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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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aufsah. Zwei Frauen in inniger Umarmung, ihre Hände am Rücken der jeweils anderen verschränkt.
    Eva errötete und spürte Sevins Belustigung darüber. »Wie es aussieht, sind Sie in der Tat einigermaßen leicht zu schockieren, oder?«, neckte er sie.
    »Ich habe nichts anderes versprochen, wenn Sie sich erinnern«, gab sie mit einem schwachen Lächeln zurück. Und sie
war
schockiert, doch gleichzeitig auch erregt durch die Atmosphäre von Freiheit, die hier herrschte. Hier konnte man seine Phantasien aufleben lassen, ohne sich dafür schämen zu müssen. Alles schien möglich und akzeptabel.
    »Sind Sie sicher, dass Sie bleiben wollen?«
    Eva nickte. Nicht nur wegen ihrer Suche nach Russo, sondern auch, weil dieser Ort sie faszinierte. Alle möglichen Geschöpfe aus der Anderwelt liefen hier herum. Manche in durchsichtigen Schleiern, andere trugen Kostüme oder Straßenkleidung oder waren gar halb nackt. Es war schwer, sich zurückzuhalten, einfach nur alles und jeden anzustarren. »Wer sind all diese Geschöpfe?«, wollte sie wissen, als sie ihren Rundgang fortsetzten.
    »Eine breite Auswahl der Anderweltbevölkerung hier in Rom und darüber hinaus«, erklärte Sevin bereitwillig. »Der Salon kann über fünfhundert Mitglieder aus ganz Europa vorweisen.«
    Ihre Augen weiteten sich.
    Er schmunzelte. »Nicht alle gleichzeitig hier.«
    Zwei gutgekleidete Herren spazierten vorbei und betrachteten sie, und Eva drängte sich etwas näher an ihren Begleiter, unsicher, was sie wollen könnten. Sevin legte ihr eine Hand auf den Rücken und tauschte bedeutsame Blicke mit den Männern. Er schien etwas über Eva zu begreifen, was sie selbst noch nicht verstand. Ihr Blick fiel zu Boden, und plötzlich fiel ihr auf, dass er stellenweise aus Glas bestand. Unter dem Glas befand sich ein durchgehender beleuchteter Pool, in dem Wassermänner schwammen. Offenbar war sie zu lange auf der Stelle stehen geblieben, denn einige von ihnen hatten sich versammelt und starrten nun in einem Blickwinkel nach oben, der ihnen einen guten Ausblick darauf erlaubte, was sich unter ihren Röcken befand. Mit einem leichten Aufschrei trat sie zur Seite auf ein undurchsichtiges Stück des Bodens.
    Sevin lachte und ließ seine weißen Zähne sehen. Einige Frauen sahen in ihre Richtung, angezogen von dem Klang seines Lachens und seinem guten Aussehen. Die Wassermänner zwinkerten Eva respektlos zu und schwammen davon, wobei ihre Fischschwänze bunt schillernd aufblitzten.
    Aus dem Augenwinkel sah Eva etwas Schwarzes und drehte sich um. Dort standen die Herren mit den Kapuzen, denen sie mit Pinot hierhergefolgt war. Einer hielt gerade einen weiteren Vorhang auf, der vor einem Torbogen hing, und sie alle traten hindurch.
    »Jede Handlung, die nicht die volle Zustimmung des Partners hat, ist hier verboten«, erläuterte Sevin gerade. »Aber es gibt auch Aktivitäten, denen ein Partner zustimmen könnte, die hier tabu sind. Es gibt ein paar Dinge, die so gar nicht nach meinem Geschmack sind, und da es mein Etablissement ist, bestimme ich auch die Regeln.«
    In diesem Moment kam eine Frau auf Sevin zu und schlang ihm in vertrauter Manier die Arme um die Mitte. Sie hob sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf er einen Blick nach oben auf die größte der Opernlogen warf. Sie war mit Rauchglas versehen, so dass man von außen nicht hineinsehen konnte.
    Eva nutzte es aus, dass er kurz abgelenkt war, und schlüpfte davon, entschlossen, ihrer Jagdbeute zu folgen.
     
    »Gewalt kommt für mich nicht in Frage!«, machte Dane unmissverständlich klar, während er und Bastian die Szene beobachteten, die sich vor ihnen ausbreitete. Von dem abgesonderten Balkon aus hatten sie zugesehen, wie Eva und Sevin wenige Augenblicke zuvor in den Salon gekommen waren.
    Nachdem Dane über den Duft des Kobolds ihn und Eva hier aufgespürt hatte, war er zu dem Balkon hinaufgegangen, weil er wusste, dass er von dort aus den Salon überblicken und Eva leicht entdecken konnte. Das Rauchglas, das ihre Loge umgab, war von innen her durchsichtig, aber undurchdringlich vom Boden aus. Der Raum diente Sevin auch als luxuriöses Büro, doch Dane hatte hier nur einen seiner Brüder vorgefunden.
    »Sie hat dir bereits ein Liebesverhältnis angeboten«, antworte Bastian fest.
    »Mit Bedingungen.«
    Als Evas Blick auf einer der Szenen mit den lebenden Statuen verweilte, warf Bastian ihm einen vielsagenden Blick zu. Es war ein Quartett, das sie gerade bewunderte, drei

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