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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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schicken, der ein Problem hat.«
    »Ich übernehme keine Aufträge mehr«, erklärte Timothy.
    »Kein Auftrag. Du sollst es dir nur anhören, vielleicht hast du eine Idee. Oder blockiert dich deine Liebesgeschichte derart, daß dich das Schicksal von ein paar hundert Kindern nicht mehr interessiert?«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Timothy. »Ich war noch nie so an Kindern interessiert wie heute.«
    Hank und Phil schliefen. Timothy hatte Mühe, sie wachzurütteln. Sie seien fertig, erklärten sie. Timothy überzeugte sich anhand der Multispektral-Aufnahmen, daß der »Laurin« tatsächlich wieder so aussah, wie er ihn übernommen hatte. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Am liebsten hätte er auf der Stelle Grandma angerufen, sie solle ihr Gerät abholen lassen, er habe es sich anders überlegt. Natürlich rief er nicht an. Man soll schlafende Hunde nicht wecken. Und Bigbosse schon gar nicht.
    »Es wird nicht allzu schwer sein, den ›Laurin‹ nachzubauen«, erklärte Hank, »scheint sogar, als hätten wir schon eine Idee für eine verbesserte Variante, auf die GENERAL MOTORS noch nicht gekommen ist; das würde das Gerät wesentlich leichter und handlicher machen.«
    »Wie schnell könntet ihr so eine Tarnkappe bauen?« erkundigte sich Timothy.
    »Ein paar Wochen wird es schon dauern«, sagte Phil. »Leider. Uns wäre wohler, wir hätten sie schon. Hast du eine Ahnung, wie wir hier ungesehen wieder wegkommen? Zumal mit dem ganzen Material?« Er nickte in Richtung der beiden Container.
    »Da ihr fertig seid, wird das nicht so schwer sein«, erwiderte Timothy. »Der Wetterbericht kündet für heute abend eine Inversionslage an, Alarmstufe sieben. Der Smog soll steigen und sich etwa in Höhe der achthundertsten Etage mit den Wolken vereinen. Ich werde verabreden, daß euch ein Helicopter abholt; ihr müßt nur zur angegebenen Zeit kurzfristig ein Peilfeuer errichten. Heute nacht wird in der Luftüberwachung der Teufel los sein, da kümmert sich kein Schwein um einen Helicopter, der an einem leeren Penthaus notlandet.«
    Kurz vor eins schlug der Communicator an; Timothy befürchtete schon, es sei Grandma oder einer ihrer Leute, aber vor der Tür stand eine Frau um die Vierzig, die sich als Inspektorin der Haushygiene ausgab; sie müsse sein Appartment auf Schädlingsbefall kontrollieren.
    »Ich bin Maud«, sagte sie, sobald Timothy die Wohnungstür hinter ihr geschlossen hatte, und hielt ihm einen Puzzlestein hin; die beiden doppelt geknickten Zungen besagten, daß der Große Bruder sie schickte. Maud bat um Tee. Sie blickte verwirrt und mißtrauisch, als Anne den Tee ins Mausoleum brachte und sich zu ihnen setzte.
    »Du kannst ihr völlig vertrauen«, erklärte Timothy, »sie ist eine von uns. Weißt du, in Kinderfragen fühle ich mich noch ziemlich hilflos, Anne dagegen –« Er lachte. »Um was für Kinder handelt es sich?«
    »Um Engel 54 «, sagte Maud. »Etwa tausend.«
    »Das gibt es wirklich?« rief Timothy. Er hatte schon oft gehört, daß es illegale Kinder geben sollte, aber gleich tausend? »Du meinst UNDERGROUND-Kinder?«
    »Nein, richtige Engel. Und mitten in Chicago. Im Cicero-PARIA 55 .«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!« Timothy sah sie ungläubig an. Gewiß, er kannte die Gerüchte, daß in den PARIAs Menschen leben sollten, aber das war ebenso abenteuerlich wie die Storys über Rostfresser, Mudscraper und Nightmares 56 . Er hatte zwar auf der Universität gelernt, es sei ein ewiges Gesetz des Lebens, daß es in alle nur denkbaren Nischen dringt, doch er konnte sich nicht vorstellen, daß es Menschen gab, die die verwüsteten »Nischen« der Industriegesellschaft besiedelten wie einst die Eskimos die Eiswüsten der Arktis. Es mochte einzelne geben, Ausgestoßene und Verfolgte, die auf der verzweifelten Suche nach einem Platz zum Überleben bereit waren, in jedes Loch zu kriechen, vielleicht sogar in ein PARIA, aber gleich tausend, noch dazu Kinder? Und sicher nicht ohne Angehörige. Unter diesen mörderischen Bedingungen mußte doch jeder bald zugrunde gehen. Oder aufgeben und sich den Behörden stellen, sozusagen legislativen Selbstmord begehen. Aber Maud machte nicht den Eindruck, als wolle sie ihm mit Science-fiction kommen. Timothy lehnte sich zurück und faltete die Hände über der Brust. »Berichte.«
    »Wir haben jetzt erst davon erfahren«, begann Maud. »Wer sollte auch auf die Idee kommen, daß im Cicero-PARIA Menschen leben, du?«
    Timothy schüttelte den Kopf. Die Regierung hatte das Gebiet

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