Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
effizient.
Doch heute war Zahltag. Die Tage der feigen Konglomeratsregierung waren gezählt. Endgültig. Am Ende dieses Tages befand sich Serena in Händen der Ruul. Natürlich unter Administration der Kinder der Zukunft. Serena würde das erste menschliche System sein, das in die Hände einer neuen Regierung übergehen würde. Der erste Edelstein in seiner Krone. Viele weitere würden folgen. Das hatten die Ruul ihnen versprochen. Die Ruul würden über die Kinder der Zukunft herrschen und die Kinder der Zukunft über die Menschheit. So war es abgemacht.
Als Gegenleistung erwarteten die Ruul lediglich Technologie, menschliche Söldnertruppen für ihre Kriege gegen die anderen Völker der Milchstraße und eine jährlich zu leistende Abgabe in Form von Menschen als Sklaven für die ruulanische Kriegsmaschinerie. Ein lächerlich geringer Preis als Gegenleistung für die Herrschaft über mehr als sechzig Sonnensysteme, wie Borsky fand.
Die Doktrin, dass die Ruul den Menschen überlegen waren und deshalb verehrt werden mussten, war im Grunde seine Idee gewesen. Er konnte es immer noch nicht fassen, wie viele Anhänger er damit hatte begeistern können. Geistlose Massen, die ihm alles glaubten, was er ihnen vorschwadronierte. Innerlich schmunzelte er.
Dummköpfe. Nützliche Trottel.
Beinahe fünf Jahre hatte er auf diesen einen Punkt hingearbeitet.
Bereits ein Jahr nach der ruulanischen Invasion und deren unrühmlichem Ende hatte er die Ruul um einen Planeten als Basis in der RIZ ersucht und still und heimlich damit begonnen, eine Flotte aufzubauen. Er hatte Schiffe gestohlen, gekauft oder sich durch Erpressung angeeignet und dadurch eine recht beachtliche Streitmacht auf die Füße gestellt. Dass er die meisten Schiffe noch heute verlieren würde, kümmerte ihn wenig. Sobald Serena gefallen war, gehörten ihm sämtliche Schiffe der 9. Flotte. Sie lagen hilflos vor Anker und warteten nur darauf, von ihm in Besitz genommen zu werden.
Deshalb war es auch völlig egal, ob er die Hälfte, drei Viertel oder auch fast alle Schiffe verlor. Nach dem heutigen Tag befehligte er erneut eine Flotte. Eine richtige Flotte diesmal. Seine Lippen kräuselten sich vor Vorfreude.
Er hatte alles so sorgfältig geplant.
Und nun wagte es dieser Land tatsächlich, von seinem sorgfältig ausgearbeiteten Plan abzuweichen. Dass dieser Möchtegern-Admiral plötzlich abdrehte und Kurs auf seine wehrlose Flotte nahm, war nicht vorgesehen gewesen. Borsky würde nur äußerst ungern das Feuer auf Lands Schiffe eröffnen, während dieser zwischen der 9. Flotte kreuzte. Jeder Fehlschuss würde zwangsläufig Schäden an Borskys neuen Schiffen verursachen. Vielleicht war genau das Lands Absicht. Unsportliches Verhalten. Borsky fluchte innerlich. Wenn er etwas verabscheute, dann schlechte Verlierer.
Commander Mai-Li Ngyen – die XO der Revenge – schwebte zu ihm, während sie sich immer wieder zur Navigationsstation umsah, um dort einige Anzeigen abzulesen. Die Schwerelosigkeit war ein störender Faktor seiner Schiffe. Aber auch das würde sich bald erledigt haben, sobald er die modernen Schiffe Lands befehligte. Ngyen war nicht wirklich Commander. Borsky bezweifelte, dass sie überhaupt schon mal eine Militärakademie von innen gesehen hatte.
Der Großadmiral hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, sich nur mit absolut loyalen Menschen zu umgeben. Menschen, die eher sterben würden, als die Sache zu verraten. Das minderte die Gefahr von Verrat enorm. (Einige Zellen waren gerade durch abtrünnig gewordene oder umgedrehte Mitglieder der Organisation an die ROCKETS verraten und ausgeschaltet worden.) Unter diesem Gesichtspunkt vergab er auch seine Offiziersränge. Und eine Flotte brauchte nun mal ein funktionierendes Offizierskorps. Egal, ob die Ränge ohne jegliche Qualifikation verliehen wurden oder nicht.
»Was gibt es, Mai-Li?«
»Die feindliche Flotte hat Richtung Südpol abgedreht.«
Borsky verdrehte innerlich die Augen bei Mai-Lis nervtötender Angewohnheit, das Offensichtliche zu wiederholen.
»Das kann ich sehen. Gibt es dafür auch einen logischen Grund?«
»Ähm …«
»Was ähm?«
»Ich bin mir nicht sicher. Die Sensoren fangen vom Südpol in unregelmäßigen Abständen Energiewerte auf, wie ich sie noch nie gesehen habe.«
Borsky widerstand nur mit Mühe der Versuchung, seine XO darauf hinzuweisen, dass das ja kein Kunststück war, da sie ja kein ausgebildeter Raumoffizier sei. Mai-Li zu brüskieren wäre allerdings nur
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