Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
leicht verwirrten Blick zu, bevor er sich wieder seiner Konsole zuwandte und einige Knöpfe drückte. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er Craig und seine Versuche, ein Gespräch zu beginnen, schon nach wenigen Sekunden völlig vergessen hatte.
Dieser ärgerte sich währenddessen über sich selbst, weil er den Namen des Mannes nicht mehr wusste. Sein Vorhaben wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn er den Chefingenieur hätte persönlich ansprechen können.
»Wirklich ein sehr hübsches Maschinchen«, wiederholte Craig und betonte dabei übertrieben jedes Wort.
»Hmmm …«
»Was für eine Leistung hat er denn?«, heuchelte er Interesse und deutete auf den Antriebskern. »Ich wette eine Menge.«
»Sie haben hier nichts zu suchen. Eigentlich dürften Sie gar nicht hier sein«, nuschelte der Chefingenieur geistesabwesend und hantierte weiter an seiner Konsole herum.
Craig biss sich frustriert auf die Unterlippe und widerstand nur mit Mühe dem überwältigenden Drang, den Kopf des Mannes so lange auf die Konsole zu hämmern, bis sich dieser nicht mehr rührte.
Na schön. Zeit für Plan B.
Aus den Tiefen seiner Uniformjacke zog er eine Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit hervor und präsentierte sie stolz dem Chefingenieur. Und siehe da. Dessen Augen begannen unwillkürlich zu leuchten und er hatte sofort dessen volle Aufmerksamkeit.
»Einen Schluck gefällig?«, fragte er grinsend.
»Bin im Dienst.« Entgegen seiner Aussage folgten die Augen des Mannes jeder Bewegung der Flasche in Craigs Händen.
Craig öffnete den Verschluss und schnupperte genießerisch an der Öffnung. »Mmmhh … Single Malt Whiskey. Richtig gutes Zeug. Und Sie sind sicher, dass sie nichts wollen?«
Der Chefingenieur nickte abgehackt und wiederholte widerwillig: »Bin doch im Dienst.« Die Worte klangen allerdings wenig überzeugend und wurden fast mechanisch abgespult.
»Ich nicht.« Craig setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Die Augen seines Gegenübers traten vor Neid fast aus den Höhlen und er verfolgte gebannt, wie Craigs Kehlkopf bei jedem Schluck hüpfte.
Als er die Flasche absetzte, ließ er es sich nicht nehmen, noch ein genüssliches Aaahhhh von sich zu geben.
»Das Zeug ist wirklich gut.« Er bot die Flasche erneut an. »Letzte Chance.«
Der Chefingenieur sah sich verschwörerisch nach seinen Mitarbeitern um. Niemand in Sichtweite. Dann warf er der Flasche einen letzten verlangenden Blick zu und Craig konnte förmlich sehen, wie die letzte Barriere um seinen Willen fiel. Mit einem Ruck nahm der Mann die Flasche an, setzte sie an die Lippen und begann hastig zu trinken.
Craig beobachtete ihn vergnügt. Diese Technikfreaks waren doch alle gleich. Nicht sehr trinkfest, aber dem Alkohol durchaus nicht abgeneigt. So viel dazu. Der Chefingenieur war abgelenkt. Er drehte leicht den Kopf, um sehen zu können, was hinter ihm vor sich ging.
Von niemandem bemerkt schlich sich Eleanore in den Antriebsbereich. Das Päckchen in ihren Armen presste sie wie einen Schatz an ihren Körper. Sobald sie sicher war, dass niemand sie beobachtete, deponierte sie das Päckchen an der Verbindungsstelle zwischen Antrieb und einer Leitung, die zu einem der Fusionsgeneratoren führte. Dann aktivierte sie die Bombe und schlich sich wieder unbemerkt hinaus.
Auf Craigs Gesicht breitete sich ein zufriedenes Grinsen aus.
»Leichter, als einem Baby den Schnuller wegzunehmen«, prahlte Craig vor Michael, Jakob und Erin, nur eine Stunde nachdem Eleanore die Bombe platziert hatte. Die ehemalige MAD-Agentin nickte enthusiastisch zu seinen Worten. Sie hatten sich in Erins Quartier versammelt, das sehr spartanisch eingerichtet war. Es war fast zu klein für fünf Personen und drohte aus allen Nähten zu platzen.
»Eine Bombe?«, sagte Michael skeptisch und ließ sich dabei das Wort auf der Zunge zergehen. »Na ich weiß nicht. Ist das nicht ein wenig zu radikal?«
Craig sah ihn ungläubig an. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?! Willst du nun von diesem Schiff runter oder nicht?«
»Na … schon.«
»Na also.«
»Aber von einer Bombe war trotzdem nie die Rede«, widersprach Erin vehement. »Ich bin keine Mörderin und das soll auch so bleiben.«
»Es kommt niemand zu Schaden«, versuchte Eleanore sie zu beruhigen. »Ich habe die Bombe so angebracht, dass lediglich die Energie zum Hauptantrieb unterbrochen wird und wir aus dem Hyperraum fallen.«
»Und falls einem von euch eine bessere
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