Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
inzwischen den Planeten auf den Kopf. Ohne Erfolg. Die Kinder der Zukunft und ihre Geisel blieben verschwunden.
Ein interessantes Problem , dachte Nogujama bei sich. In der Tat.
Im Grunde bezweifelte er, dass sich die Geisel überhaupt noch auf MacAllister aufhielt. Manch einer hätte diesen Gedanken als Intuition bezeichnet. Nogujama neigte dazu, seine Schlussfolgerung auf Erfahrungswerte zurückzuführen. Es ergab einfach keinen Sinn, auf MacAllister unterzutauchen. Wären sie noch hier, würde es nicht lange dauern, bis sie die Aufständischen und ihre Beute fanden. Logisch wäre es, stattdessen den Planeten schnellstmöglich zu verlassen. Je länger sie sich der Gefangennahme entzogen, desto mehr Schaden richteten sie mit ihrer Aktion an. Eines war ganz sicher. Die Meskalno würden sicherlich nicht sehr viel länger auf Ergebnisse warten.
In diesem Fall jedoch standen die Kinder vor einem ganz anderen Problem. Kein Schiff und kein Shuttle durfte MacAllister verlassen, solange die Konferenz tagte. Hierzu bedurfte es einer Sondergenehmigung und eines speziellen Sicherheitscodes. Ansonsten würde man sofort und ohne Vorwarnung abgeschossen.
Wenn man alles in die Rechnung mit einbezog, dann hatten die Kinder der Zukunft bei der Planung ihres Angriffs und der anschließenden Flucht Hilfe. Nogujama schnaubte leicht. Das war keine Überraschung. Diesen Verdacht hegte er bereits geraume Zeit. Die Angriffstruppen der Aufständischen waren zu gut informiert, zu zielstrebig – zu eingeweiht. Er neigte leicht den Kopf, um den Raum mit einem Blick zu überfliegen. Sein Blick streifte Pommeroy und Hahlbach, Bates, sogar Coltor. Wer mochte der Verräter sein, der den Kindern half?
Er schüttelte den Kopf und zwang sich, diese Fragen hintanzustellen. Quel Thai genoss jetzt oberste Priorität.
Warum ihn überhaupt entführen? Warum ihn nicht an Ort und Stelle umbringen? Chaos zu verbreiten, gehörte zu den erklärten Zielen der Kinder der Zukunft. Chaos zu verbreiten und die Regierung zu destabilisieren. Quel Thais Gefangennahme würde zweifelsohne Chaos erzeugen. Nun war auch klar, welchem Zweck dieser erste Bombenanschlag diente. Dadurch wurden sie gezwungen, den Konferenzort in ein anderes Hotel zu verlegen. In eines, das kleiner war als das vorherige, was letzten Endes den Angriff erst ermöglicht hatte. Sehr wahrscheinlich, dass dies von vornherein der Beweggrund für die Tat war.
Das brachte ihn in der Frage, wo sich der Meskalno nun aufhielt, aber um keinen Deut weiter.
Also gut , dachte Nogujama. Vorausgesetzt, ich habe recht und die Kinder haben den Meskalno bereits von dem Planeten runtergeschafft. Wo ist er jetzt?
Aus dem System selbst konnten sie ihre Beute nicht geschafft haben. Das System war von der Außenwelt abgeschottet worden und ein Durchbruch wäre nicht verborgen geblieben.
Ein Bericht Commodore DiCarlos kam ihm in den Sinn, den dieser kurz nach dem Angriff übermittelt hatte. Der Bericht beinhaltete mehrere versteckte Funkmeldungen von und nach MacAllister.
Die Lydia hatte das ganze System mehrere Male gescannt und nichts Ungewöhnliches entdeckt. Nogujama überlegte angestrengt. Das Fehlen von Hinweisen stellte an und für sich schon einen Hinweis dar, sogar einen wichtigen. Die Sensoren der Lydia gehörten zum besten technologischen Schnickschnack, den das Konglomerat zu bieten hatte. Wenn dieses Schiff zu keinem befriedigendem Ergebnis kam, dann musste etwas die Sensoren stören.
Nogujamas Blick richtete sich schlagartig auf das Symbol, das die Sonne MacAllisters darstellte. Seine Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln.
»Hab ich euch, ihr Scheißkerle«, murmelte er vor sich hin.
»Sir?«, fragte Commodore Vincent DiCarlo verwirrt nach.
»Sie haben mich richtig verstanden«, wiederholte Nogujama seinen Befehl. »Rücken Sie zur MacAllister-Sonne vor und untersuchen Sie das Gebiet gründlich. Ich bin sicher, Sie werden mehrere Schiffe vorfinden, die sich nahe der Korona verstecken. Durch die Strahlung, die von der Sonne ausgeht, würden sich Schiffe, die sich dort verstecken, von Sensoren nicht entdeckt.«
»Admiral Nogujama«, räusperte sich Vincent. »Das ist zwar … denkbar …«
»Aber?«
»Je länger sich Schiffe dort aufhielten, desto höher wäre der gesundheitliche Schaden, den ihre Besatzungen zu erleiden hätten. Schutzschilde helfen nicht gegen Sonnenstrahlung. Man müsste schon selbstmordgefährdet sein, um diesen Platz als Versteck auch nur in Erwägung
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