Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Ich meine, so etwas wie eure Geduld und Verwegenheit habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt.«
Dann musst du bisher aber ein behütetes Leben geführt haben, dachte Kerrelak abfällig. Hütete sich aber, den Gedanken laut auszusprechen.
Er winkte nur ab. »Komm weiter.«
Sie eilten durch den Irrgarten aus zerstörten Jägern, brennenden Transportern und Leichen und mit jeder Biegung kamen sie dem Tower ein Stück näher. Und das Beste von allem war, dass der Mensch sie nicht bemerkte. Kein Wunder bei der Fülle an Zielen, die sich ihm boten.
Als sie den Tower fast erreicht hatten – sie standen praktisch schon vor dem Gebäude –, liefen sie plötzlich einer Gruppe Asalti über den Weg, die wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte. Es waren fünf und sie waren in einem erbärmlichen Zustand.
Kerrelak zog, ohne zu überlegen, sein Schwert und köpfte den Ersten, bevor dieser Gelegenheit hatte, seine Blitzschleuder zu ziehen. Den Zweiten erstach er von hinten, als dieser sich schreiend umdrehte, um zu fliehen. Als er die Klinge aus der Leiche des Asalti zog, versuchte der dritte, seine Blitzschleuder zu heben. Doch Kerrelak war schneller und stach ihm die Klinge tief in den Leib. Die Kampflust hatte ihn gepackt und er bemerkte voller Euphorie das Blut, das sein Schwert hinablief. Der Ruul sah sich auf der Suche nach neuen Gegnern um, bemerkte aber enttäuscht, dass sich Nestarr ihrer bereits angenommen hatte. In dessen Augen leuchtete das gleiche überirdische Funkeln, das durch die Freude am Töten ausgelöst wurde.
Gemeinsam eilten sie in den nun offen vor ihnen liegenden Eingang des Towers. Niemand hielt sie auf. Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Das einzige Hindernis waren einige Asalti-Leichen und die Körper einiger Ruul, die leblos auf dem Boden lagen. Noch im Tod ineinander verkeilt.
Kerrelak eilte die Stufen zum Kontrollzentrum hinaus. Er war blind für alles andere, wollte nur den Scharfschützen endlich zur Strecke bringen. Hätte es in dem Tower noch einen Rest Widerstand gegeben, so wäre ihm der Ruul blindlings in die Arme gelaufen und höchstwahrscheinlich getötet worden. Nur gab es keinen. So erreichte er unbeschadet die Zentrale. Auch hier war niemand.
Er stellte sich in die Mitte des Raumes. Über sich hörte er das Gewehr, das alle paar Sekunden aufheulte, um einem Ruul das Leben zu nehmen. Kerrelak sah an sich herunter. Sah auf das blutverschmierte Schwert, und während Nestarr ihm bewundernd zusah, rammte er die gehärtete Klinge einfach nach oben und durch das dünne Dach.
Camerons Sterben dauerte weniger als eine Sekunde. Das Schwert durchdrang seinen Körper und durchtrennte Rückgrat und Rückenmark. Sein Kopf sank kraftlos herab. Fast sah es aus, als würde er schlafen. Wäre nicht der dünne Blutfaden gewesen, der aus seinem Mund lief.
Mit seinem letzten Atemzug rutschte ihm der Gewehrkolben aus der Hand. In der Kammer steckte noch eine Kugel. Camerons letzte Patrone.
Kapitel 19
Mansu kämpfte wie ein Besessener. Scott hatte keine andere Wahl gehabt, als ihm vom Tod seines Sohnes zu berichten. Nun war er außer sich vor Wut und Trauer. Er kämpfte, ohne noch einen Gedanken an seine eigene Sicherheit zu verschwenden. Nancy versuchte unterdessen, im Lazarett die entsetzliche Not der Asalti zu lindern. Doch die Flut an Verwundeten überstieg bei Weitem ihre begrenzten Möglichkeiten. Schon bald kam es nicht mehr so sehr darauf an, den Verwundeten zu helfen, als vielmehr sie den Kämpfenden aus dem Weg zu schaffen.
Wo sich Laura und Peter aufhielten, konnte er nicht sagen. Der Kontakt zu ihnen war schon vor mehr als einer halben Stunde abgebrochen. Die Ruul drangen ohne Unterbrechung von allen Seiten auf sie ein und sie waren ausnahmslos längst erschöpft.
Sie wehrten sich inzwischen nur noch wie Zombies. Kämpften mit leeren Augen. Nur darauf bedacht, immer noch einen Ruul mehr auszuschalten. Hin und wieder schlüpften sogar noch kleinere Grüppchen von Asalti durch die ruulanischen Linien, aber auch diese Lichtblicke wurden immer seltener.
Ein Ruul tauchte vor ihm auf und Scott schoss ihm direkt ins Gesicht. Der Slug kreischte schrill und stolperte mit verbranntem Gesicht zurück. Sofort trat ein anderer an seine Stelle. Der Slug war so nah, dass Scott keine Zeit mehr hatte, das Gewehr herumzureißen. Also nutzte er den Kolben als Keule und schlug dem ruulanischen Krieger so oft auf den Kopf, bis sich dieser nicht mehr rührte. Und die ganze
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