Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Gouverneur!«, hielt Amisier dagegen. »Er wird sie umbringen.«
»Das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht sofort. Wenn er das wollte, brauchte er nur den Sturm auf die Residenz zu befehlen. Nein, ich denke vielmehr, dass er verzweifelt ist und ihm die Zeit davonläuft. Einen anderen Grund, weshalb er mit mir würde reden wollen, kann ich mir im Augenblick nicht vorstellen.«
Rachel war von seiner Analyse ihrer Lage beeindruckt – und von seinem Mut. Zweifellos waren seine Schlussfolgerungen nicht von der Hand zu weisen. Auf Zeit zu spielen war ihre einzige Hoffnung.
»Ich komme mit.«
»Auf keinen Fall!« Fitz war von ihrer Neigung, sich in Gefahr zu bringen, ganz und gar nicht angetan. Und das zeigte er auch ganz offen.
»Doch. Es ist wichtig, dass wir Flagge zeigen. Falls wir das geringste Zeichen von Schwäche offenbaren, werden sie über uns herfallen. Daher darf Gouverneur Riedler nicht allein dort hinaus.«
»Dann komme ich auch mit«, bot sich Amisier an. Rachel nickte ihm dankbar zu. Das hatte sie ohnehin vorschlagen wollen, doch der TKA-Major war ihr zuvorgekommen.
»Fitz, du musst uns von hier aus decken. Falls es eine Falle ist …«
»… wird MacCord nicht lange genug leben, um seinen Fehler bedauern zu können.«
Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu. Das Lächeln, das er sich daraufhin abrang, konnte man nur sehr wohlwollend als zuversichtlich bezeichnen.
»Wollen wir?«, fragte der Gouverneur heiter. Riedler trat hinaus ins Sonnenlicht. Mit Amisier zu seiner Linken und Rachel zu seiner Rechten. Unbewusst im Gleichschritt gehend, traten sie an den Rand der Veranda. MacCord erwartete sie bereits. Flankiert von zweien seiner Offiziere. Falls man bei diesem Pack überhaupt von Offizieren reden konnte. Amisiers Mundwinkel verzogen sich zu einer unterdrückten Miene des Ekels.
Riedler hakte beide Daumen hinter seiner Gürtelschnalle ein, die eine Miniaturausgabe der Flagge des Terranischen Konglomerats war. Rachel verkniff sich mit Mühe ein Lächeln. Es war eine nicht gerade subtile Erinnerung daran, wer hier Rebell und wer regierungstreu war. MacCords Augen funkelten wütend. Es war die einzige Reaktion auf Riedlers bewusste Provokation, doch sie gab dem Trio Auftrieb. Riedler trat aggressiv einen weiteren Schritt auf MacCord zu. Wäre Rachel lediglich unbeteiligte Beobachterin gewesen, sie hätte schwören können, dass der Gouverneur hier die Oberhand hatte und nicht MacCord. Es würde sie nicht sonderlich überraschen, wenn Riedler im nächsten Moment MacCord zur Kapitulation auffordern würde. Der Gedanke amüsierte sie.
»Nun?«, fragte der Gouverneur und sah auf den Rebellenanführer herab. Eine Konstellation, die diesem nicht gefiel und die seine Frustration nur noch verstärkte. »Sie wollten reden, hier bin ich.«
»Es ist vorbei«, begann MacCord ohne Umschweife.
»Tatsächlich?«
»Allerdings. Sie sind geschlagen. Nomad befindet sich in unserer Hand. Es ist nur vernünftig, sich jetzt zu ergeben, solange sie noch eine halbwegs gute Verhandlungsposition innehaben.«
»Ich wüsste nicht, wozu das gut sein sollte. Ich habe immer noch eine Streitmacht, die bereit und willens ist, dieses Gebäude zu verteidigen.«
»Sie sind ein Narr«, erwiderte MacCord höhnisch. »Wie viele Leute haben Sie noch? Hundert? Zweihundert? Sehr viel mehr können es nicht sein. Sehen Sie sich mal um. Vor der Residenz ist eine Streitmacht von über tausend Mann aufmarschiert. Mit schweren Waffen, Geschützen und Panzern. Was könnten Sie schon dagegenhalten?«
»Wenn das so ist, warum reden wir dann überhaupt? Warum befehlen Sie nicht einfach den Angriff und beenden es? Jetzt!«
»Ihre Leute haben gut gekämpft und ich will nicht mehr Blut vergießen als unbedingt nötig.«
»Und …?«
»Und wenn ich den Angriff tatsächlich befehlen muss, werden noch viele weitere sterben. Und ja, auch meine Männer werden dabei draufgehen. Nicht wenige, zugegeben, aber am Endergebnis wird das nichts ändern. Daher fordere ich Sie jetzt erneut auf. Ergeben Sie sich und retten Sie Leben. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass Ihre Soldaten gut behandelt werden und ich persönlich dafür Sorge trage, dass man sich um Ihre Verwundeten kümmert.«
Beim letzten Satz wandte er unbehaglich den Blick ab. Außerdem pochte seine Vene an der Schläfe wie verrückt. Zwei untrügliche Zeichen, dass der Mann log. Er hatte nicht die Absicht, sein Wort zu halten. Rachel bezweifelte sogar, dass er beabsichtigte, jemanden im Innern
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