Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
zu ihrem ständigen Begleiter. Eine Geräuschkulisse, an die man sich nicht gewöhnen konnte, die sich aber auch nicht verdrängen oder ausblenden ließ.
Die letzten drei Stunden hatten sie damit zugebracht, von Gasse zu Gasse zu huschen, immer darauf bedacht, feindlichen Patrouillen auszuweichen. Größere Straßen und offene Flachen mieden sie, wo immer es möglich war, und überquerten sie schnell, wann immer es nötig wurde.
»Stopp!«, keuchte Kevley und duckte sich hinter dem ausgebrannten Wrack eines alten Goliath-Kampfpanzers. Die Ketten des Gefährts waren gesprengt und der Turm an mehreren Stellen aufgeplatzt. Dichter, öliger Qualm rekelte sich träge in den Himmel. »Ich brauche eine Pause.«
»Die können wir wohl alle gebrauchen«, stimmte Fitzgerald zu und die Gruppe setzte sich erschöpft auf den Boden. Einer der Marines stöhnte erleichtert auf, als sein Hinterteil den Asphalt berührte.
Rachel betrachtete indes nachdenklich den Panzer, der ihnen als Deckung diente. Das Emblem der planetaren Miliz von Serena war trotz der Beschädigungen noch gut zu erkennen. Unter normalen Umständen wäre es ein Indiz gewesen, dass sie sich zumindest in der Nähe regierungsfreundlicher Stellungen befanden. Doch da den Rebellen ein umfangreiches Waffenarsenal der Miliz in die Hände gefallen war, war es durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie hier einen Rebellenpanzer vor sich hatten. Und dies bedeutete wiederum, dass weitere gegnerische Kräfte vermutlich ganz in der Nähe weilten.
»Wie weit noch bis zur Gouverneursresidenz?«
»Nicht mehr weit«, erwiderte Fitz immer noch außer Puste. »Fünf oder zehn Minuten. Gleich hinter dieser Gebäudegruppe dort.« Er wies auf einige mehrstöckige Gebäude zwei Querstraßen entfernt. »Dort müssten wir dann eigentlich … «
Er beendete den Satz nicht. Stattdessen packte er Rachel unvermittelt am Kragen, zog sie in eine verkrampfte Umklammerung und wirbelte um die eigene Achse. Die völlig überrumpelte Rachel wehrte sich im ersten Moment gegen diesen plötzlichen Gefühlsausbruch. Dann knallte ein Schuss durch die rauchgeschwängerte Luft und dort, wo sie gerade noch gestanden hatte, prallte ein Querschläger Funken schlagend von der Panzerung des Goliath ab. Erst jetzt begriff sie, dass der andere sie schützend mit seinem Körper abschirmte.
»Scharfschütze!«, brüllte Fitz und entließ sie aus seinem Würgegriff. »RENNT!«
Die Gruppe sprang mit einem Satz wieder auf die Beine. Todesangst und Adrenalin verdrängten Anspannung und Müdigkeit. Im Zickzack liefen sie zur nächsten Gebäudegruppe, immer darauf achtend, ein möglichst schwieriges Ziel zu bieten.
Doch der feindliche Scharfschütze war zu gut.
Ein weiterer Schuss knallte. Die weibliche Marine heulte vor Schmerz auf und stürzte blutend auf den Asphalt. Einer ihrer Kameraden machte den Fehler, nach ihr sehen zu wollen, und zögerte nur für eine Sekunde. Ein zweiter Schuss. In einer Blutfontäne zerbarst seine Brust; die Kugel des Scharfschützen setzte auch seinem Leben ein Ende.
Die immer kleiner werdende Gruppe setzte ihren Weg schweigend fort. Niemand machte mehr den Vorschlag, eine Pause einzulegen. Ihr Ziel lag praktisch schon direkt vor ihnen.
Sie bogen um eine letzte Ecke und … atmeten erleichtert auf. Ein offener Platz breitete sich vor ihnen aus. In der Mitte schoss eine acht Meter hohe Statue in die Höhe, die an die ersten Siedler auf Serena erinnern sollte.
Und dahinter befand sich die Residenz des planetaren Gouverneurs. Das Haus befand sich im Mittelpunkt eines zwei Hektar großen Grundstücks und war im Stil alter Herrenhäuser der Südstaaten Nordamerikas gehalten. Im Augenblick wirkte es für Rachel so einladend wie ein Palast.
Das Grundstück war von einer drei Meter hohen Mauer umgeben, die an der Südseite von einem Tor unterbrochen wurde. Vor dem Tor hatten mindestens ein volles Bataillon Miliz und mindestens ebenso viele TKA-Soldaten Aufstellung genommen. Die Soldaten waren bestens ausgerüstet. Ein halbes Dutzend Panzer drohten jedem Gegner, er solle doch so dumm sein und sein Glück versuchen.
Die Soldaten waren gerade damit beschäftigt, Sandsäcke zu einer behelfsmäßigen Verteidigungslinie aufzuschichten. Beim Auftauchen der Neuankömmlinge stellten sie jedoch die Arbeit ein und warfen ihnen quer über den Platz misstrauische Blicke zu. Einige entsicherten ihre Waffen.
»Endlich!«, sagte Fitz und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Kommt, gleich
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