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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Psychologie. Und es gibt wenig Experten, die die Kunst der Befragung wirklich beherrschen. Es bedarf einer langen Ausbildung. Folter ist heutzutage eine Wissenschaft.«
    »Und ich dachte, Sie holen sich einfach ein paar Sadisten«, sagte Timothy.
    »Sadisten sind da völlig fehl am Platz!« Devlin schüttelte empört den Kopf. »Befrager müssen eiskalt sein. Sadisten folgen eher ihrem Trieb als den Notwendigkeiten der Untersuchung, und bei den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, kann der Delinquent nur zu schnell den Verstand verlieren. Das verlangt delikates Fingerspitzengefühl. Der Sinn der Folter ist es ja nicht, jemanden zu quälen, sondern ihn gefügig zu machen.« Devlin sah Timothy in die Augen. »Leider kann man nicht alles damit erreichen. Sonst würden Sie längst für mich arbeiten.«
    »Sie kennen meine Gründe –« Timothy hob bedauernd die Hände.
    »In meiner neuen Position bin ich in der Lage, Ihnen ein gutes Angebot zu machen, Mister Truckle: Niemand außer mir wüßte von unserer Zusammenarbeit, und wir müßten uns nie persönlich treffen. Ich denke an eine Direktschaltung in Ihr Appartement; das ist einfacher, als Sie wahrscheinlich vermuten.
    Ich weiß, dachte Timothy, aber weißt du, daß ich es weiß? »Da ich mit Druck wenig bei Ihnen erreiche«, fuhr Devlin fort, »möchte ich Sie in Versuchung bringen. Ich kann Ihnen praktisch alle Wünsche erfüllen: Frauen, Delikatessen, Informationen – nicht nur für Ihren Job, auch privat! Sagten Sie nicht einmal, Sie seien an Geschichte interessiert? Ich könnte Ihnen Zugang zu den ›Historischen Dateien‹ verschaffen.«
    »Ich?« Timothy tat entsetzt. »Ich finde es äußerst weise von unserer Obrigkeit, die Geschichte unter Verschluß zu halten. Was schert mich die Vergangenheit. Je weniger man über die Vergangenheit weiß, desto weniger kommt man in Konflikt mit der Gegenwart, und nur die allein zählt.«
    »Es freut mich, daß Sie es so sehen«, sagte Devlin. »Aber denken Sie auch an die Zukunft! Wie wird die Ihre aussehen? Sie haben sich schon eine Menge Feinde gemacht, mächtige Feinde. Ich weiß ja nicht, was Sie mit Gwendolyn Magginthy hatten, aber sie spricht nicht gerade freundlich von Ihnen.«
    »Undank ist der Welt Lohn«, erwiderte Timothy. »Aber ich habe auch Freunde gefunden.«
    »Ich zähle dazu. Und für meine Freunde –« Devlin lächelte verheißungsvoll. »Mir stehen alle Arten von Drogen zur Verfügung. Gratis und unbegrenzt.«
    Daher also weht der Wind, dachte Timothy.
    »Danke!« Er legte so etwas wie Rührung in seine Stimme. »Ich gebe zu, ich habe es versucht. Sie verstehen, nach solch einer Enttäuschung! Leider vertrage ich keine Drogen. Ich habe fast alles durchprobiert. Schade.«
    »Es gibt eine neue Erfindung, von der Sie sicher nichts wissen«, sagte Devlin. »Sie hat nicht einmal einen Namen, nur eine Codebezeichnung: SYND. Ein handliches Gerät, das man an jeden Computer anschließen und mit dem man sich Träume programmieren kann, was sage ich, Träume – richtige Erlebnisse! Alles. Gucken Sie nicht so ungläubig, Mister Truckle. Das ist nicht wie die Videowelten der herkömmlichen Traumfabriken. Obwohl SYND direkt, unter Umgehung der Sinnesorgane, auf das Gehirn wirkt, glauben Sie, alles mit eigenen Sinnen zu erleben.«
    »Es bleiben doch Surrogate«, warf Timothy ein.
    »Bei SYND gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Realität und Fiktion. Sie können erleben, was immer Sie wollen. Und mit wem Sie wollen. Sie brauchen nur die entsprechenden Bilder und Daten einzuspeisen. Haben Sie einen Ödipus-Komplex? Möchten Sie Ihre Mutter als Geliebte? Möchten Sie als Junge Ihren Vater ermordet haben? Bitte schön! Eine Reise zu einer fernen Galaxis, als Ritter an König Artus’ Hof, Christus sein, Dschingis Khan, Einstein, eine vielgeliebte Frau ...?
    SYND läßt es Sie erleben. So wirklich, wie es die Realität selbst nicht besser könnte. Und, Mister Truckle, Sie behalten vor allem bleibende Erinnerungen. Wenn Sie Ihre Biographie korrigieren wollen, ich helfe Ihnen.«
    »Das ist ja unglaublich«, sagte Timothy. »Wenn das auf den Markt kommt –«
    »Wir haben die Produktion erst einmal verboten. Man muß die Auswirkungen derartiger Traumgeräte sorgsam prüfen.«
    Aber für euch habt ihr es natürlich produzieren lassen, dachte Timothy. In den Händen der NSA mußte es eine geradezu teuflische Waffe sein. Damit konnte man jeden schrittweise verrückt machen, so, daß er selbst ganz genau mitbekam, wie

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