Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
darauf, unter ihm zu dienen und seinen Anweisungen zu folgen. Genauer gesagt misstrauten sie ihm. Auch wenn es keiner so öffentlich zur Schau stellte wie Marsch. Doch alle wollten die Geiseln um jeden Preis befreien. Allen voran Rachel, der von jedem einzelnen MAD-Soldaten im Raum einen Heidenrespekt entgegengebracht wurde.
»Was ist, wenn wir da drinsitzen und Hasker die Schächte abschaltet?«, fragte Bonatelli interessiert.
»Unwahrscheinlich. Auch Geiselnehmer müssen atmen. Bonatelli, Sie, Jonois und Lopez werden sich um Bimontaigne kümmern. Tödliche Gewalt nur im Notfall. Schalten Sie sie aus und suchen sie anschließend nach dieser obskuren Bombe. Falls es sie gibt, sofort entschärfen. Kazumi, Chen und ich bilden das zweite Team. Wir schalten Hasker aus und kümmern uns um die Geiseln.«
»Wieso denken Sie, dass Hasker sich in unmittelbarer Nähe der Geiseln aufhalten wird? Wir haben keine Ahnung, was im Shuttlehangar vor sich geht«, wollte Kazumi wissen.
»Glauben Sie mir. Ich kenne Hasker. Er traut niemandem. Der Kerl wird die Kontrolle über die Geiseln an niemanden abgeben. Da können Sie ganz sicher sein. Wenn wir erst im Hangar sind, wird es keinen Raum für Fehler oder großartige Besprechungen geben. Wir werden erst wieder miteinander reden können, wenn der Einsatz abgeschlossen ist und die Geiseln befreit sind. Noch Fragen?«
Die MAD-Soldaten sahen sich gegenseitig fragend an, aber niemand meldete sich zu Wort.
»Also gut. Dann los.«
»Damit kommen Sie nicht durch.«
»Sie klingen wie eine alte Schallplatte, Kepshaw. Sie sollten sich mal etwas Neues überlegen.«
Craig versuchte, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen, doch er verriet sich, indem er vor seinen Geiseln immer wieder unbewusst auf und ab ging. Die Männer und Frauen, die ihm in die Hände gefallen waren, waren hauptsächlich Techniker und Deckoffiziere des Shuttlehangars. Wären es Marines gewesen, hätte er sich möglicherweise Sorgen um die Sicherheit machen müssen, doch er war zuversichtlich, mit diesem Haufen fertig zu werden. Nur Kepshaw bereitete ihm Kopfzerbrechen. Ständig versuchte sie, auf ihn einzuwirken. Sie hatte noch nicht begriffen, dass er zu allem entschlossen war. Und Eleanore würde tun, was auch immer er verlangte. Es gab jetzt kein Zurück mehr.
»Man wird Ihre Forderungen nie erfüllen.«
Er beendete seinen unruhigen Spaziergang und ließ sich direkt vor Kepshaw auf ein Knie sinken. Sein Blick suchte Augenkontakt mit den anderen Geiseln. Die meisten wichen ihm aus, aber einige erwiderten ihn auch trotzig. Dann sah er den weiblichen Major direkt an. Ihre Oberlippe war aufgesprungen und blutig, der linke Wangenknochen war geprellt und dabei, sich in ein helles Violett zu verfärben. Trotzdem blickte sie ihn herausfordernd an.
»Sie sollten sich besser wünschen, dass man meine Forderungen erfüllt«, antwortete er zuversichtlich. »Sonst kommen Sie hier nicht mehr lebend raus.«
Kapitel 10
Für jemanden von seiner Statur war der Belüftungsschacht unangenehm eng. Alan befürchtete, dass er demnächst stecken bleiben würde. Kazumi und Chen krochen hinter ihm durch den Gang. Ihre etwas schlankeren Gestalten machten es den beiden MAD-Offizieren nur unwesentlich leichter. Alan fluchte im Stillen vor sich hin und aktivierte sein Headset.
»Bonatelli?«
»Ich bin hier, Major.«
Sie hatten mit Absicht eine Frequenz gewählt, die nicht oft benutzt wurde. Eigentlich schon seit Jahren so gut wie gar nicht mehr. Niemand wusste, ob Hasker und Bimontaigne Headsets erbeutet hatten, und falls ja, ob sie den Funkverkehr überwachten, doch niemand wollte in dieser Hinsicht ein unnötiges Risiko eingehen. Am allerwenigsten Alan selbst. Hasker und Bimontaigne waren verschlagen, aber auch clever. Deshalb waren sie ja trotz ihrer Vorstrafen ausgewählt worden. In dieser Situation war dies aber eine gefährliche Mischung. Und sie wussten, wie sie sich in so einer Situation zu verhalten hatten, um dem Gegner größtmögliche Schwierigkeiten zu bescheren.
»Wo sind Sie jetzt?«
»Sind bereits in Position. Und Sie?«
Alan warf der Nummer an der Wand einen schnellen Blick zu und überschlug im Kopf, wo sie sich im Augenblick aufhielten.
»Wir sind weniger als fünfzig Meter vom Ende des Schachts entfernt. Voraussichtliche Ankunftszeit in etwa fünf Minuten, würde ich schätzen. Können Sie bereits etwas erkennen?«
Eine kurze Verzögerung, die Alan und sein Team dazu benutzten, sich weiter
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