Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Laura halbherzig dagegen. »Die anderen.«
»Die wissen doch längst von uns.«
»Trotzdem. Und wofür habe ich mir eigentlich den Kuss verdient?«
»Dafür, dass ich dir wichtig genug bin, um von dir zusammengestaucht zu werden.« Sein Grinsen wirkte ansteckend auf sie und sie tauschten einen weiteren schnellen Kuss, bevor sie sich widerstrebend von ihm löste. Das Team, in einem seltenen Anfall von Taktgefühl, tat so, als hätte es von alledem nichts mitbekommen. Nur Mansu sah ungeniert zu ihnen herüber, ein großes Fragezeichen auf seinem behaarten Gesicht.
»Ich habe etwas gefunden. Seht euch das an«, sagte Esteban und stürzte aus dem Manta. In der Hand hielt er eine blaue Kugel von der Größe einer Orange. Aufgeregt wedelte er damit herum.
»Und was ist das so Besonderes?«, fragte Nancy. Ihre Neugier war geweckt. Esteban legte die Kugel auf den Boden und betätigte einen kleinen Schalter an der Seite.
Sofort spie eine kleine Öffnung ein gleißendes, weißes Licht aus und projizierte ein Gebilde vor ihnen in die Luft. Sie rückten näher an dieses seltsame Gerät, um besser sehen zu können.
»Was ist das?«, fragte Matt leise.
»Sieht aus wie eine Karte«, entgegnete Scott und versuchte, sich einen genauen Eindruck von dieser seltsamen Karte zu verschaffen. Plötzlich erschienen auf dem Hologramm kleine rote, grüne und gelbe Punkte.
»Das kenne ich«, meinte Mansu aufgeregt. »Den Umrissen nach ist das der Kontinent, auf dem wir uns gerade befinden.
»Dann dürfte das dort Singri sein«, sagte Scott und deutete auf einen kleinen gelben Punkt am Rand einer kleinen Landzunge, die an eine große Wasserfläche grenzte. »Dann können wir wohl davon ausgehen, dass die gelben Punkte Städte sind.«
»Und die roten Umwandlungsanlagen«, half Laura weiter. »Das dort sieht aus, als könnte es die Anlage sein, die wir gerade in die Luft gesprengt haben.«
»Dann müssen wir nur noch wissen, was die grünen Punkte bedeuten.« Scott fuhr sich nachdenklich über das Kinn.
»Dann passt jetzt gut auf«, sagte Esteban und berührte einen der grünen Punkte im Hologramm. Sofort verschwand die Landkarte und wurde durch eine Auflistung in ruulanischer Sprache ersetzt. Datenmengen, bei denen es sich anscheinend um Zahlenkolonnen handelte, scrollten über das Bild. Eine weitere Berührung und die Zahlenkolonnen wurden wiederum ersetzt durch Fotos. Luft- und Bodenaufnahmen eines ruulanischen Raumhafens, der sich seitlich an ein kleines Areal anschloss. In diesem Fall handelte es sich aber nicht um eine Umwandlungsanlage.
Dafür war sie viel zu klein und der Großteil der Anlage befand sich im Freien. Nördlich des Raumhafens befanden sich kleine Lagerhallen, in deren Nähe sich rege Betriebsamkeit abspielte.
Im ersten Augenblick erschloss sich den ROCKETS nicht, wozu die Anlage dienen könnte. Bis sie in einige der Fotos hineinzoomten. Auf den Bildern waren Tausende von Asalti zu erkennen, die sich auf engstem Raum zusammenkauerten. Viele von ihnen waren Mütter, die ihre Kinder schützend an sich pressten. Das Areal war von Ruul mit Kaitars umstellt, aber weit weniger, als es bei der Umwandlungsanlage der Fall gewesen war.
»Mein Gott. Es ist eine Art Durchgangslager. Die gefangenen Asalti werden hier eingepfercht und warten darauf, zu einer der Umwandlungsanlagen weitergeleitet zu werden, wo sie dann für die ruulanischen Schiffe konditioniert werden.«
»Und die Zahlenkolonnen sind Verarbeitungsstatistiken«, mutmaßte Laura zähneknirschend.
»Widerlich.« Matt spuckte vor Abscheu seitlich aus.
»Wir müssen etwas tun.« Die schnatternde Stimme Mansus wirkte nun nicht mehr so lächerlich und irritierend, wie Scott sie am Anfang empfunden hatte. Jetzt wirkte sie nur noch entschlossen. Entschlossen, gegen die Ruul zurückzuschlagen. Entschlossen, das zu retten, was von seinem Volk noch übrig war. Aber Camerons schwere Stimme holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Mach dich nicht lächerlich. Was wollt ihr denn erreichen gegen das da?« Er wies auf die Wachen rund um das Gefangenenlager. Obwohl nur wenige Dutzend, dürften sie mit Sicherheit ausreichen, um jeden Befreiungsversuch der Asalti im Keim zu ersticken.
»Wir versuchen es trotzdem.«
»Ihr werdet dabei draufgehen.«
Erstaunt registrierte Scott, dass Mansu auf diese einfache Wahrheit weder mit Wut noch mit Trotz reagierte. Stattdessen sah er den Scharfschützen nur ruhig an und sagte: »Und welche Alternative hätten wir
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