Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
schloss sich tatsächlich quietschend und würde in wenigen Sekunden verriegelt sein. Ein Blick in Yates’ Augen zeigte ihm, dass der andere die Situation verstanden hatte. Gleichzeitig hatte der Codeknacker aber eine furchtbare Todesangst und keinerlei Veranlassung, sich zu opfern. Kazumi im Gegenzug hatte keinerlei Lust, den Mann sterben zu lassen. Er nickte ihm ermutigend zu. Yates begriff. Er nahm seine ganze verbliebene Kraft zusammen und stieß sich von der Bodenplatte in Richtung Kazumi ab.
Beinahe hätte er es geschafft. Kazumis Fingerspitzen berührten ganz leicht die von Yates. Dann riss der Sog den Codeknacker fort und durch die Bresche hinaus ins All. Kazumi sah dem Mann hinterher, als er für immer verschwand.
Lopez zerrte den regungslosen Kazumi zurück, bevor sich das Schott ganz geschlossen hatte. Gerade rechtzeitig. Es hätte nicht viel gefehlt und Kazumi wäre zerquetscht worden. Die Kommandosoldaten lagen noch eine Weile fassungslos auf dem Boden und versuchten auch nur ansatzweise zu begreifen, was eben passiert war. Kazumi dachte immer wieder an Yates’ verängstigte Augen, als dieser durch das Loch gerissen worden war. Er war sich sicher, den Ausdruck in dessen Augen niemals vergessen zu können.
»Jetzt nur nicht schlappmachen«, sprach Jakob Jonois Mut zu. Die MAD-Offizierin hatte schon wieder glasige Augen und machte den Eindruck, jeden Moment wegtreten zu wollen. Das kam überhaupt nicht infrage. Sie hatten jetzt keine Zeit für Blackouts.
»Wir sind gleich da. Es ist nicht mehr weit.«
»Wir wären längst da, wenn wir sie zurückgelassen hätten.«
»Eleanore, noch ein solches Wort und ich vergesse mich.«
»Hört auf zu streiten, ihr zwei«, sagte Jonois mit überraschend klarer Stimme. »Olafsson, ich glaube wirklich nicht, dass ich noch sehr lange durchhalte.«
»Ich habe Sie nicht mit geschleift, damit Sie kurz vor dem Ziel aufgeben. Sie werden schön durchhalten.«
»Dass wir fast da sind, sagen Sie schon seit über einer halben Stunde.«
»Ich wusste nicht, dass Sie dabei auf die Uhr sehen«, grinste Jakob ein wenig verlegen. »Aber diesmal ist es die Wahrheit. Bei der nächsten Kreuzung die linke Abzweigung, dann sind wir da. Ich kann die Kreuzung bereits sehen.«
»Irland«, sagte eine feste Stimme aus der Dunkelheit. Das Trio blieb wie angewurzelt stehen.
»Dublin.«
Alan und Rachel Kepshaw traten mit feuerbereiten Waffen aus den Schatten. Als sie die Losung hörten und die drei erkannten, ließen sie erleichtert die Schultern sinken.
»Schön, dass ihr es geschafft habt«, sagte Alan ehrlich.
»Ja, freut uns auch«, erwiderte Eleanore. »Hat auch lange genug gedauert.«
Rachel eilte herbei und half dabei, Jonois gegen die nächste Wand zu lehnen, wo sie sich etwas ausruhen konnte. Jakob sah sich auf der Kreuzung um.
»Die anderen?«
»Kazumis Team ist auf dem Weg, benötigt aber noch etwas Zeit.«
»Und Craig?«
Alan schüttelte den Kopf und Jakob sah Trauer in den Augen des Mannes aufsteigen.
»Haskers Team ist verloren.«
Jakob schloss für einen Moment die Augen. Das bedeutete, sie hatten fast die Hälfte des Einsatzteams verloren. Der ehemalige Gauner ließ sich in die Hocke nieder, um diese Nachricht erst einmal zu verdauen. Alan legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.
»Ja, ich weiß«, sagte er nur. Und Jakob erkannte, dass er verstand. Die Ex-Häftlinge hatten sich meistens nie gut verstanden. Doch der Ort, von dem sie kamen, hatte sie geprägt und sie hatten etwas geteilt. Leid und Erfahrungen, die andere Menschen nicht hatten. Deshalb verspürte Jakob so etwas Ähnliches wie Trauer, sobald er von Craigs Tod hörte. Er hatte den grobschlächtigen Kerl nie leiden können, aber den Tod hatte er ihm nicht gewünscht.
»Hört ihr das?«, fragte Rachel plötzlich.
Jakob lauschte in die Dunkelheit hinein. Da war nichts. Falls Rachel tatsächlich etwas gehört hatte, musste sie die Ohren eines Luchses haben.
»Ich höre es auch«, sagte Alan.
»Ich höre gar nichts«, widersprach Eleanore vehement.
»Ruul«, verkündete Alan. »Und sie kommen in unsere Richtung.« Er deutete auf zwei gegenüberliegende Korridore. »Von dort und von dort.«
»Na dann sollten wir doch verschwinden«, sagte Eleanore gepresst. Ihre Stimme troff vor unterdrückter Panik. »Bevor sie uns erreichen. Wo sind diese verdammten Rettungskapseln?«
Alan deutete wortlos und mit einem wehmütigen Lächeln auf einen der Korridore, aus dem die
Weitere Kostenlose Bücher