Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Blickfeld zu behalten. Drei Gegner erledigt, einer verwundet. Noch mindestens sieben übrig. Und vier Kugeln in ihrer eigenen Waffe. Sie fluchte unterdrückt. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut.
Sie kicherte, als sich unerwartet ein humoristischer Gedanke in den Vordergrund schob. Die vier Kugeln mochten vielleicht ausreichen, wenn ihre Gegner die Freundlichkeit besaßen, sich hintereinander aufzustellen und für ein paar Sekunden stillzustehen. Sie verdrängt den Gedanken wieder. Er war zu ablenkend.
Die Miliz ließ sich ziemlich viel Zeit. Das Ganze erinnerte sie an alte Western. Sie war der belagerte Cowboy und draußen warteten die Indianer auf ihre Chance. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass die Miliz die Rolle der Kavallerie übernahm, und die kam ja bekanntlich immer in letzter Minute. Hoffentlich kam sie diesmal nicht zu spät.
Gestalten schlichen geduckt in Position. Durch das Halbdunkel des Clubs nur als undeutliche Schemen zu erkennen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das es der letzte Angriff sein würde.
Einer der Männer fiel ihr besonders ins Auge. Ein dunkelhäutiger Riese von Mann. Selbst auf diese Entfernung konnte sie deutlich die hässliche Narbe auf seinem Gesicht erkennen. Dieser Kerl dirigierte den Angriff. Und er benahm sich, als hätte er sie schon in der Tasche. Sie grinste zynisch.
Noch nicht, du Dreckskerl!
In einer fließenden Bewegung nahm sie ihn ins Visier und schoss. Der Mann reagierte blitzschnell. Schneller, als sie es je für möglich gehalten hätte. Schneller, als sie je einen Menschen erlebt hatte.
Er duckte sich hinter einem umgestürzten Tisch. Doch dort blieb er nicht, sondern bewegte sich geschmeidig weiter. Nutzte jede Form der Deckung, die sich ihm bot, bis er außer Gefahr war. Sie schoss erneut und verfehlte ihn auch diesmal knapp. Der Mistkerl war trotz seiner Größe und Statur ungeheuer flink.
Sie hatte zwei Patronen vergeudet und nichts Relevantes getroffen. Das versprach noch ein interessanter Tag zu werden. Weitere Salven peitschten durch den Raum und zwangen sie zurück in Deckung. Jede neue Salve fetzte mehr Holz von dem ohnehin schon übel mitgenommenen Möbelstück, das ihr als Versteck diente.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie schon weitere Angreifer durch den Raum stürmen. Und es gab kaum etwas, das sie dem noch entgegensetzen konnte. Mit zwei Patronen ließ sich nicht allzu viel auf die Beine stellen.
Doch so plötzlich, wie der Beschuss begann, so plötzlich endete er auch. Der Kugelhagel hörte von einer Sekunde zur nächsten auf. Aus ihrem Versteck beobachtete sie den Tanzraum des Clubs und realisierte erstaunt, dass sich die überlebenden Angreifer hastig zurückzogen.
Das blecherne Geräusch mehrerer Schüsse hallte durch die Luft. Rachel zuckte reflexartig zusammen, doch nichts geschah. Die Schüsse kamen von draußen. Ein Mann, der ganz eindeutig zu ihren Angreifern gehörte , torkelte durch die Eingangstür und brach schließlich vor den Füßen des dunkelhäutigen Anführers der Truppe zusammen. Dieser sah sich noch einmal um und warf Rachel dabei einen mörderischen Blick zu. Dann war auch er verschwunden.
Unsicher, ob es sich nicht einfach nur um einen Trick handelte, verharrte sie regungslos in ihrem Versteck und hielt die Waffe dabei fest umklammert.
Endlos erscheinende Sekunden vergingen. Aus Sekunden wurden Minuten. Rachel bewegte sich unruhig. Was ging hier nur vor?
Vom Eingang des Clubs drangen nun endlich lautstark polternde Geräusche und gebrüllte Befehle an ihr Ohr. Jeder Muskel in Rachels Körper spannte sich an, in der Annahme, dass ihre Gegner wieder zurück seien. Undeutliche Gestalten wühlten sich durch das Chaos, in dem der Tanzraum sich befand.
Doch diese Gestalten hielten klobige Gewehre in den Händen. Vor Erleichterung wäre Rachel beinahe in Tränen ausgebrochen, als sie die grauen Uniformen der Miliz erkannte.
10
Rachel kehrte erst am späten Abend nach Central zurück. Die Miliz war gerade noch rechtzeitig auf der Bildfläche erschienen, um sie zu retten. Kehrseite der Medaille: Man hatte sie fast den ganzen restlichen Tag festgehalten und zu den Geschehnissen befragt. Der Beitrag, den sie zur Aufklärung leisten konnte, war jedoch dürftig.
Denn das wenige, das sie wusste, wollte sie dem Miliz-Offizier auf keinen Fall mitteilen. Nun kehrte sie mit mehr Fragen als Antworten auf die Station zurück. Nerves’ Blut klebte immer noch an ihrer Uniform. Eigentlich wäre eine Dusche
Weitere Kostenlose Bücher