Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Abwehrsatelliten und dem Minenfeld des Verteidigungsperimeters geschmeidig und elegant vorbei. Dicht gefolgt von den übrigen Schiffen des Kampfverbands. Keines brach aus der Formation aus oder meldete Schwierigkeiten. Das Training hatte sich gelohnt. In den Tagen, die zurücklagen, hatte Hoffer jeden Tag Manöver angesetzt, um den 1. Koalitionskampfverband zu einer schlagkräftigen und gut eingespielten Einheit verschmelzen zu lassen. Und es hatte funktioniert. Die Til-Nara hatten sich hervorragend eingefügt. Weit besser, als er es erwartet hatte.
Vizeadmiral Dennis Hoffer hätte über so viel Effizienz hoch erfreut sein müssen. Nur gab es etwas, das ihm die Freude daran zunichtemachte.
Sie waren zu spät.
Kurz vor Beginn der Mission waren auf einigen Einheiten, vorwiegend menschlichen Schiffen, Probleme technischer Art aufgetreten. Probleme, die man erst bereinigen musste, bevor an ein Auslaufen der Flotte überhaupt zu denken war. Schilde waren ausgefallen, Waffensysteme hatten versagt, Antriebe waren plötzlich und ohne erkennbaren Grund ausgebrannt und hatten ersetzt werden müssen. Bei einigen Trägern war schließlich sogar noch die Jägerkontrolle ausgefallen, was eine Sperrung sämtlicher Hangars der betroffenen Schiffe für fast zwölf Stunden erforderlich machte, um die Systeme wieder instand zu setzen. Zunächst hatte es kein erkennbares Muster gegeben.
Bis der auf der Prince of Wales stationierte MAD-Offizier den Finger auf die Wunde legte und ein Wort aussprach, vor dem sich jeder fürchtete: Sabotage. Jemand versuchte verzweifelt, den Aufbruch der Flotte so lange wie möglich hinauszuzögern.
Die Schwierigkeiten hatten angehalten. Und das, obwohl die Techniker Tag und Nacht daran arbeiteten, sie zu beheben. Heute wusste Hoffer auch, warum das nicht funktioniert hatte. Weil einige der Techniker ein falsches Spiel spielten und genau die Störungen verursachten, die sie eigentlich hätten reparieren sollen.
Bei eilig angesetzten Überprüfungen der Dossiers des gesamten Stützpunktpersonals war man bei acht Technikern auf Ungereimtheiten gestoßen. Als der MAD kam, um sie zu verhaften, hatten sieben Selbstmord begangen. Nur einer konnte lebend gefangen werden. Und das auch nur, da gerade dieser Saboteur merkwürdigerweise keine Anstalten machte, sich selbst umzubringen.
Aus diesem Grund befand sich Hoffer derzeit auch nicht auf der Brücke. Obwohl dort in diesem Moment, kurz vor dem Sprung, sein Platz gewesen wäre. Vielmehr stand er vor einer Arrestzelle, in der der Saboteur vor sich hin dümpelte. Neben Hoffer standen zwei bewaffnete und aufmerksame Marines und Captain Jonathan Clarke, der verantwortliche MAD-Offizier an Bord der Prince of Wales.
Hoffer dankte Gott dafür, dass Malkner so einsichtig gewesen war, ihm den Gefangenen zu überstellen. Weitere Verzögerungen mussten unbedingt vermieden werden. Daher war der Kampfverband ausgelaufen, sobald die schlimmsten Schäden repariert waren. Doch es war für den Erfolg der Mission unabdingbar zu erfahren, aus welchem Grund Menschen die Flotte am Auslaufen hindern sollten. Und vor allem war er sich sicher, dass dieser Kerl vor ihm mehr wusste. Zum Beispiel über die Vorgänge im Asalti-System. Aus diesem Grund würde er den ganzen Weg verhört werden. Unter Einbeziehung von Schlafmangel, Nahrungsentzug und erhöhtem Stress. Hoffer war beileibe kein Freund solcher extremen Maßnahmen, jedoch wollte er Antworten. Egal welche Mittel auch immer zu ihrer Beschaffung nötig waren. Und dieser Kerl würde sie liefern.
Der MAD-Offizier ging vor der Zelle auf und ab. Ein Verhalten, das Hoffer nervte. Es war extrem ablenkend. Leider gehörte es zur Verhörprozedur, wie Clarke ihm zuvor erläutert hatte. Dadurch wurde der Gefangene verunsichert und man zwang ihn, sich auf die laufende Gestalt zu konzentrieren. Etwas, das mit Schlafmangel gar nicht so einfach war.
Clarke war ein guter Mann, soweit der Admiral das beurteilen konnte. Er gehörte noch nicht lange zur Crew der Prince of Wales. Aber es war Clarke gewesen, der als Erster den Verdacht der Sabotage geäußert hatte. Und er war es auch gewesen, der in mühsamer Kleinarbeit die Dossiers durchgearbeitet hatte, um die Saboteure zu entlarven. Hoffer betete, dass ihm dabei niemand entgangen war. Zumindest war mit der Verhaftung des einen und dem Tod der sieben anderen die Welle aus Problemen abrupt abgerissen.
Ein Zufall? Hoffer schnaubte voll bitterer Belustigung. Wenn man so lange wie er Dienst in
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