Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
völlig überfüllte Gebäude. Viele von ihnen wurden von den vorrückenden Rebellentruppen überrollt und niedergemacht.
Rachel stützte einen TKA-Soldaten mit zerfetzter und von Brandflecken geschwärzter Uniform. Er zog das linke Bein nach und seine rechte Hand war mit getrocknetem Blut überzogen.
Zwei Milizionäre, die hinter Rachel die Veranda hochstürmten, wurden von den Rebellen einfach niedergeschossen. Fitz stand im Türrahmen und zog Rachel mitsamt ihrer halb bewusstlosen Fracht ins Innere des Gebäudes und schlug die Tür hinter ihnen zu. Sekunden später zerfetzten mehrere Gewehr- und Lasersalven den Eingangsbereich und sämtliche Fenster. Soldaten warfen sich verzweifelt in Deckung, einige waren zu langsam. Im oberen Stockwerk eröffnete ein schweres MG aus einem Krähennest das Feuer auf den Gegner. Die Salven der großkalibrigen Munition schleuderte kleine Dreckfontänen auf und zwangen mehrere Gruppen der Angreifer dazu, eilig hinter Wracks und Sandsäcken Schutz zu suchen.
Amisier robbte zu ihnen herüber und reichte ihnen mehrere frische Magazine. Außerdem noch kleine Wasserflaschen. Der Luft war so trocken und von Rauch geschwängert, dass das Atmen zunehmend schwerfiel. Rachel und Fitz rissen die Verschlüsse von ihren Flaschen und nahmen kleine Schlucke der erfrischenden Flüssigkeit zu sich, um ihren Durst zu stillen. Über ihnen zerschlug eine weitere Salve das letzte intakte Fenster der Gebäudefront und überschüttete den TKA-Major mit einem Schauer aus kleinen, scharfkantigen Splittern. Reflexartig zog er den Kopf tiefer zwischen die Schultern, konnte aber nicht verhindern, dass ihm Wange und Stirn aufgerissen wurden. Blut lief ihm über das Gesicht. Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte er es beiseite.
»Die ROCKETS lassen sich echt Zeit«, erklärte Rachel in Fitzgeralds Richtung.
»Vertrau mir. Sie sind irgendwo da draußen und kämpfen auf ihre Art gegen unseren ungebetenen Besuch. Wären sie jetzt hier, wären sie genauso gefangen wie wir auch. Und selbst, wenn sie wollten, könnten sie jetzt nicht mehr zu uns durchkommen.«
Kevley gesellte sich zu ihnen. Der Marine wirkte ausgelaugt. Seit Beginn der Belagerung war er beständig dort zu finden, wo die Schlacht am heftigsten tobte.
Rachel bemerkte im hinteren Bereich des Foyers, wie Gouverneur Riedler unter den Verwundeten Wasser ausgab. Ein Milizionär stapfte apathisch zwischen seinen Kameraden umher. Seine Augen wirkten tot und sie bezweifelte, dass der Mann überhaupt noch etwas von seiner Umgebung wahrnahm. Riedler nahm den Soldaten sanft beiseite, führte ihn zu einer Matratze und bettete ihn fürsorglich darauf. Rachels Hochachtung für den Gouverneur wuchs ins Unermessliche.
Sie stutzte. Etwas an der Schlacht hatte sich plötzlich verändert. Es dauerte einen Moment – eher schon eine Weile –, bis sie begriff, dass der feindliche Beschuss schwächer geworden war. Die Rebellen stellten nach und nach das Feuer ein. Eine unnatürliche Ruhe umgab die Residenz und die darin Eingeschlossenen.
Sie stemmte sich in die Höhe, um über die Fensterbrüstung sehen zu können. Als sie wieder niedersank, wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Im Innenhof der Residenz, unmittelbar vor der Veranda, waren die Aufständischen aufmarschiert. Reihe um Reihe. Ein erschreckender Anblick. Ein Anblick, der Hoffnungslosigkeit in ihr auslöste. Wie konnten sie nur hoffen, diesem Sturm widerstehen zu können?
»Gouverneur Riedler«, drang MacCords Stimme zu ihnen herüber. »Auf ein Wort bitte. Ich verspreche Ihnen Waffenstillstand für die Dauer unseres Gesprächs.«
Riedler hörte die Stimme des Rebellenanführers und stand ohne Umschweife auf. Als hätte er die Oberhand, ging er stolz und hoch erhobenen Hauptes zum nächsten Fenster. Rachel rang mit ihrem Instinkt, ihn sofort in Sicherheit zu ziehen. Ein einzelner Scharfschütze hätte ihn in diesem Augenblick erledigen können. Sie ließ ihn jedoch gewähren. Sie erkannte, dass es etwas war, das er einfach tun musste. Dies war noch immer sein Haus. Die Rebellen bloße Eindringlinge. Und er würde sich vor ihnen weder ducken noch sich von ihnen einschüchtern lassen. Auch, wenn es ihn das eigene Leben kosten würde.
»Was haben Sie vor?«, fragte sie zu ihm herauf. Zu ihrer Überraschung erntete sie ein schmales Lächeln, aus dem ehrlicher Optimismus sprach.
»Er will reden, also reden wir. Solange er redet, werden seine Leute nicht schießen.«
»Das ist Wahnsinn, Herr
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