Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
hatten nicht die Absicht, Gefangene zu machen – oder lästige Zeugen zurückzulassen. Sie überprüfte das Magazin ihrer Waffe. Das Ergebnis war niederschmetternd. Sieben Kugeln plus des Projektils in der Kammer. Damit konnte man nicht unbedingt ein größeres Gefecht auskämpfen.
Etwas vor dem Büro regte sich. Sie hörte Geräusche und geflüsterte Gespräche. Grinsend zog sie sich von der Tür zurück und ging hinter dem massiven Schreibtisch in Deckung. In gewisser Weise standen die Männer draußen vor einem ähnlich großen Problem wie sie selbst. Sie konnte zwar nicht raus, die anderen aber auch nicht rein. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht lebensmüde waren. Immerhin mussten sie – zu Recht – davon ausgehen, dass sie bewaffnet war.
Eigentlich war das Beste, was sie tun konnte, auszuharren. Die Schießerei konnte nicht unbemerkt geblieben sein. Und mit etwas Glück würde die Miliz irgendwann eintreffen, um für Ordnung zu sorgen. Vorausgesetzt, die verantwortlichen Offiziere hatten etwas mehr Verantwortungsgefühl als der Lieutenant, dem sie zuvor begegnet war. Aber an so etwas wollte sie momentan gar nicht denken.
Ihre Angreifer konnten also nicht wissen, ob und wann die Miliz eintreffen würde. Sie standen unter gehörigem Zeitdruck, die Sache zu einem Abschluss zu bringen. Ergo: Sie mussten unbedingt hereinkommen, um sie zu erledigen. Und wenn sich Rachel nicht sehr täuschte, dann starteten sie in den nächsten Minuten ihren ersten Versuch.
Als hätte ihr Gedanke sie beschworen, erschien rechts des Türrahmens der Lauf einer Waffe. Und kurz darauf auch links. Geduldig wartete sie ab und duckte sich hinter ihrer provisorischen Deckung.
Ihren Erwartungen folgend, eröffneten beide Waffen das Feuer in den Innenraum des Büros. Es handelte sich um halb automatische Handfeuerwaffen, die innerhalb von drei Sekunden in der Lage waren, ein Magazin mit zwanzig Projektilen zu entleeren. Die Schützen machten davon reichlich Gebrauch.
Sie verfeuerten jeweils zwei Magazine, bis sie sich endlich trauten, weiter vorzurücken. Rachel hielt sich zurück, bis sich beide halb durch den Türrahmen geschoben hatten. Sie warf sich seitlich zu Boden, sodass gerade ihr Kopf und ihre Schultern aus der Deckung lugten. Sie zog den Abzug zweimal durch. Einer der Schützen wurde im Hals getroffen und stolperte gurgelnd zurück. Der zweite hatte mehr Glück. Die Kugel traf ihn in die rechte Schulter, wirbelte ihn herum und schickte ihn benommen zu Boden.
Er besaß aber noch die Geistesgegenwart, aus ihrer Schusslinie zu robben. Rachel verzichtete darauf, ihm einen weiteren Schuss hinterherzuschicken und ihn dadurch zu erledigen. Sie würde jede einzelne Patrone noch dringend brauchen und so, wie es aussah, würde ihr die Munition ausgehen, bevor dem Gegner die Männer ausgingen.
Sie riss sämtliche Schubladen heraus, in der Hoffnung, noch das eine oder andere Magazin für ihre Waffe zu finden. Fehlanzeige. Nerves schien der einzige Unterweltboss zu sein – beziehungsweise gewesen zu sein –, der seinen Arbeitsplatz nicht als improvisiertes Waffenlager nutzte.
Weitere geflüsterte Stimmen vor der Tür. Langsam wurde es wirklich brenzlig. Zu ihrem Glück wussten ihre Gegenüber nicht, wie knapp ihr Munitionsvorrat bemessen war. Ansonsten wären sie mit Sicherheit mutiger gewesen.
Erneut knallten Schüsse in den Raum und zwangen sie, den Kopf einzuziehen. Der Geschosshagel hielt mehrere Minuten an, in denen die Einrichtung des Büros fein säuberlich zu Kleinholz verarbeitet wurde. Insgeheim fragte sie sich, wie lange der Schreibtisch – so massiv er auch war – dem Beschuss würde standhalten können.
Unter dem Deckungsfeuer ihrer Kollegen stürmten zwei weitere Angreifer – ein Mann und eine Frau – das Büro. Rachel hatte keine andere Wahl, als das Feuer zu erwidern. Der Mann rannte geradewegs in ihre Schusslinie und wurde dafür mit einem Treffer in die Herzgegend bestraft. Die Frau schoss zurück, bevor auch sie getroffen zusammensank. Der Großteil der Salve verfehlte Rachel nur knapp und stanzte ein ungerades Muster in die Wand hinter ihr. Doch eins der Projektile streifte ihre rechte Wange.
Die Wunde brannte sofort höllisch und sie spürte Blut ihre Wange und den Hals hinabrinnen. Mit zusammengebissenen Zähnen ignorierte sie den Schmerz und zwang sich dazu, die Waffe weiterhin auf die Tür gerichtet zu halten.
Von ihrer derzeitigen Position aus war sie in der Lage, den Innenraum des Clubs besser im
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