Der Ruf des Satyrs
wäre es etwas Lebendiges.
Mit bebenden Händen ergriff sie die Ränder von Korsett, Unterkleid und Mieder und zog sie zurück, so dass ihre Brüste freilagen. Hinter ihr fühlte sie, wie Dane den Mann beobachtete, dessen Begehren noch stärker wurde. »Sie dürfen sie berühren«, bot sie leise an.
Der Mann trat näher heran, so nah, dass sie seine Körperwärme spüren konnte, und sie wagte kaum, zu atmen. Lächelnd sah er ihr in die Augen. Er war groß gewachsen, beinahe so groß wie Dane.
Seine Hände waren geschmeidig, warm und selbstsicher, als sie sich auf ihre Brüste legten und dort regungslos verharrten. Sein Blick fiel auf sie, und er drückte sie einmal sanft, und noch einmal etwas fester, und dann noch einmal, so dass sich ihre Knospen gegen seine Handflächen drückten und ihr weiches Gewebe sich unter seinen Fingern wölbte. Es war ein seltsames, wundervolles Gefühl, auf diese Weise zwischen zwei Männern gefangen zu sein. Ein Gefühl der Unruhe ergriff sie und das Verlangen nach mehr.
Nach einem langen, gewichtigen Augenblick sah der Mann Dane über ihren Kopf hinweg an. »Teilen Sie?«
Eva zitterte, und ihre Augen weiteten sich. Dafür war sie nicht bereit. Und irgendwie wusste Dane das. Sie spürte, wie er den Kopf schüttelte, und war erleichtert.
Der Mann verzog die Lippen zu einem bedauernden Lächeln. »Sie sind ein glücklicher Mann«, sagte er. »Vielleicht ein andermal.«
»Vielleicht«, stimmte Dane zu.
Nach einem letzten zögernden Kneten gaben die Hände sie widerstrebend wieder frei. Die beiden Männer nickten einander höflich zu; dann kehrte der Fremde zu seinen Begleitern zurück.
Eva drehte sich in Danes Armen zu ihm um, und sofort fiel sein Blick auf das Heben und Senken ihres Busens. Er schluckte sichtbar.
»Hättest du ihm wirklich gestattet, sich uns anzuschließen?«
»Wie er schon sagte, vielleicht ein andermal. Wenn du es willst.« Dunkel hoben sich seine dunklen Hände von der weißen Haut ihrer Brüste ab, als er sie so festhielt, wie der Fremde es vorher getan hatte, so, als genösse er die Erinnerung an andere Hände an derselben Stelle ihres Körpers. »Es war aufregend für mich, zu sehen, wie er dich begehrte, und zu wissen, dass du dich mir versprochen hast und ich bestimmen konnte, wie weit deine Gunstbeweise für ihn gehen durften. Oder für einen anderen Partner, den wir in einer anderen Nacht wählen könnten.« Mit zwei Fingern fuhr er die Rundung ihrer Brust nach, als wäre er von ihrer Form und Beschaffenheit fasziniert.
Sie lächelte, froh darüber, dass ihr Körper ihm gefiel. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie einen Mann wie ihn finden könnte, einen Mann, dessen Wünsche so gut zu den ihren passten. Bis heute Nacht hatte sie sich selbst für ungeraten, ja, verdorben gehalten, wegen ebendieser Begierden, die er so bereitwillig akzeptierte und sogar noch förderte.
»Welch ein Glück, dass ich dich gefunden habe!«, sagte sie. »Einen Mann, der so genau das ist, was ich wollte. So gutaussehend, so leidenschaftlich. So aufrichtig.«
Dane erstarrte innerlich.
Aufrichtig.
Das Wort nagte an ihm. Doch er konnte ihr gegenüber nicht vollkommen aufrichtig sein. Was würde sie denken, wenn er ihr gestand, dass er nicht
ein
Mann, sondern
zwei
Männer in
einem
Körper war? Sie würde die
polizia
rufen und dafür sorgen, dass er eingesperrt würde. Nun ja, solange sie ihn mit ihr zusammen einsperrten, würde ihm das noch nicht einmal etwas ausmachen. Doch was würde das für Luc bedeuten?
»Komm«, murmelte er. Sie hielt ihr Mieder mit einer Hand zusammen und ließ sich von ihm führen.
»Wohin gehen wir?«, wollte sie wissen.
»Nach oben in ein privates Zimmer, das ausschließlich meinen Brüdern vorbehalten ist.« Als sie zu einer Tür kamen, auf der PRIVATO stand, verhärtete seine Miene sich kurz, und ein Schatten des Bedauerns huschte über seine Züge wie Sturmwolken. »Da ist etwas, das ich dir vorher noch sagen sollte – etwas, das du über mich wissen solltest«, stieß er hervor. Doch sein freudloser Tonfall jagte ihr Angst ein, also legte sie ihm eine Hand auf den Mund und schüttelte den Kopf. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn zu der Tür, die er gesucht hatte. Sie öffnete selbst und war froh, als er ihr nach drinnen folgte.
Gemeinsam hasteten sie die Treppe hinauf. Auf dem Treppenabsatz hielten sie inne, und er drückte sie gegen die Wand und küsste sie innig, als könnte er es nicht erwarten, sie zu bekommen. Seine Hand
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