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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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»Sie werden bei uns vergeblich nach Babys suchen.«
    »Und was ist mit den vielen disnormativen Kindern, für deren Untersuchung sich die UNITED eine Lizenz beschafft hat?«
    »Für die Untersuchung, Mister Truckle! Soll man sie einfach wegwerfen? Man muß die Kinder doch wenigstens prüfen, bevor sie annulliert werden. Vielleicht entdeckt man in ihrem Genpool eine sensationelle Mutation? Ich finde es unverantwortlich, die ›lebensunwerten Geschöpfe‹ einfach zu vernichten.«
    Timothy wollte schon beifällig nicken, da fuhr Wintrop fort. »Selbst wenn sie sich nicht als ›hopeful monsters‹ erweisen, so könnten sie doch ›useful monsters‹ sein; man sollte sie allesamt großziehen und als Material für Transplantationen zugunsten der gesunden Menschen nutzen.«
    »Eine Art lebendes Ersatzteillager?«
    »Warum nicht?«
    Timothy nahm schnell einen Schluck Tee, um den würgenden Ekel zu unterdrücken. Welch eine barbarische Version von modernem Kannibalismus. Aber jetzt ging es nicht um moralische Urteile, sondern um Beweise. Er zwang sich ein Lächeln ab.
    »Deswegen also der hermetisch abgesperrte Bereich in York!«
    Timothy klopfte nur auf den Busch; er hatte davon ebensowenig Ahnung wie von den Versuchen, die Wintrop machte, aber mit Sicherheit gab es auch in York einen hermetisch abgeschlossenen Bereich. Wintrops Miene vereiste. »Darüber müssen Sie mit Earl Brooker selbst sprechen. Das gehört nicht zum YORKLAB.«
    »Dann waren die Mutanten in dem abgeschossenen Helicopter für ihn bestimmt?«
    Wintrop sah Timothy lange an, dann erhob er sich grinsend. »Sie werden mich zu keiner Aussage über Dinge bewegen, von denen ich nichts weiß, und ich weiß von keinen Mutanten. Im YORKLAB werden Sie keine finden. Und wenn Sie noch mal etwas von mir wollen, laden Sie mich besser ins Präsidium vor.«
    12.
    Timothy machte sich keine Illusionen, das Gespräch mit Wintrop hatte ihn keinen Schritt weitergebracht. Er suchte verzweifelt nach einem neuen Ansatzpunkt.
    Peter Sayers rief an, er hätte mit dem Chef der Nationalgalerie gesprochen. Der überaus größte Teil der Exponate für die geplante Shopenhower-Ausstellung seien Leihgaben von Samuel S. Brooker, darunter viele Arbeiten, die zum ersten Mal öffentlich gezeigt würden. Sayers gab eine Liste der vorläufigen Auswahl durch, Timothy studierte sie mit wachsender Besorgnis : Sämtliche Werke aus Daniels Wohnung befanden sich darunter. Was, zum Teufel, war da los? Timothy hatte gerade angefangen, Kartoffeln zu schälen, da meldete sich Devlin, und dieses Mal verzichtete er auf jede Höflichkeitsfloskel.
    »Ich dachte, Sie hätten mich auch so verstanden«, sagte Devlin. »Wenn ich um etwas bitte, dann ist das allemal eine Weisung.«
    »Bitte verstehen Sie auch mich, Mister Devlin«, antwortete Timothy freundlich, »ich muß das Gesicht wahren.«
    »Daß Sie Wintrop vernommen haben, ist einfach unverzeihlich! Ich begreife ja, daß Sie so tun möchten, als arbeiteten Sie wirklich für die Bachstelze, aber Sie müssen es ja nicht übertreiben. Und Sie müssen nicht zu Ergebnissen kommen, oder? Um es unmißverständlich zu formulieren, Mister Truckle: Es liegt im Interesse der Vereinigten Staaten – und in Ihrem eigenen! –, wenn Sie Ihre Zeit lieber mit Kochen verbringen. Oder mit Träumen.« Devlin schaltete aus, ohne sich zu verabschieden.
    Kurz darauf klingelte es. Phil Coats stand vor der Tür, die beiden Hunde an der Leine. Er himmelte Timothy mit großen Augen an.
    »Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß ich die Dackel gut pflege«, sagte er. »Sehen Sie, wie das Fell glänzt. Nochmals: danke schön!« Er schlang seinen Arm um Timothys Hals, dabei flüsterte er ihm ins Ohr.
    »Paps wartet in der ›Stardust‹-Bar. Er will sie zufällig treffen.«
    »Schon gut, Phil«, sagte Timothy. »Ich freue mich, daß es dich glücklich macht.« Er wartete ein paar Minuten, bevor er zum Lift ging.
    »Sie waren schon lange nicht mehr oben«, sagte der Liftboy. »Und wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, Sir, Sie sehen nicht sehr gesund aus. Ich denke, Sie arbeiten zu hart.«
    »Stimmt, Bud.« Timothy rempelte den Liliputaner freundlich mit der Schulter. »Sie sehen auch so aus, als brauchten Sie dringend Erholung. Wir Zwerge haben es nicht leicht, was?«
    »Ich bin froh, daß ich den Job habe, Sir. Da arbeite ich gerne zwei Schichten.«
    Coats hantierte mit dem Barkeeper hinter dem Tresen herum. Als der Keeper aufblickte und automatisch zum Schalter griff, um einen

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