Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
jetzt angebracht gewesen. Von der ordentlichen Versorgung der Wunde an ihrer Wange ganz zu schweigen. Ein gehetzt aussehender Arzt der Miliz hatte sich die Wunde kurz angesehen und sie mit einer stinkenden Tinktur eingerieben. Seitdem schmerzte sie stärker als zuvor.
Doch bevor sie sich um Dinge wie Duschen oder ärztliche Versorgung kümmern konnte, hatte sie Wichtigeres zu erledigen. Sie war stinksauer. Man hatte ein regelrechtes Killerkommando auf sie angesetzt. Gerade in dem Moment, in dem sie einem weiteren Puzzleteil auf die Spur gekommen war. Das war bestimmt kein Zufall.
Es gab einen Menschen auf der Station, der ihr jetzt einiges zu erklären hatte.
Sie machte sich nicht einmal die Mühe, Calough zu informieren, sondern eilte auf direktem Weg zur Pathologie, kaum dass ihr Shuttle aufgesetzt hatte.
Zu ihrer Überraschung war Calough jedoch bereits vor Ort. Und er war nicht der Einzige. Vor dem Pathologischen Institut von Central hatte sich eine ansehnliche Menschenmenge versammelt, die sich nicht nur aus Mitgliedern des Militärs zusammensetzte, sondern auch aus etlichen Zivilisten. Sie alle wurden durch eine menschliche Demarkationslinie aus Flottenoffizieren zurückgehalten. Allesamt Soldaten der Stationssicherheit.
Blaurücken waren auch anwesend, hielten sich aber zu Rachels Verwunderung auffallend bedeckt. Außerdem waren es weit weniger, als Maxwell hätte schicken können.
Beide Ellbogen benutzend schob sie sich durch die dicht gedrängte Menge; Flüche und gemurmelte Beschimpfungen hinter sich lassend. Ein Lieutenant der Stationssicherheit wollte sie aufhalten, doch nach einem kurzen Blickwechsel mit Calough ließ er sie passieren.
»Commander«, begrüßte sie den Mann.
»Major. Sie sehen übel aus.«
»Danke, sehr freundlich.«
Ein entschuldigendes Lächeln huschte über sein Gesicht, war aber sofort wieder verschwunden. »Tut mir leid. Meine Mutter hat keinen Lügner großgezogen.«
»Auch keinen übermäßig taktvollen Mann«, gab sie entnervt zurück. Insgeheim wusste sie natürlich, dass Calough es nicht so meinte und sie wirklich einen schrecklichen Anblick bot, doch nach den Erlebnissen in Nomad war sie im Moment in keiner besonders gnädigen Stimmung. Dies blieb auch dem Commander nicht verborgen.
»Ihr kleiner Ausflug ist anscheinend nicht so verlaufen, wie sie es gehofft hatten?!«
»Zum Teil. Nerves konnte in der Tat einiges Licht in die ganze Sache bringen.«
»Ach, wirklich?!« Calough zog neugierig eine Augenbraue hoch.
»Und ob. Ich weiß, wem er die Drogen verkauft hat, mit denen David ausgeschaltet wurde.« Ihre Lippen teilten sich zu einem humorlosen Lächeln. »Somit gibt es einen neuen Hauptverdächtigen, der mir einige Fragen beantworten wird.«
Die Tür zur Pathologie öffnete sich und zwei Marines trugen eine Bahre heraus, auf dem sich ein Leichensack befand. Der Reißverschluss war etwa bis zum Hals der Leiche zugezogen. Das Gesicht war jedoch erkennbar.
Rachels Lächeln verblasste schlagartig. Der Mann auf der Bahre war Randolph.
»So eine verdammte …!«
»Was ist denn?«
»Da wird gerade mein Hauptverdächtiger weggetragen!«, wetterte Rachel, wobei es ihr kaum gelang, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.
Calough sah ungläubig den Marines und deren Last auf der Bahre hinterher.
»Randolph?!«
»Randolph«, bestätigte sie.
»Das darf doch nicht wahr sein!« Caloughs Stirn legte sich in Falten, als er über das Gehörte nachdachte. »Obwohl es einiges erklären dürfte.«
»Nämlich?«
»Kommen Sie«, forderte er sie auf, die Pathologie zu betreten.
Das Innere des Untersuchungsraumes war verwüstet. Keine Liege, keine Lampe, kein Instrument schien sich mehr an seinem rechtmäßigen Platz zu befinden.
»Du meine Güte«, hauchte Rachel. »Weiß man schon, wie es passiert ist?«
»Nicht genau, aber wir haben uns eine Theorie zusammengereimt.«
»Lassen Sie mal hören.«
»Es waren mindestens fünf. Dies geht aus den Zugangsdaten der Sicherheitsprotokolle hervor. Sie besaßen gefälschte Ausweise. Professionelle Fälschungen, aber fiktive Namen. Bei den auf den Papieren angegebenen Einheiten hat man noch nie etwas von ihnen gehört.«
»Und weiter?«
»Sie kamen hier herein, haben die Einrichtung zu Kleinholz verarbeitet und Randolph mit einem Genickschuss getötet.«
»Eine regelrechte Hinrichtung.«
»Der gleiche Gedanke ist mir auch gekommen. Dieses Chaos, das sie hier angerichtet haben, dient vermutlich nur der Tarnung ihres
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