Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
den schmalen Schacht entlang zu bewegen. Dann antwortete Bonatelli endlich.
»Ich sehe die Geiseln. Sie wurden an der nördlichen Ecke des Raumes zusammengedrängt. Craig ist bei ihnen. Bewaffnet.«
Natürlich war er bewaffnet.
»Und Bimontaigne?«
»Kann ich von meiner Position aus nicht sehen. Auch keine Bombe.«
»Verstanden.«
Inzwischen sah Alan das Licht am Ende des Tunnels. Buchstäblich. Der Korridor endete keine zehn Meter vor ihm. Durch das Gitter drang schwach die künstliche Beleuchtung des Hangars zu ihm durch. Er zog sich erleichtert die letzten paar Meter bis zum Gitter und spähte durch eine der winzigen Öffnungen.
Endlich konnte er aufatmen. Hier war zumindest etwas mehr Platz, da das Belüftungsgitter in eine Art Nische eingelassen war. Nach jeder Seite hin war mindestens fünfzig Zentimeter Raum gelassen worden.
Nach Bonatellis Beschreibung mussten sich Hasker und die Geiseln direkt unter ihm befinden. Er wunderte sich also nicht, dass er sie nicht sehen konnte. Sie waren schlichtweg nicht in seinem Sichtbereich. Dafür sah er etwas anderes.
»Bonatelli?« Ab jetzt wurde nur noch geflüstert. Alan hatte keine Ahnung, wo Craig sich von seiner Position aus gesehen befand. Durchaus möglich, dass der ihn hätte hören können, wenn er lauter sprach.
»Ja, Major.«
»Bimontaigne ist im Kontrollzentrum des Hangars. Sieht aus, als würde sie aufpassen, dass niemand von der Brücke aus die Hangartore öffnet und das Kraftfeld abschaltet.«
Das Kontrollzentrum, wie es hochtrabend genannt wurde, war im Grunde nur ein kleiner Raum, von dem aus alles im Hangar kontrolliert werden konnte. Vom Kraftfeld und den Toren bis hin zum Belüftungssystem. Der Raum war etwas erhöht und lag etwa fünf Meter über dem Boden. Es gab noch einen zweiten Raum genau auf der gegenüberliegenden Seite. Beide wurden durch einen Steg, der rund um den Hangar verlief, miteinander verbunden und der Steg wiederum durch eine in die Wand eingelassene Leiter mit dem Boden. Wenn die zwei Teams die Schächte verließen, würden sie sich zuerst auf dem Steg wiederfinden.
»Die denken allen Ernstes, wir würden die Geiseln ins All pusten?«, fragte Bonatelli fassungslos.
»Ist eigentlich gar nicht so weit hergeholt. Falls sie wirklich eine Bombe haben, wäre das sogar eine denkbare letzte Alternative, um das Schiff zu retten.«
»Verrückt!«, war die einzige Antwort Bonatellis.
Alan ging nicht weiter darauf ein und entgegnete: »Bimontaigne ist von Ihnen aus gesehen links, wenn Sie aus dem Schacht steigen. Etwa acht Meter den Steg hinab, dann haben Sie sie.«
»Irgendwelche Anzeichen einer Bombe?«
»Nein. Und das beunruhigt mich.«
»Ist ja nicht so, als ob wir eine Wahl hätten.«
»Stimmt. Also, es geht los.«
Er griff nach hinten und ließ sich von Kazumi ein Werkzeug geben, mit dem er langsam die Verriegelung des Gitters löste. Seit das Schiff in Dienst gestellt worden war, hatte hier niemand mehr etwas getan und entsprechend schwer hatte sich die Verriegelung in das Gewinde gefressen. Außerdem fühlte sich das Metall seltsam porös an. Alan hoffte nur, dass sie nicht quietschen würde.
Craig war besorgt. Sehr besorgt. Die Frist, die er Nogujama gesetzt hatte, lief bald aus. Nur noch wenige Minuten. Dann war er gezwungen, eine Geisel zu erschießen, um glaubwürdig zu bleiben. Aber er wollte niemanden töten. Nicht aus moralischen Erwägungen oder weil er Skrupel gehabt hätte.
Jedoch lautete die wichtigste Regel für Geiselnahmen, töte niemanden, wenn es nicht unumgänglich ist. Sobald das Töten erst anfing, wurde eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die vielleicht nicht mehr aufzuhalten war. In diesem Fall sah Martinez unter Umständen keine andere Wahl, als den Hangar stürmen zu lassen, um die restlichen Geiseln zu schützen. Und das wollte Craig unter allen Umständen vermeiden. Jedoch hatte er keine Wahl. Wenn die Zeit ablief, würde hier jemand sterben.
Einige Meter über ihm quietschte es metallisch. Tief in seinen Gedanken versunken, sah er verwirrt nach oben.
Alan unterdrückte einen wüsten Fluch, als die letzte Verriegelung quietschend abbrach und auf den Steg herunterfiel. Das Geräusch war so laut, dass es Hasker unmöglich entgangen sein konnte. Ungelenkig und sich beide Ellenbogen anstoßend, drehte er sich in der Nische herum, zog die Beine an den Körper und schlug so hart er konnte gegen das widerspenstige Gitter. Die restliche Verriegelung brach, das Gitter flog aus dem Rahmen
Weitere Kostenlose Bücher