Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
und großen Augen. Sie waren so perplex, dass sie beinahe vergaßen, dass sie ja verfolgt wurden.
»Hoch mit euch!«, schrie Kevley sie an. »In den Hangar!«
Sie spurteten an den zwei überlebenden Til-Nara-Drohnen vorbei. Diese blieben nur wie angewurzelt stehen und starrten den Korridor hinab. Als Kevley sie passierte, nickte die Drohne, die er für den Anführer der Gruppe hielt, ihm zu. Er erwiderte die Geste. Kevley hatte verstanden. Die Til-Nara würden ihre Verfolger aufhalten.
Er schloss die Tür des Hangars hinter sich und setzte den Mechanismus mit einem gezielten Schuss außer Gefecht. Erst jetzt sah er sich um. Und endlich gab es auch mal eine gute Neuigkeit. Der Hangar war voller Shuttles.
Die Gruppe stürmte in das nächste Fluggerät – ein Sanitätsshuttle, das ausreichend Platz für sie alle bot – und verriegelte die Luke. Fitzgerald zwängte sich hinter den Pilotensitz.
»Du kannst so ein Ding fliegen?«, fragte Kepshaw ihn überrascht, was ihr einen schiefen Blick von Fitzgerald einbrachte.
»Natürlich kannst du«, beantwortete sie ihre eigene Frage und grinste. Kevley nutzte die Gunst der Stunde für eine kurze Bestandsaufnahme. Sieben seiner Marines waren noch bei ihnen. Fünf Männer und zwei Frauen, deren Bewaffnung ein wahres Sammelsurium darstellte. Teilweise sogar von den Aufständischen erbeutete Waffen. Alle wiesen mehr oder weniger schwerwiegende Blessuren auf.
Fitzgerald ließ den Antrieb aufheulen und öffnete per Fernsteuerung die Hangartore. Dabei nahm er sich nicht mal die Zeit, das Kraftfeld aufzubauen. Kaum waren die Tore einen Spaltbreit offen, strömte bereits der Sauerstoff ins Vakuum und riss alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest war.
»Alles festhalten«, verkündete er. »Es geht los.«
Das Shuttle schob sich schwerfällig ins All und nahm sofort Kurs auf die Planetenoberfläche. Es dauerte keine sechs Minuten, die oberen Atmosphäreschichten zu durchdringen. Während der ganzen Zeit herrschte angespanntes Schweigen. Die Marines nutzten die Zeit, das Shuttle nach Brauchbarem abzusuchen, um damit ihre Wunden zu versorgen. Kepshaw nutzte ebenfalls die Zeit, um erst eine Messerwunde an Fitzgeralds linkem Oberarm und schließlich einen Streifschuss an ihrem eigenen rechten Bein zu versorgen.
Bis mit einem Mal ein durchdringendes Piepen um Fitzgeralds Aufmerksamkeit buhlte.
»Oh-oh …«
»Was meinst du mit oh-oh?«
»Wir kriegen Gesellschaft. Zwei Flugzeuge. Keine Raumjäger, sondern rein atmosphärentauglich.«
»Dann kann es kein Geleitschutz für uns sein. Coltor, Stuck oder Land würden uns Zerberusse oder Arrows schicken.«
»Allerdings.«
»Besteht die Möglichkeit, dass sie gar nicht hinter uns her sind?«, versuchte Kevley zu helfen.
»Eher unwahrscheinlich. Sie kommen direkt auf uns zu. Und zwar verdammt schnell.«
»Schaffen wir es bis zum Gouverneur?«, fragte Kepshaw, obwohl sie die Antwort bereits ahnte.
»Mit dem Ding? Auf keinen Fall. Der Flug würde noch etwa acht Minuten dauern, aber die Flugzeuge sind in weniger als zwei Minuten in Schussweite.«
»Optionen?«
Kevley und seine Marines verfolgten die Unterhaltung gespannt und schweigend. Das hier sollten die Offiziere unter sich ausmachen.
»Wir gehen runter und setzen den Rest des Weges zu Fuß fort.«
»Bist du verrückt?«, begehrte Kepshaw auf. »Mitten in einer ausgewachsenen Revolte?«
»Wir haben keine Wahl. In dem Ding sind wir nur eine fliegende Zielscheibe. Wir haben nicht einmal Waffen, mit denen wir zurückschießen könnten. Ich gehe so schnell wie möglich runter. Sonst sind wir erledigt.«
»Also schön, ganz wie du meinst.«
Fitzgerald neigte den Steuerknüppel nach vorn und das Shuttle ging in einen halsbrecherischen Sturzflug über. Das Piepen wurde immer schneller.
Kevley wusste, wenn aus dem Piepen ein durchgehender Ton wurde, waren die feindlichen Flugzeuge in Schussweite.
»Ich versuche, so dicht an der Residenz wie möglich zu landen. Aber einen kleinen Fußmarsch, werde ich uns nicht ersparen können.«
»Hoffentlich landen wir wenigstens auf der richtigen Seite der Front«, bemühte sich Kepshaw um Zuversicht. »Wir haben auch so schon genug Probleme.«
Aus dem Piepen wurde ein durchdringender Ton.
Kevley schloss die Augen.
Ein Ruck ging durch das Shuttle, als die Flugzeuge das Feuer aus schweren MGs eröffneten. Ein Teil des Beschusses prallte harmlos von der Panzerung des (immerhin militärischen) Schiffes ab, doch der Sergeant fragte sich,
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