehend.«
Alexas Augen weiteten sich vor weiblichem Interesse. »Wie schrecklich das doch klingt!«, meinte sie, und beide tauschten ein Grinsen aus. »Woher kennst du sie?«
»Durch Freunde«, antwortete Eva ausweichend. »Dane wünscht sich bald zu verheiraten, und ich helfe ihm dabei, in die Gesellschaft eingeführt zu werden.«
»Er hat dir gesagt, dass er heiraten will?«, fragte Alexa überrascht. Sie linste zu ihm hinüber und betrachtete ihn abschätzend.
»Er ist nichts für dich«, fuhr Eva hastig fort.
»Spielverderberin!« Alexa seufzte. »Meine Mutter würde es ohnehin nicht erlauben. Unglücklicherweise bin ich mit Signor Fitzgerald schon so gut wie verlobt. Aber ich kann doch immer noch schauen, nicht wahr?«
Sie tauschten ein Lächeln. »Es kann nicht schaden, wenn man nur guckt«, stimmte Eva zu.
Alexa warf noch einen verstohlenen Blick auf Bastian und Dane. »Kannst du dir eine Hochzeitsnacht mit einem von ihnen vorstellen? Ich würde mich zu Tode erschrecken!« Sie beugte sich vor und flüsterte: »Ich habe gehört, sie hätten noch ein zweites Körperorgan in ihren Hosen.«
»Nein!« Eva versuchte, überzeugend schockiert zu wirken. Und sie war tatsächlich schockiert – darüber, dass Alexa davon wusste!
Alexa brach in schallendes Gelächter aus. »Es ist wahr, sage ich dir! Und ich habe auch gehört, dass sie mit beiden gut umzugehen wissen.«
»Das ist doch absurd!«
»Nun,
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