Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
schwächlicher Menschen nur geschafft, vier ruulanische Krieger zu überwältigen, die zudem noch einen Panzer zur Verfügung hatten? Langsam hatte er genug von dieser Jagd. Es wurde Zeit, die Sache zu beenden.
Einer seiner Untergebenen trat respektvoll näher und verharrte regungslos, um ihn nicht aus seinen Gedanken zu reißen. Er stöhnte innerlich auf. Die Ruul waren ein starkes Volk. Und bisweilen äußerst ermüdend. Sie hingen zu sehr an vorgegebenen Verhaltensweisen und Traditionen. Traditionen waren schön und gut, doch sie sollten sich hin und wieder auch gesundem Pragmatismus beugen.
»Was ist?«, fragte er unwirsch.
»Wir haben ihre Spuren gefunden. Sie sind weiter nach Westen gezogen. Und ihr Vorsprung schwindet. Sie sind nicht mehr weit vor uns.«
Kerrelak lächelte und zeigte dabei seine Reihen kleiner, messerscharfer Zähne. »Ausgezeichnet. Dann lasst die Kaitars los.«
Als erneutes Gebell hinter ihnen erklang, hatte Scott das ungute Gefühl, dass es schon wieder ein ganzes Stück näher gekommen war.
Müssen die sich denn gar nicht ausruhen?
»Wir können das Tempo nicht mehr lange halten«, sagte Laura neben ihm und warf einen vielsagenden Blick auf den neben ihr marschierenden Cameron. Der Scharfschütze schleppte sich mit ausdrucksloser Miene, einen Fuß vor den anderen setzend, dahin. Auch wenn er nichts sagte. Das Gewicht des schweren Präzisionsgewehrs auf der Schulter forderte seinen Tribut. Und den anderen erging es nicht besser. Seit ihrem Absturz hatten sie kaum eine ruhige Minute gehabt. Es würde bald der Augenblick kommen, an dem sie einfach zusammenbrachen. »Wir müssen rasten.«
»Laut Karte ist nicht weit voraus ein kleines Dorf. Dort halten wir für zehn Minuten.«
»Zehn Minuten?«
»Das muss reichen. Was immer uns verfolgt, holt auf. Solange es uns im Nacken sitzt, will ich versuchen, den Vorsprung zu halten und wenn möglich auszubauen.«
»Die Leute brauchen eine längere Pause. Sie müssen auch mal wieder schlafen. Es sind keine Maschinen, Scott.«
»Keine Diskussion, Laura. Zehn Minuten. Längere Pausen können wir uns nicht leisten oder willst du, dass wir enden wie Carlton und seine Leute?«
Das Argument zog und Laura verfiel in brütendes Schweigen. Inzwischen war es kurz vor Mittag, und so kühl die Morgen auf diesem Planeten waren, umso schwüler wurde es, je weiter der Tag voranschritt. Inzwischen musste es an die zwanzig bis fünfundzwanzig Grad haben und ein Ende war nicht in Sicht. Scott fühlte sich in seiner zweckmäßigen, aber unbequemen schwarzen Kommandouniform mehr als unwohl. Durch den Schweiß rieb der Uniformstoff unangenehm auf der Haut. Er konnte nur raten, dass es den anderen genauso erging. Auch wenn sich keiner beklagte. Für Selbstmitleid waren die Männer und Frauen unter seinem Kommando zu sehr Profis.
Es dauerte noch über eine Stunde, bis sie das Dorf erreichten. Eine Strecke, die doppelt so weit schien, da keiner ein Wort sagte. Jeder war mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt. Das einzig Positive war, dass das Gebell schon vor einer ganzen Weile hinter ihnen zurückgeblieben war. Vielleicht hatten sie endlich etwas Glück und ihre Verfolger abgeschüttelt.
»Wir machen hier eine Stunde Rast. Kein Feuer«, entschied Scott.
Laura warf ihm einen verdutzten Blick zu, worauf er nur mit einem müden Schulterzucken reagierte.
»Du hattest recht. Wir brauchen die Ruhe. Und zwar wir alle. Und dieser Ort ist besser für eine ausgedehnte Pause geeignet, als die meisten anderen.«
An die ganze Gruppe gerichtet sagte er: »Die Hälfte von euch kann schlafen. Wer hält freiwillig Wache?«
»Ich«, sagte Laura sofort.
»Ich auch«, boten sich Norman und Justin gleichzeitig an.
»Mit mir zusammen wären das dann vier. Ihr anderen haut euch aufs Ohr. Das ist ein Befehl.« Die letzten Worte verband er mit einem Lächeln, um zu zeigen, dass er nur scherzte.
Die Mitglieder des Panther-Teams ließen ihre wenigen Habseligkeiten mit erleichterten Stoßseufzern auf den Boden fallen und legten sich hin, wo sie gerade standen. Cameron fing sofort an, genussvoll zu schnarchen, und auch Esteban, Matt und Peter schliefen fast sofort ein. Nancy legte sich zwar hin, starrte aber mit offenen Augen zum Himmel. Etwas beschäftigte sie. Innerlich machte sich Scott eine Notiz, sie später unter vier Augen darauf anzusprechen. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis auch sie endlich eingeschlafen war.
Norman kramte in seinem Rucksack herum und
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