Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
auf. Sein Gesicht wirkte aschfahl. Vincent erkannte, dass irgendetwas seinen XO zutiefst schockiert haben musste.
»Was ist denn?« Der Kommandant der TKS Lydia setzte sich alarmiert auf.
»Das werden Sie mir nie glauben.«
»Wie viele Schiffe?«, fragte Nogujama immer noch kopfschüttelnd.
»Drei«, antwortete Vincent DiCarlo. Rauschen überlagerte kurzfristig die Funkverbindung. Die nahe Sonne störte immer wieder die Funkverbindung. »Umgebaute Frachter, wie die Kinder der Zukunft sie sehr gerne verwenden. Wir haben die Schiffe gescannt. In zwei halten sich ausschließlich Menschen auf – und im dritten Menschen und ein Meskalno.«
»Quel Thai«, wisperte Agent Bates leise.
»Haben Sie sie bereits angefunkt?«
»Noch nicht. Ich wollte erst einmal Bericht erstatten.«
»Gibt es Reaktionen auf Ihre Annäherung, Commodore?«
»Nein«, erwiderte Vincent. »Keine Reaktionen. Die rühren sich nicht von der Stelle. Ich könnte mir vorstellen, die sind genauso überrascht, uns zu sehen, wie andersherum. Die drei Schiffe halten Position knapp außerhalb der Korona. Das ist glatter Selbstmord, was die da machen.«
»Er hat recht«, bestätigte Bates mit Blick auf Tyler und Coltor. »Je nachdem wie lange sie sich dort bereits aufhalten, sind die Besatzungen schon so gut wie tot. Der Schaden, den sie durch die Strahlung erlitten haben, wird irreversibel sein.«
»Sie haben also nichts mehr zu verlieren«, antwortete Tyler nachdenklich.
»Richtig«, stimmte Bates zu, »nicht das Geringste.«
»Die Lydia wäre spielend in der Lage, mit allen drei Schiffen fertigzuwerden«, fuhr Vincent fort. »Das Problem ist die Geisel.«
»Bleiben Sie bitte auf Empfang, Commodore«, wies Nogujama ihn an und schaltete die Leitung auf stumm.
»Nun?«, fragte er in die Runde. »Irgendwelche Vorschläge?«
»Eine gewaltsame Befreiung scheint mir die einzig sinnvolle Methode zu sein«, sagte Bates mit dem Brustton der Überzeugung.
»Sind Sie sicher?«, fragte Tyler zweifelnd. »Diese Fanatiker bringen Quel Thai um, falls ihre Schiffe geentert werden.«
»Es seit denn«, sinnierte David Coltor vor sich hin, »sie wissen gar nicht, dass sie geentert werden.«
»Interessant«, sagte Bates. »Worauf wollen Sie hinaus?«
Anstatt zu antworten, fragte David: »Hat DiCarlo Schemata der gescannten Schiffe mitgeschickt?«
Bates nickte.
»Lassen Sie mal sehen.«
Bates drückte zwei Knöpfe und über dem Tisch erschien das durchsichtige Hologramm eines klobigen, unförmigen Frachters. David begutachtete das Schema einige Augenblicke und schnalzte schließlich mit der Zunge.
»Da«, sagte er. »Da sieht’s ganz gut aus.«
»Was sieht gut aus?«, fragte Bates und beugte sich (ebenso wie Tyler und Nogujama) näher an das Hologramm.
»Sehen Sie dort? Das ist eine Frachtrampe auf der Oberseite des Schiffes. Dort könnte man die Luke öffnen und in das Schiff eindringen, ohne Alarm auszulösen.«
»Das ist aber extrem schwierig«, erwiderte Bates zweifelnd. »Ein falscher Handgriff und das Enterkommando entlüftet das gesamte Schiff.«
»Für meine ROCKETS wäre der Plan ohne Weiteres durchführbar. Sie sind für solche Aktionen trainiert.«
»Sind Sie sicher?«, meinte Tyler. Als Coltor mit erhobener Augenbraue aufsah, hob die Präsidentin abwehrend die Hände. »Nichts gegen Ihre ROCKETS, Colonel, aber die Aufgabe ist zu delikat, um sie in den Sand zu setzen. Die Meskalno drohen mit Krieg, falls Quel Thai etwas geschieht. Vielleicht wäre uns mit Verhandlungen besser gedient.«
»Die Kinder der Zukunft werden nicht verhandeln«, erwiderte David voller Überzeugung. »Falls sie der Meinung sind, keine Wahl mehr zu haben, werden sie eher all ihre Schiffe in die Luft jagen, als sich uns zu ergeben. Einschließlich aller Personen, die sich an Bord befinden.«
»Ich fürchte, er hat recht, Frau Präsidentin«, schloss sich Bates dieser Einschätzung an. »Eine Intervention der ROCKETS erscheint mir auch als die beste Lösung.«
»Mit den größten Erfolgsaussichten«, sagte Nogujama.
»Das schmeckt mir nicht«, sagte Tyler wenig überzeugt, »doch ich beuge mich Ihrem Urteil. Und welches Team wollen Sie schicken?«
David überlegte. »Keines der Teams ist vollzählig. Alle haben Verluste erlitten. Hinzu kommt, dass die Teammitglieder nicht alle über ausreichend Kampferfahrung verfügen. Ich schicke nur vier ROCKETS. Ein ganzes Team wäre zu viel des Guten und könnte darüber hinaus auch leichter entdeckt werden. Je
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