Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Möglichkeit einfällt, vom Schiff runterzukommen, dann würde ich sie gern hören?!« Craig sah streitlustig von einem zum anderen, aber keiner hielt seinem provokanten Blick stand. Er verzog seine Lippen zu einem beruhigenden Lächeln.
»Keine Sorge. Niemandem wird etwas passieren. Ich habe den Sprengsatz höchstpersönlich zusammengebastelt und die Wirkung ist genau abgestimmt. Wenn ich etwas gut kann, dann ist es, Bomben zu basteln. Alles wird laufen wie am Schnürchen. Wir«, er blickte hilfesuchend in Eleanores Richtung, »haben alles genau durchdacht.«
»Und wenn das Schiff wieder im Normalraum ist? Was dann?« Das war Jakob. Abgesehen von seiner offensichtlichen Antipathie Craig und Eleanore gegenüber war er der hartnäckigste Gegner einer Flucht. »Falls es euch noch nicht aufgefallen ist, die Waterloo ist nicht allein. Da draußen kreist ein ganzer Flottenverband.«
»Bis die merken, dass der Kreuzer nicht mehr bei ihnen ist, vergeht eine Menge Zeit. Und noch mehr Zeit werden sie brauchen, um umzudrehen und festzustellen, wo genau wir in den Normalraum eingetreten sind. Ihr könnt mir glauben, für unsere Flucht bleibt uns mehr Zeit als nötig. Wir haben den Augenblick der Detonation genau abgestimmt. Die Waterloo fällt in der Nähe einer kleinen Kolonie aus dem Hyperraum. Ihr Name ist Selikan Prime.«
»Eine menschliche Welt?«, fiel ihm Michael sofort ins Wort. »Bist du irre? Die schnappen uns doch sofort wieder.«
»Oh, ganz sicher nicht. Sobald wir im Normalraum sind, stehlen wir ein Shuttle und fliegen auf den Planeten. Die Slugs stehen kurz davor, das Selikan-System zu erreichen, und die Evakuierung der Kolonie läuft bereits auf Hochtouren. Sie werden nicht nach einigen wenigen Flüchtlingen in diesem Chaos suchen. Dafür haben sie gar keine Zeit.«
»Und dann?«, bohrte Erin weiter.
»Wir warten.«
»Wir warten?«
»Allerdings. Auf die Slugs. Sie werden das System einen, maximal zwei Tage nach uns erreichen. Wir geben uns ihnen als menschliche Überläufer zu erkennen und im Gegenzug gewähren sie uns Schutz.«
»Findest du das nicht ein wenig blauäugig?«, konterte Jakob. »Warum sollten sie so etwas tun? Und selbst wenn, wie kommst du darauf, dass die Slugs uns lange genug zuhören, damit wir sie von unserem Wert überzeugen können?«
»Das wird die leichteste Übung von allen sein.«
»Tatsächlich?«
Craig schnaubte belustigt. »Die Slugs bedienen sich gern Menschen für ihre Drecksarbeit. Das haben sie schon immer getan. Daher haben sie auch immer Verwendung für Überläufer.«
»Ein wenig weit hergeholt, findest du nicht?«, pflichtete Erin Jakob bei.
»Ganz davon abgesehen, dass die Waterloo uns vermutlich in Stücke schiesst, bevor wie Selikan Prime erreichen«, fügte Michael hinzu.
»Nein und nein«, widersprach Eleanore grinsend.
»Wir haben nämlich für beide Probleme ein und dieselbe Lösung«, nickte Craig. »Wir bringen den Slugs ein Geschenk mit.«
»Ein Geschenk?«, fragte Jakob, dem sie Sache immer weniger behagte. »Was für ein Geschenk?«
»Diese Kepshaw.«
»Was??«
»Wir nehmen sie als Geisel mit. Hast du überhaupt eine Ahnung, was die Slugs mit einer MAD-Offizierin, die Zugang zu geheimsten Daten hat, alles anfangen können? Die nehmen uns mit Handkuss auf.«
»Erst eine Bombe und jetzt auch noch eine Geisel?«, Erins Stimme klang ebenfalls zweifelnd und sie wechselte immer wieder verhaltene Blicke mit Jakob und Michael. »Der Plan mag ja tatsächlich ganz gut sein und reelle Erfolgsaussichten haben, aber die Methoden sind mir ganz ehrlich gesagt zuwider.«
»Wir sind vielleicht Kriminelle und Verbrecher«, schloss sich Jakob an. »Aber wir sind deshalb noch lange keine Monster. Diesen unmenschlichen Bastarden einen Menschen auszuliefern, bloß um unsere eigene Haut zu retten. Das ist einfach nur falsch.«
Craig warf einen ungläubigen Blick in die Runde. »Was ist denn nur los mit euch? Wollt ihr sagen, dass ihr hier nicht runterwollt? Wollt ihr euch tatsächlich diesem Himmelfahrtskommando anschließen und dabei draufgehen?« Bei jedem Wort war Craigs Stimme lauter geworden und ihrem Gesichtsausdruck nach rechnete zumindest Erin jederzeit mit einem cholerischen Anfall.
»Das habe ich nicht gesagt.« Obwohl allgemein bekannt war, dass Jakob Angst vor Craig und dessen Gewaltausbrüchen hatte, musste man ihm zugutehalten, dass seine Stimme nicht zitterte. Im Gegenteil, sie wirkte fest und entschlossen. »Aber ich bin trotzdem der Meinung,
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