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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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sich sein Geist verwirrte. Wenn man nicht mehr unterscheiden konnte, was wirkliche Erinnerung und was Manipulation war, wenn man scheibchenweise die eigene Biographie und damit die Individualität verlor, wenn sich gegenseitig ausschließende Erinnerungen im Gehirn aufeinanderstießen ... Warum sagte Devlin ihm das? Als Drohung? Und wenn es wirklich ein Angebot war, wie weit mußte er gehen, bevor er einen SYND-Apparat in die Hand bekam?
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Timothy. »Es klingt sehr verlockend.«
    »Ja, nicht wahr?« Devlin stand auf. »Eines wüßte ich noch gerne: Womit hat Deborrah Johnson Sie in der Hand?«
    Er legte Timothy den Arm um die Schulter. »Sie müssen es mir nicht verraten, aber machen Sie keine Dummheit. Setzen Sie nicht auf das falsche Pferd. Wann immer Sie Hilfe brauchen, ich bin für Sie da. Und ich möchte Ihnen noch einen guten Rat geben, Mister Truckle: Das ist kein Fall für Sie.«
    Timothy holte sich erst einmal einen Whisky, als Devlin gegangen war. Hoffentlich war es wirklich nur ein gut gemeinter Rat gewesen, sonst saß er mächtig in der Klemme. Es gab wohl keinen dümmeren Platz als zwischen den widerstreitenden Interessen zweier rivalisierender Staatsorgane. Wo lagen die Interessen der NSA? Die der Bachstelze kannte er ... Wirklich? Timothy gestand sich ein, daß er nur wußte, wo sein Interesse an den Mutanten lag. Er stürzte sich verbissen in die Arbeit.
    Am späten Nachmittag wurde er zum ersten Mal fündig. Samuel S. Brooker war in den letzten Wochen wiederholt nach Kankakee geflogen, und als Timothy jetzt systematisch suchte, stieß er schnell darauf, daß Brookers Enkeltochter Harriett, jetzt Miss Reuben Thatcher, dort einen kleinen Landsitz besaß. Timothy bestellte Smiley zu sich.
    Kurz vor Mitternacht brachte Napoleon die zweite verheißungsvolle Spur. Er hatte seine Recherchen aus eigener Initiative auf York ausgedehnt und war ausgerechnet hier, wo man doch angeblich nur mit Mikroben, Bazillen und Hefen laborierte, auf Wegwerfwindeln gestoßen. Die drei Babys im YORKLAB-Kinderhort konnten schwerlich jeden Monat zwei Container Pampers verbrauchen.
    Timothy gab Napoleon neue Aufträge, stieg in die Wanne, legte den Kopf in die Halterung und ließ sich und seine Gedanken treiben. Irgendwann schlief er ein, irgendwann wachte er auf, setzte sich zu Napoleon, studierte, was er recherchiert hatte, und stieg wieder ins Wasser. Gegen Morgen schickte er eine Nachricht ins Präsidium, daß er den Besuch der Bachstelze erwarte. Er saß noch beim Frühstück, als sie eintraf.
    »Sie haben den Fall gelöst?« rief sie begeistert. »Ich wußte doch, Sie würden –«
    »Gemach, gemach!« Timothy stoppte ihren Redefluß. »Setzen Sie sich, und trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir, Debby. Soweit sind wir leider noch nicht. Ich gehe davon aus, daß wir wenig Zeit haben, richtig?« Die Bachstelze nickte eifrig.
    »Ich habe einen Vorschlag. Ich möchte den Fall sozusagen im Handstreich lösen. Mit einem Überraschungsangriff auf Doktor Wintrop, den Chef von YORKLAB. Er ist gestern nach Chicago gekommen, und ich bin sicher, die Mutanten waren für ihn bestimmt. Ich möchte versuchen, ihn im Gespräch zu überrumpeln. Es würde doch für Ihre Zwecke genügen, wenn ich auf diese Weise herausbekomme, was hinter der Sache steckt.«
    »Das schon, ich weiß nur nicht, wie Sie diesen Doktor überhaupt dazu bringen wollen, Ihnen Rede und Antwort zu stehen, Tiny.«
    »Nun, Sie müßten mir schon ein wenig staatliche Autorität verleihen. Soweit ich weiß, existiert noch immer das alte Gesetz, nach dem jeder Polizist jederzeit jeden Bürger, der weiß, geistig gesund und über einundzwanzig ist, als Deputy Marshal vereidigen darf.«
    Die Bachstelze hätte sich fast an ihrem Kaffee verschluckt. Sie lief krebsrot an.
    »Ich bin weiß, geistig gesund und über einundzwanzig.«
    »Das ist die verrückteste Idee, die Sie je hatten, Tiny!« Die Bachstelze kicherte prustend, dann erhob sie sich und setzte eine feierliche Miene auf.
    »Timothy Truckle, stehen Sie auf und erheben Sie die rechte Hand zum Schwur –«
    11.
    »Sie sind Marshal Truckle?« Wintrop starrte Timothy ungläubig an.
    »Kommen Sie erst einmal herein«, sagte Timothy, »dann will ich mich gerne legitimieren. Sie sehen auch nicht gerade wie der Chef eines der führenden Laboratorien der Staaten aus.«
    »Stimmt.« Wintrop lachte spitzbübisch, und jetzt, da seine olivfarbene Haut die Glätte verlor, sah Timothy, daß

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