Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Atem. Er hatte einiges erwartet, aber nicht das. Obwohl er es sich eigentlich hätte denken können.
»Craig??«
»Hallo Primadonna. Überrascht, mich zu sehen?«
»Überrascht trifft es nicht annähernd.«
»Hasker«, unterbrach Nogujama das Gespräch ungehalten. »Was soll der Unsinn, dass sie das E-Deck unter Ihre Kontrolle gebracht hätten?«
»Ich versichere Ihnen, Admiral. Das ist alles andere als Unsinn. Wir haben das E-Deck besetzt und dabei eine erhebliche Anzahl von Geiseln genommen.«
»Wir?«
»Eleanore und ich haben keine Lust, uns sinnlos verheizen zu lassen und für Sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Und am Ende winkt im Höchstfall ein Heldenbegräbnis auf der Erde. Vorausgesetzt, man findet noch genug von uns, damit sich ein Begräbnis überhaupt lohnt.«
»Sie haben die Bombe gelegt!«, platzte es wutentbrannt aus Marsch heraus.
Craig grinste die Marine herablassend an. »Allerdings. Hat nur leider nicht so geklappt, wie es das hätte tun sollen. Aber Schwamm drüber. Man ist ja flexibel.« Er warf Alan einen gehässigen Blick zu und zwinkerte. »Nicht wahr, Alan, Kumpel?!«
»Damit kommen Sie auf keinen Fall durch«, versetzte Martinez gelassen. »Sie beide? Gegen das ganze Schiff? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Geben Sie lieber auf, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen.«
»Unsere Chancen stehen besser, als Sie denken. Kommen Sie nicht auf die Idee, das E-Deck stürmen zu lassen. Während wir hier sprechen, hat meine Mitstreiterin jeden Zugang zugeschweißt. Wir haben uns auf dem Shuttlehangar zusammen mit dreißig Geiseln verbarrikadiert … und einer hübschen kleinen Bombe mit fast der doppelten Sprengkraft der Vorrichtung, die beinahe den Maschinenraum ins All befördert hätte.«
Bei der Aussicht auf eine zweite Bombe wurde Martinez’ Gesicht weiß wie eine Wand. »Sie bluffen.«
»Ich befürchte fast, darauf können Sie sich nicht verlassen.«
»Was wollen Sie?«, verlangte Nogujama zu wissen.
»Sehr gut, kommen wir also zum Geschäft. Ich will, dass Sie umdrehen und im Selikan-System aus dem Hyperraum fallen. Anschließend werden Eleanore und ich eins der Shuttles nehmen und das Schiff verlassen. Natürlich wird uns eine Anzahl Geiseln begleiten.«
»Und Sie glauben allen Ernstes, wir gehen auf diese Forderungen ein?«
»Sie haben wohl kaum eine andere Wahl. Sollten Sie sich weigern, werde ich einfach jede halbe Stunde zwei Geiseln hinrichten. Sollte das immer noch nicht genug Anreiz für sie sein, vernünftig zu werden, werde ich die Bombe zünden und das Schiff zum Teufel jagen.«
»Und sie beide mit?«
»Immer noch besser als alles, was die Slugs mit uns anstellen, wenn sie uns lebend in die Finger kriegen. Sie haben eine Stunde Bedenkzeit. Ach, und ehe ich es vergesse. Schlagt euch Dummheiten jeglicher Art aus dem Kopf. Eine meiner Geiseln ist Kepshaw. Und sie ist die Erste, die draufgeht, falls ihr doch vorhabt, das E-Deck mit Gewalt zu befreien.«
Die Verbindung wurde abrupt unterbrochen und die fünf Offiziere starrten nur noch fassungslos auf einen leeren Bildschirm.
»Der Kerl ist verrückt geworden«, erklärte Marsch.
»Nicht verrückt, nur verzweifelt«, stellte Martinez klar. »Und dadurch wird er extrem gefährlich.«
»Meine Marines können das E-Deck innerhalb von einer halben Stunde in ihre Hand bringen.« Falls überhaupt möglich wurde Marschs Gestalt noch aufrechter, als sie das sagte. Die Berufssoldatin wartete nur auf einen Befehl, ihre Soldaten hineinzuschicken.
»Das wäre ein verdammt großer Fehler«, warf Alan sofort ein.
»Sie hat niemand gefragt.«
»Aber er hat recht«, pflichtete ihm Martinez unerwartet bei. »Eine weitere Bombe könnte das ganze Schiff vernichten.«
»Wir wissen nicht einmal, ob er tatsächlich eine hat.« Marsch blieb stur und machte nicht den Eindruck, dass sie in nächster Zeit von ihrer vorgefassten Meinung abweichen würde.
»Aber Hasker hat nicht unrecht. Wir können es uns nicht leisten, an seinen Worten zu zweifeln. Er hat bereits eine Bombe gelegt. Er könnte auch eine zweite haben.«
»Und was tun wir jetzt? Seinen Forderungen nachgeben?«
»Auf keinen Fall«, wehrte Nogujama ab. »Wir werden auf keinen Fall den Forderungen von Terroristen nachgeben. Dass ein Abstecher ins Selikan-System uns unwiederbringlich im Zeitplan zurückwerfen würde, davon will ich gar nicht erst anfangen. Es muss einen anderen Weg geben.«
»Und der wäre?«, fragte Marsch immer noch aufs Äußerste
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