Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
und rechts. Unschlüssig, welcher Bedrohung sie sich zuerst zuwenden sollten. Währenddessen schlossen die Panther ihren Kreis enger um die einzigen Überlebenden des Rudels.
Noch feuerte niemand. Alle hatten Angst, Norman zu treffen, der sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr rührte. Scott sah von einem zum anderen. Kurze, unmerkliche Gesten waren die Antwort. Sie waren bereit, warteten nur noch auf den Befehl zum Angriff. Es war an ihm, das Zeichen zu geben. Er wartete nur auf den richtigen Augenblick.
Der Augenblick kam, als Scotts Blick zufällig auf Normans regungslose Gestalt fiel. Die Augen seines Freundes waren weit geöffnet. Im ersten Moment dachte er, Norman sei bereits tot. Doch dann bewegten sich dessen Augen mit vor Schmerz verschleiertem Blick.
Normans und Scotts Blicke trafen sich. Normans Augen wurden für einen Sekundenbruchteil klarer. Sein Blick fest und entschlossen.
»Haltet euch bereit«, flüsterte Scott in sein Headset.
Der Kommandosoldat, dessen geschundener Körper immer noch von den Kiefern des Kaitars gequetscht wurde, nahm alle Kraft zusammen. Seine Hand fuhr senkrecht nach oben und bohrte die Klinge eines Kampfmessers mit beidseitig geschliffener Klinge tief in die weiche Stelle oberhalb des Kehlkopfs in den Hals des Rudelführers.
Der Kaitar brüllte vor wahnsinnigem Schmerz auf, riss den Kopf herum und das Maul weit auf und … ließ Normans Körper endlich fallen.
»JETZT!«, brüllte Scott und nahezu gleichzeitig eröffneten acht Waffen das Feuer. Lichtimpulse aus den Lasergewehren und Kugeln aus Sturmgewehren prasselten auf die Tiere ein, die sich wehrlos in dem Feuersturm wanden. Durch die Energien, die auf sie einwirkten, zur Untätigkeit verdammt.
Eins der Tiere brach nach weniger als zwei Minuten zusammen. Sein Körper war von Energiewaffenfeuer geschwärzt und von Kugeln durchsiebt. Der Rudelführer, widerstandsfähiger als seine Artgenossen, hielt länger durch. Dann ging er in die Hocke und sprang mit einem gewaltigen Satz über Scott und Lauras Köpfe hinweg und war auch bereits außer Sicht.
Noch bevor sich der Lärm des Kampfes ganz gelegt hatte, war Nancy bereits mit ihrem Koffer bei Norman. Das Team versammelte sich mit besorgten Mienen. Wie durch ein Wunder war der Soldat noch am Leben. Auch wenn Scott nicht sagen konnte, wie das möglich war.
Sein Körper war von unzähligen Wunden gezeichnet. Sein Gesicht zerrissen und zerfleischt. Ein Auge, ein Arm und beide Beine zerstört und zerbrochen. Seine Lippen brachten nur ein heiseres Keuchen zustande.
»Schhh«, flüsterte Nancy. »Nicht sprechen.«
Aus ihrem Koffer nahm sie eine Spritze und verabreichte ihm ein Beruhigungsmittel. Scott vermutete, dass es Morphium war. Die Sanitäterin der Einheit arbeitete unter Hochdruck und mit einem Ausdruck äußerster Entschlossenheit auf dem Gesicht. Aber bald konnte Scott das Schweigen nicht mehr ertragen.
»Nancy?«
Sie sah auf. Mit Tränen in den Augen. Das sagte ihm alles, was er wissen musste. In einem vollausgerüsteten Krankenhaus hätte Norman vielleicht eine geringe Überlebenschance gehabt. Aber das nächste menschliche Krankenhaus war Lichtjahre entfernt.
»Tu für ihn, was du kannst.«
Sie nickte nur.
»Scott?«
Wie durch einen Schleier der Betroffenheit sah Scott auf. Esteban hatte sich genähert, ohne dass er es bemerkt hatte. Er schüttelte den Kopf, um einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. Es half nicht viel.
»Was ist?«
»Du solltest dir etwas ansehen.«
Scott folgte dem Piloten zum Eingang des Dorfes. Hier fanden sich wieder Spuren des Tieres, das sie angegriffen hatte. Des Tieres, das Norman auf dem Gewissen hatte. Aber das war nicht das eigentlich Interessante.
Esteban reichte ihm ein Fernglas und wies in die Richtung, in die das Tier entkommen war. Scott sah hindurch.
»Verflucht!«
»Kann man wohl sagen«, gab Esteban ihm recht.
Es näherte sich ihnen eine ruulanische Patrouille. Vielleicht dreißig oder vierzig Krieger. Angeführt von einem hochgewachsenen und offenbar hochrangigen Ruul.
»Komm. Wir müssen es den anderen sagen.«
Sie eilten zurück in die Mitte des Dorfes, wo Nancy immer noch fieberhaft um Normans Leben kämpfte.
»Wir bekommen Gesellschaft.«
»Ruul?«, fragte Laura sofort.
»Ja. Ein ganzer Kriegertrupp. Wir haben keine Wahl. Wir müssen uns ihnen stellen, sonst werden wir sie nie los.«
Er wandte sich an Laura. »Vergrab am Eingang des Dorfes ein paar Bouncing Bettys.«
Laura drehte sich um, packte
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