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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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der hatte nicht nur im übertragenen Sinn keine Existenzberechtigung für diese Gesellschaft mehr, sondern verlor die Lebenslizenz, es sei denn, er gehörte zu einer der privilegierten Familien, oder seine Angehörigen waren wohlhabend genug, ihn für den Rest seines Lebens zu verstecken.
    7.
    Der Bus hielt. »Flohmarkt«, tönte es aus dem Lautsprecher. »Eine Stunde Aufenthalt.«
    »Hier auf dem Markt können Sie sich ungefährdet bewegen«, erklärte der Reiseleiter, »bitte verlassen Sie das Gebiet jedoch unter keinen Umständen! Und denken Sie daran: In den Nolands werden weder Kreditkarten noch Schecks akzeptiert. Wer es vergessen hat, kann bei mir Bargeld erhalten. Zahlen Sie möglichst nur mit Münzen, und lassen Sie nie größere Geldbeträge sehen!«
    »Wieso behauptet er, daß man ausgerechnet hier ungefährdet sei?« Timothy zeigte auf die finsteren Gestalten, die mit unbewegter Miene die Busse anstarrten.
    »Die Reiseunternehmen schließen Verträge mit den Vandymen ab, die den Markt kontrollieren«, antwortete Smiley.
    »Verduften wir hier?«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich aber erst später.«
    »Dann bleibe ich im Bus. Die Luft hier drinnen ist bestimmt besser, und ich weiß genug über Elend, ich muß es nicht auch noch aus der Nähe begaffen.«
    »Komm, Tiny! Es würde auffallen, wenn wir uns nicht wie normale Touristen benehmen.« Smiley zerrte Timothy am Ärmel hoch. »Wir passen schon auf dich auf.«
    Bud und Sidney Spencer hielten sich dicht hinter ihnen. Es gab weder Stände noch Wege wie sonst auf Flohmärkten. Die Andymen standen einzeln herum, und zwischen ihnen gab es genügend Platz, um ungehindert hindurchzulaufen. Die Spencers hielten Teleskopruten in der Hand, um jeden wegzuscheuchen, der zudringlich werden wollte, doch niemand bedrängte sie. Man musterte sie nur abschätzend, und erst wenn sie sich einem Andyman näherten, griff der in seinen Beutel und zeigte, was er anzubieten hatte; zumeist aus Abfällen gefertigte Souvenirs, die oft überraschenden Einfallsreichtum und künstlerischen Sinn für Formen und Farben bewiesen, aber auch original verpackte Waren, sogar elektronische Geräte und Bausteine. Obwohl das mit Sicherheit Diebesgut war, wurden die Sachen nicht billig angeboten; in den Nolands mochte es zwar alles geben, doch alles mußte illegal hierhergebracht werden.
    Timothy hatte erwartet, daß es in den Nolands jede Form der Prostitution geben würde, aber er war doch entsetzt, was für Dienstleistungen ihm mit ungerührter Miene angeboten wurden, ein entsetzliches, deprimierendes, grausames Spektrum nicht nur sexueller Perversionen, am stärksten jedoch erschütterten ihn die Transplantations-Offerten.
    Violets, die hierher geflüchtet waren, um sich nicht einen im Gerichtsurteil festgelegten Teil ihres Körpers abnehmen zu lassen, boten nun, nur um wieder aus den Nolands herauszukommen, als Ultima irratio jedes Organ und jeden Teil ihres Körpers freiwillig an. Sie entblößten den violetten Streifen am Hals und hielten ihnen die Certificate hin, um nachzuweisen, daß sie als gesunde Organspender klassifiziert worden seien. Ihre Preise waren hoch, gewiß wollten sie sich eine »Tote Seele« kaufen; 50 andere dagegen, zumeist keine Violet-Collars und oft schon grausam verstümmelt, hatten derart niedrige Preise, daß sie durch den Verkauf eines Teils ihres Leibes bestimmt nur das Geld für Rauschgift erwerben wollten.
    Im Erdgeschoß einer Warenhausruine an der Südseite verkauften fliegende Händler Medikamente. Auch Reisende aus ihrem Bus musterten die ausschließlich in versiegelten Originalpackungen ausliegenden Waren. Timothy wunderte sich nicht über den Andrang. Krank werden bedeutete leicht Gefährdung oder gar Verlust des Arbeitsplatzes, also unterdrückten viele die Krankheit, solange es ging, behandelten sich selbst oder zahlten zwar die Arzthonorare, holten die Medikamente jedoch in einem der halblegalen »Black Drugstores« oder in den Nolands. Zu einem Bruchteil des Preises, weil hier die Gewinnspannen der Apotheken und der Ärzte wegfielen, die am Profit der von ihnen verordneten Medikamente beteiligt waren. Die Pharmakonzerne, die natürlich auch die illegalen Händler belieferten, profitierten aber immer noch genug. Gewiß, man konnte auch in eine der Öffentlichen Kliniken gehen, doch bei der »PUBLIC HEALTHFARE« lief man immer Gefahr, krank geschrieben und dann dementsprechend kontrolliert oder in eine Klinik eingewiesen zu werden.
    Ein Mann rief mit

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